Bessere Diagnostik mit Biomarkern?
Bericht:
Dr. Felicitas Witte
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Goldstandard für die Diagnose, Prognose und Therapie einer Lupusnephritis ist die Nierenbiopsie, aber sie ist invasiv und die Auswertung aufwendig. Forscher aus China stellen Alternativen vor:1 Biomarker im Urin, die einen Podozytenschaden anzeigen.
Etwa jeder zweite Patient mit systemischem Lupus erythematodes (SLE) entwickelt eine klinisch relevante Nierenerkrankung, und ungefähr jeder zehnte Patient mit Lupusnephritis bekommt eine chronische Nierenerkrankung bis zum Stadium 5. Diese ist mit einer erheblichen Morbidität und mit erhöhter Mortalität verbunden – Patienten mit chronischer Nierenerkrankung im Endstadium haben ein dreifach erhöhtes Sterberisiko.2, 3
Die Lupusnephritis ist gekennzeichnet durch einen glomerulären Schaden mit Entzündung, Zellproliferation und Nekrose, was zu Podozytenschaden und tubulären Zellschäden führt. Eine frühe Diagnose und Therapie sind essenziell, um die Nierenfunktion möglichst lange zu erhalten und Morbidität und Mortalität zu reduzieren. Ein Nierenbefall äußert sich oft mit wenig oder keinen Symptomen; bemerkbar machen kann sich die Lupusnephritis im Rahmen der regelmäßigen Kontrolluntersuchungen. Bei Verdacht auf eine Lupusnephritis – also bei einer persistierenden abnormen Proteinurie mit einer Protein/Kreatinin-Ratio im Urin von >0,5mg/g mit oder ohne aktives Harnsediment (dysmorphe Erythrozyten ≥5 Zellen und/oder Zylinder) – und/oder einer verringerten oder abnehmenden glomerulären Filtrationsrate ohne erklärbare Ursache sollte man eine Nierenbiopsie durchführen lassen.4 Nutzen und Risiko müssen jedoch sorgsam abgewogen werden, vor allem wenn es sich um wiederholte Biopsien handelt.
Forscher vom Tongji Shanxi Hospital in Taiyuan, China, sehen ein Potenzial für Biomarker aus dem Urin als nichtinvasive Alternative zur Nierenbiopsie.1 Die Forscher haben in ihrer Übersichtsarbeit Biomarker vorgestellt, die einen Podozytenschaden anzeigen. Podozyten, Endothelzellen und die glomeruläre Basalmembran bilden die glomeruläre Filtrationsbarriere. Die Podozyten regulieren die glomeruläre Filtration, sie sind für den ringförmigen Aufbau des Glomerulums wichtig, sind in lokale immunologische und inflammatorische Vorgänge involviert und produzieren Substanzen, die die endotheliale Zellpermeabilität und Proliferation beeinflussen, unter anderem den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor (VEGF). Funktionieren die Podozyten nicht richtig, trägt dies maßgeblich zur Entwicklung einer Proteinurie bei.
Ein Podozytenschaden ist mit diversen Nierenkrankheiten assoziiert, darunter auch mit der Lupusnephritis. Eine Podozyturie scheint mit der Progression einer Lupusnephritis einherzugehen. Podozyten lassen sich im Urin von Patienten mit Lupusnephritis nachweisen, während gesunde Menschen oder SLE-Patienten mit adäquater Nierenfunktion keine Podozyten im Urin haben. Die Zahl der Podozyten im Urin korreliert mit der Proteinurie und mit Hämaturiewerten im Urin.
Werden die Podozyten geschädigt, gelangen diverse Podozytenteile in den Urin, die dann als Biomarker detektiert werden könnten. Urin-Biomarker haben gemäß den chinesischen Autoren einige Vorteile: Um sie zu gewinnen, braucht man keine Blutabnahme und keine Biopsie, man kann die Podozytenfunktion regelmäßig beobachten, und der Urin kann einfach gesammelt werden. Im Vergleich zu Serum-Markern spiegeln die Urin-Marker zudem das aktuelle Krankheitsgeschehen wider. Die Forscher haben sich auf die Podozyten-Marker konzentriert, weil diese die Entzündung in der Niere und damit die Aktivität der Lupusnephritis genauer anzeigen würden als andere Marker.
In der Studie werden folgende Gruppen von Urin-Biomarkern vorgestellt:
-
dedifferenzierte Podozyten im Urin
-
Podozytenmikropartikel
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urinlöslicher Urokinase-Plasminogen-Aktivator-Rezeptor (suPAR)
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T-Zell-Immunglobulin Mucin 1 (Tim-1)
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Kalzium/Calmodulin-abhängige Proteinkinase IV (CAMK4)
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Ubiquitin-Carboxy-Terminal-Hydrolase L1 (UCH-L1)
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metabolische Fingerabdrücke («metabolic fingerprints»)
Die beschriebene Studie zu den Biomarkern ist allerdings noch in einem ziemlich frühen Stadium und weit davon entfernt, validiert zu sein. Ob und welche Biomarker Einzug in die klinische Praxis finden werden, wird sich zeigen.
Literatur:
1 Guo Z et al.: Urinary biomarkers associated with podocyte injury in lupus nephritis. Front Pharmacol 2024; 15: 1324540 2 Almaani S et al.: Update on lupus nephritis. Clin J Am Soc Nephrol 2017; 12: 825-35 3 Parikh SV et al.: Update on lupus nephritis: core curriculum 2020. Am J Kidney Dis 2020; 76(2): 265-81 4 Aringer M et al.: 2019 European League Against Rheumatism/American College of Rheumatology classification criteria for systemic lupus erythematosus. Arthritis Rheumatol 2019; 71(9): 1400-12
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