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Fett oder nicht Fett, das ist hier die Frage

<p class="article-intro">Während selbst heute wieder in so manchen Kulturen üppige Körperformen mit Fertilität, Reichtum oder Schönheit assoziiert werden, ist das europäische Schönheitsideal mit einem straffen, schlanken Körper verknüpft. Ein eigener Themenblock auf der diesjährigen Gemeinschaftstagung der ÖGDC und ÖGDKA war dem Thema Fett gewidmet.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Liposuktion</h2> <p>Indikationen f&uuml;r eine ambulante Liposuktion sind di&auml;t- und sportresistente Problemzonen, die Behandlung der Lipohyperplasia dolorosa (Lip&ouml;dem), die Unterst&uuml;tzung der Gewichtsreduktion und die Hautstraffung, f&uuml;hrte Dr. Sabine Maier von der Privatklinik D&ouml;bling, Wien, aus. Das Lip&ouml;dem, eine vererbte Erkrankung, deren Ursachen weitgehend unbekannt sind und die oft fehl- und unterdiagnostiziert ist, stellt eine sehr gute Indikation f&uuml;r die Liposuktion mit zufriedenen Patienten und guten postoperativen Resultaten dar, best&auml;tigte auch Dr. Spiro Sylvester Schuller, Venex Wien.<br /> Voraussetzungen f&uuml;r eine gelungene Liposuktion gibt es viele. Dazu geh&ouml;ren die genaue Indikationsstellung, ein ausf&uuml;hrliches Aufkl&auml;rungsgespr&auml;ch gem&auml;&szlig; dem Gesetz zur &auml;sthetischen Operation, eine umfassende Anamnese und die Absch&auml;tzung der Erwartungshaltung der Patienten, aber auch Einblicke in das Ern&auml;hrungsverhalten und in welchem Ausma&szlig; Sport betrieben wird, sind wichtige Parameter, um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erzielen. Zur pr&auml;operativen Vorbereitung ist eine antibiotische Abschirmung wichtig, Kompressionen sind postoperativ unerl&auml;sslich. Abgesaugt werden kann jede beliebige Region: Kinn, Nacken, Ober- und Unterarme, weibliche und m&auml;nnliche Brust, Bauch, Taille, R&uuml;cken, Po, H&uuml;ften, Oberschenkel, Knie, Waden und Fesseln. Dr. Maier verwendet zur Fettabsaugung die Tumeszenzlokalan&auml;sthesie (TLA) mit einer reinen Lokalan&auml;sthesie (Klein&rsquo;sche L&ouml;sung) von durchschnittlich 300&ndash;13 000ml. Dadurch erreicht man eine lymphschonende Hydrodissektion des Gewebes. Weitere Vorteile liegen in der Vasokonstriktion, wodurch die Bildung von H&auml;matomen reduziert und Lidocain langsam resorbiert wird (weniger Lidocain- Verbrauch). Die TLA ist schmerzarm, der Patient bleibt durchgehend mobil, die Verwendung d&uuml;nner Kan&uuml;len (1,4mm, 2mm, 3mm, 4mm) ist m&ouml;glich und man erreicht eine starke Straffung nach der Liposuktion.</p> <h2>Eigenfetttransplantation</h2> <p>Dr. Thomas Rappl, plastischer Chirurg an der Medizinischen Universit&auml;t Graz, berichtete &uuml;ber seine Erfahrungen mit der Entnahme, Z&uuml;chtung, Weiterverarbeitung, Kryopreservation und Injektion von Fett. In vielen Fragen herrscht Uneinigkeit in der Literatur, einiges ist nicht erlaubt oder es fehlen schlichtweg Protokolle. Unsicherheit besteht auch in der Frage, welche Vorteile das Zentrifugieren von Fettzellen mit sich bringt: Wie viele Umdrehungen zerst&ouml;ren die Adipozyten? Gibt es Verbesserungen der &bdquo;take rate&ldquo;? Unumstritten ist jedoch, dass man Fett nicht prozessieren darf, beispielsweise durch die Anreicherung mit Stammzellen. Auch das Einfrieren von Fettzellen ist nicht erlaubt. Rappl verwendet im Gegensatz zu fr&uuml;her nur mehr Wegwerfkan&uuml;len und reinjiziert mit der gleichen Kan&uuml;lengr&ouml;&szlig;e, mit der abgesaugt wurde. In seiner Patientenklientel arbeitet er in 80 % mit Fillern und in 20 % mit Eigenfett, um eine Rejuvenation zu bewirken. Durch 2&ndash;3-malige Unterspritzungen mit Nanofett (Augen, &bdquo;tear trough deformity&ldquo;, Oberlippe) oder Mikrofett (Nasolabialfalte) im Intervall von 6 Monaten erreicht man ein lang anhaltendes Ergebnis. Exzessiver Sport oder Di&auml;ten k&ouml;nnten das Ergebnis allerdings komplett zunichtemachen. &bdquo;Fett muss geh&auml;tschelt werden&ldquo;, sagte Rappl, &bdquo;mit Fillern hat man schon nach der ersten Behandlung ein l&auml;nger anhaltendes Resultat.