Jeder zweite Europäer leidet an mindestens einer Hautkrankheit
In einer von der EADV durchgeführten Studie wurden neben der Häufigkeit von Hautkrankheiten auch Patientenerfahrungen, Behandlungsansätze und die Aufgaben von Dermatologen im europäischen Raum verglichen. Eine umfassende Erhebung, deren Analyse Hautkrankheiten in ein neues Licht rücken könnte.
Die Europäische Akademie für Dermatologie und Venerologie (EADV) gab auf ihrem 30. Jahreskongress erstmals Ergebnisse ihrer Erhebung «Burden of Skin Diseases in Europe» bekannt. Dieser zufolge meldete fast die Hälfte (47,9%) der europäischen Gesamtbevölkerung über 18 Jahre in den letzten 12 Monaten mindestens eine dermatologische Erkrankung. Die Studie ist die grösste ihrer Art, die jemals in Europa durchgeführt wurde. Sie enthält Daten von 44689 Erwachsenen aus 27 europäischen Ländern, darunter auch die Schweiz sowie Grossbritannien, Norwegen und alle Länder der Europäischen Union.
Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass von 21401 Personen der Allgemeinbevölkerung 47,9% ab 18 Jahren mindestens eine Hauterkrankung selbst anführen. Der Median bei den Betroffenen lag bei zwei angegebenen Hautkrankheiten. Die Hochrechnung dieser Zahlen auf die gesamte NEUKS-Bevölkerung (Norwegen, Europäische Union, Vereinigtes Königreich und Schweiz) von 408 Mio. Einwohnern im Alter von 18 Jahren zeigt, dass mehr als 195 Mio. Erwachsene in Europa von mindestens einer Hauterkrankung betroffen sind.
Die häufigste Hauterkrankung unter den Befragten ist eine Pilzinfektion der Haut, die bei etwa einer von 10 Personen (9,07%) auftritt. Andere häufige Erkrankungen, die jeweils mehr als eine von 20 Personen betreffen, waren atopische Dermatitis (5,34%), Alopezie (5,22%) und Akne (5,49%). Darüber hinaus wurden von 20% der Personen ab 18 Jahren Hautsymptome bzw. unangenehme Hautempfindungen einschliesslich Spannungsgefühl und Juckreiz als Grund für einen konkreten ärztlichen Beratungswunsch angegeben.
Vor dieser flächendeckenden Studie war wenig über die Prävalenz von Hautkrankheiten in der Allgemeinbevölkerung in Europa bekannt. Darüber hinaus fehlten auf europäischer Ebene solide, objektive und homogene Daten zu den Auswirkungen von Hautkrankheiten auf das Leben der Patienten, einschliesslich ihrer Stigmatisierung und des Einflusses auf die Lebensqualität. Ebenso waren keine Daten zur Wahrnehmung und zum Zugang zu Dermatologen bekannt.
Mit der bevölkerungsbasierten Erhebung bei Erwachsenen im Rahmen der «The Burden of Skin Disease in Europe»-Studie der EADV wurden mehrere Ziele verfolgt. Zuvorderst wurde eine Bewertung der Prävalenz dermatologischer oder venerologischer Erkrankungen in ganz Europa durchgeführt. Als Sekundärziele galt eine Reihe breit gefächerter Untersuchungen. Die Gründe für die Konsultation eines Dermatologen und dermatologische Bedürfnisse der Allgemeinbevölkerung wurden erforscht. Darüber hinaus stellte die Studie die Auswirkungen von Hauterkrankungen auf betroffene Patienten in Bezug auf Lebensqualität, Stigmatisierung, Belastung und die Auswirkungen auf ihr tägliches Leben fest sowie die öffentliche Wahrnehmung von Hautkrankheiten. Unterschiedliche Pflegeansätze und die Rolle des Dermatologen im Vergleich zu Hausärzten, Apothekern oder Krankenschwestern bei der Pflege von Hauterkrankungen wurden erfasst, ebenso die verordneten Behandlungen. Schliesslich lag das Augenmerk auch auf den Reaktionen und dem Vertrauen gegenüber Dermatologen in den verschiedenen Ländern sowie auf der Zufriedenheit von Patienten mit den durchgeführten Eingriffen.
«Als führende europäische Organisation in der Dermatovenerologie spielt die EADV eine wichtige Rolle bei der Bestimmung der Prävalenz und der Auswirkungen von Hautkrankheiten in ganz Europa», sagt Marie-Aleth Richard, Professorin am Universitätsklinikum La Timone in Marseille, EADV-Vorstandsmitglied und Leiterin der Umfrage. «Die Tatsache, dass jeder zweite Mensch in Europa täglich mit einer Hautkrankheit lebt, macht die Haut zum am stärksten betroffenen Organ des Körpers und als Organisation setzen wir uns daher dafür ein, Hautkrankheiten zu einer Priorität der öffentlichen Gesundheit zu machen.»
In einem nächsten Schritt plant die Akademie die vollständige Analyse und Publikation der erhobenen Daten. (red)
Quelle:
Presseaussendung EADV zum 30. Kongress der EADV 2021, 4. Oktober
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