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Kompressionstherapie venöser Unterschenkelgeschwüre

<p class="article-intro">Die Kompressionstherapie ist die grundlegende und wichtigste Behandlungsmodalität bei venösen Ulzera. Ihre Wirksamkeit hängt vorwiegend vom ausgeübten Druck und von der Elastizität des verwendeten Materials ab.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Durch Druckeinwirkung auf das Bein von au&szlig;en wird nicht nur die Mikrozirkulation, sondern auch die Insuffizienz der gro&szlig;en Venen entscheidend verbessert. Dies kann durch verschiedene plethysmografische Methoden sowie durch die Messung des peripheren Venendruckes nachgewiesen werden, welche eine signifikante Reduktion der ambulatorischen ven&ouml;sen Hypertension bei Patienten mit chronischer Veneninsuffizienz zeigt, wenn Kurzzugbinden in mehreren Lagen unter hohem Druck angelegt werden.<br /> Doch nur relativ wenige randomisierte, kontrollierte Studien existieren, welche die allgemeine klinische Erfahrung best&auml;tigen, dass die Kompressionsbehandlung die effektivste konservative Therapiemodalit&auml;t f&uuml;r eine Ulkusheilung darstellt.</p> <h2>Heilungsphase</h2> <p>Wegen der besseren h&auml;modynamischen und klinischen Wirksamkeit von unelastischem Material bevorzugen wir Zinkleimverb&auml;nde (&bdquo;Fischerverb&auml;nde&ldquo;) f&uuml;r die Heilungsphase. Ulzera mit einer Gr&ouml;&szlig;e von weniger als 10cm2 und einer nicht allzu langen Bestandsdauer (k&uuml;rzer als 3 Monate) sollten unter exakter Kompressionstherapie zu circa 70 % innerhalb von 12 Wochen abgeheilt sein. Retromalleol&auml;r gelegene Ulzera sind besonders therapieresistent. Der notwendige Verbandsdruck kann hier nur durch zus&auml;tzliche Schaumgummi- Pelotten erzielt werden.<br /><br /> Eine Frage, die bei unseren regelm&auml;&szlig;ig durchgef&uuml;hrten Kompressionskursen h&auml;ufig gestellt wird, betrifft Wundauflagen. Die ideale Wundauflage sollte das Wundsekret absorbieren, nicht mit der Wunde verkleben und keine Allergien ausl&ouml;sen. Bisher fehlen randomisierte kontrollierte Studien, welche die &Uuml;berlegenheit von speziellen Wundauflagen &uuml;berzeugend nachweisen.</p> <h2>Erhaltungsphase</h2> <p>Oft schwieriger als die Abheilung selbst ist es, ven&ouml;se Ulzera geheilt zu erhalten. Eine Rezidivrate von ungef&auml;hr 30 % betont die Wichtigkeit einer an die Abheilung anschlie&szlig;enden Dauerkompression (Erhaltungsphase). Medizinische Wadenkompressionsstr&uuml;mpfe der Klassen II und III sind die Therapie der Wahl.<br /> Die zweith&auml;ufigste Ursache eines Beingeschw&uuml;rs (~10 % ) ist eine arterielle Minderperfusion, bei der feste Kompressionsverb&auml;nde kontraindiziert sind. Entscheidend ist es, vor Beginn einer Kompressionsbehandlung eine arterielle Verschlusskrankheit durch eine Doppler-Ultraschall- Untersuchung auszuschlie&szlig;en. Bei sogenannten &bdquo;gemischten Ulzera&ldquo;, bei denen zus&auml;tzlich zu der arteriellen Komponente auch ein ven&ouml;s bedingtes &Ouml;dem besteht, vermag eine sorgf&auml;ltige und entsprechend modifizierte Kompressionsbehandlung das Bein zu entstauen und den arteriellen Einstrom zu f&ouml;rdern. In diesen F&auml;llen sollte der Ruhedruck eines Verbandes sich null n&auml;hern. Daf&uuml;r eignet sich nur unelastisches Material. Beim Gehen oder bei passiver Bewegung im Sprunggelenk reduzieren die Massagewellen mit jeder Muskelsystole das &Ouml;dem, sodass es zu einem Anstieg der arteriellen Durchblutung kommt, &auml;hnlich wie nach intermittierender pneumatischer Kompression.</p> <h2>Duplex-Ultraschall-Untersuchung</h2> <p>&Uuml;ber viele Jahre wurde ein ven&ouml;ses Beingeschw&uuml;r mit einem postthrombotischen Syndrom mit Sch&auml;digung der tiefen Beinvenen gleichgesetzt. Da eine kausale Therapie einer Klappensch&auml;digung in den tiefen Beinvenen nicht m&ouml;glich ist, konnte Ulkuspatienten ausschlie&szlig;lich eine konservative Kompressionstherapie angeboten werden.<br /> Durch Duplex-Ultraschall-Untersuchungen wissen wir heute, dass bei mehr als der H&auml;lfte der Patienten mit einem ven&ouml;sen Ulkus lediglich das oberfl&auml;chliche Venensystem gesch&auml;digt ist. Diesen Patienten kann man durch eine Ausschaltung der epifaszialen Refluxe helfen. Als Alternative zu einer Operation ist eine ultraschallgezielte Schaumsklerosierung auch gro&szlig;er Varizen m&ouml;glich, die ohne Narkose und ambulant auch bei &auml;lteren Patienten problemlos durchgef&uuml;hrt werden kann.<br /> Aus diesem Grund ist es sinnvoll, bei jedem Patienten mit einem ven&ouml;sen Ulkus eine Duplex-Ultraschall-Untersuchung durchzuf&uuml;hren, nicht nur um die ven&ouml;se &Auml;tiologie des Ulkus zu beweisen und sich dabei gleichzeitig ein Bild &uuml;ber die arterielle Situation zu machen, sondern auch um jene Patienten herauszufinden, welchen durch eine Therapie von oberfl&auml;chlichen Refluxen geholfen werden kann.<br /> Bei therapierefrakt&auml;ren Ulzera sollte zum Ausschluss einer zugrunde liegenden Neoplasie (z.B. exulzeriertes Basaliom) eine Biopsie des Ulkus durchgef&uuml;hrt werden.</p></p>
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