&ldquo; Insgesamt betrachtet ist dieses Gebiet noch relativ wenig erforscht, neuere Studien w&auml;ren w&uuml;nschenswert.</p> <h2>Nicht invasive Lipolyse: Hype oder Folly?</h2> <p>Prof. Dr. Daisy Kopera, MUG, analysierte in ihrem Literatur&uuml;berblick die Effektivit&auml;t verschiedener Methoden zur Reduktion des subkutanen Fettgewebes. Die Kryolipolyse wird in einem Cochrane Review als m&ouml;glicherweise vielversprechende Alternative zu invasiven Ma&szlig;nahmen beschrieben (Ingargioloa MJ et al., 2015). Eine weitere Studie best&auml;tigt die hohe Patientenzufriedenheit, die Aktivierung von Adipokinen und Adiponektinen und eine objektive Reduktion von Fettgewebe (Herold C et al., 2016). Nahrungserg&auml;nzungsmittel wie Koffein und Gr&uuml;ntee- Extrakte verbessern die Ausdauer und regen die Fettverbrennung an, dennoch bleibt die Sinnhaftigkeit von lipolytischen Erg&auml;nzungen als ergogene Nahrung kontroversiell (Kim J et al., 2016). Was die Laserlipolyse betrifft, so waren die meisten Studien hinsichtlich Sicherheit und Effektivit&auml;t inad&auml;quat, die Lipolyse mittels Ultraschall zeigt keine einheitlichen Ergebnisse, obgleich einige Studien eine Umfangreduktion an den Beinen ergaben, aber auch von der Entwicklung einer schmerzhaften subkutanen Fibrose wird berichtet (Milanese C et al., 2014; Greenshaw BN, Cook J, 2015). Die Carboxytherapie ist an verschiedensten Lokalisationen lokal wirksam und es wird &uuml;ber eine durchschnittliche Reduktion von minus 6mm berichtet (Lee GS, 2016), gro&szlig;e kontrollierte Studien fehlen allerdings.<br /> Vitamin D zeigte keine Auswirkungen auf den Fettstoffwechsel. Dass Vitamin-DMangel daf&uuml;r pr&auml;destiniert, adip&ouml;s zu werden, konnte nicht bewiesen werden (Abbas MA et al., 2016). In einer eigenen kontrollierten Pilotstudie mit der Injektionslipolyse (Phosphatidylcholin, 3 Injektionen) wurde keine Reduktion des subkutanen Fettgewebes gesehen, berichtete Prof. Kopera (Kopera D et al., 2008).<br /> Zusammenfassend zitierte Kopera einen Review, der zu dem Schluss kam, dass die noninvasive Reduktion von subkutanem Fettgewebe zu den schnellstwachsenden Gebieten in der &auml;sthetischen Medizin z&auml;hlt. Die Behandlungen mit Kryolipolyse, Laser, Ultraschall und Radiofrequenz k&ouml;nnen als sichere, effektive Methoden beurteilt werden, die konsistente und reproduzierbare Ergebnisse ohne Nebenwirkungen liefern (Kennedy J et al., 2015). Trotz aller divergierenden Ans&auml;tze bleibt die Fettabsaugung in Tumeszenzan&auml;sthesie jedoch weiterhin der Goldstandard in der Behandlung von abdominalem subkutanem Fettgewebe (Friedman DP, 2015).<br /><br /> Zu guter Letzt kann man aber einen sehr seri&ouml;sen Bericht der Koreaner Woo und Kang nicht von der Hand weisen, die die Frage nach der Evidenz der nicht invasiven Lipolyse nach Durchsicht der Literatur folgende Feststellung entgegenhalten: &bdquo;Di&auml;t und Bewegung aktivieren lipolytische Enzyme bei Adip&ouml;sen&ldquo; &ndash; so das Ergebnis aus einem Versuch mit adip&ouml;sen M&auml;usen (Woo K, Kang S., 2016).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Derma_1704_Weblinks_s68_abb1.jpg" alt="" width="1454" height="849" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Derma_1704_Weblinks_s68_abb2.jpg" alt="" width="2186" height="702" /></p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Korrektive Dermatologie, Gemeinsame Jahrestagung der ÖGDC und ÖGDKA, 22.–23. September Wien </p>
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