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Neue Therapiemöglichkeiten für Varizen dank Ultraschall und Radiowelle
<p class="article-intro">Von den in der westlichen Welt lebenden Menschen leiden 30 % unter Varizen und deren Folgeerkrankungen, 60 % weisen minimale Erscheinungsformen wie Besenreiservarizen auf. Weil typische venöse Beschwerden von fast 60 % der Bevölkerung geäußert werden, besteht der Verdacht, dass selbst Minimalvarianten des Krankheitsbildes bereits symptomatisch sein können.</p>
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<p class="article-content"><p>Laut Bonner Venenstudie haben lediglich knapp 10 Prozent der Bevölkerung keine Veränderungen an den Venen.<sup>1</sup> „Damit zählen Varizen zu den häufigen Zivilisationserkrankungen unserer Zeit“, erklärt Dr. Sanja Schuller-Petrovic. „Werden therapeutische Maßnahmen zu spät oder gar nicht getroffen, können irreversible Hautveränderungen bis hin zum Ulcus cruris die Folge sein“, warnt Schuller-Petrovic. Die Prävalenz für venöse Ulzera liegt bei knapp unter 1 % , steigt aber aufgrund der starken Altersabhängigkeit jenseits der 80 auf knapp 4 % . Daten aus Industrieländern zeigen, dass im Schnitt 2–3 % des gesamten Gesundheitsbudgets auf die Versorgung chronischer Wunden entfallen. In Hinblick auf die aktuelle demografische Entwicklung steigt somit die Bedeutung zeitnaher therapeutischer Maßnahmen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Derma_1801_Weblinks_jatros_derma_1801_s18_fotos.jpg" alt="" width="655" height="479" /></p> <h2>Therapiemöglichkeiten</h2> <p>„Das therapeutische Spektrum zur Behandlung von Varizen ist heute breit. Vor der Entscheidung, welche Therapie für den jeweiligen Patienten die beste ist, sind eine genaue Abklärung des tiefen und oberflächlichen Venensystems sowie eine Beurteilung seines klinischen Zustandes erforderlich“, so Prof. Dr. Kornelia Böhler. Prädisponierende Faktoren der Ausbildung von Venenerkrankungen sind: Alter, familiäre Prädisposition, mehrfache Schwangerschaften, Adipositas und eine vorangegangene tiefe Beinvenenthrombose (postthrombotisches Syndrom). Böhler: „Varizen sind klinisch relevant, sobald sie symptomatisch werden. Ab diesem Zeitpunkt sollte eine stadiengerechte Therapie eingeleitet werden.“<br /> Die Basisdiagnostik der chronischen venösen Insuffizienz erfolgt klinisch und apparativ nicht invasiv. „Die klinische Beurteilung eines Beines hinsichtlich Ödembildung, Hautveränderungen und Varizen bleibt von wesentlicher Bedeutung“, betont Böhler. Die Einteilung der klinischen Stadien erfolgt nach international anerkannten Scores wie dem CEAP Score oder dem Venous Clinical Severity Score. Mit diesen Scores werden Klinik wie auch Pathophysiologie, Anatomie, Reflux/Obstruktion und subjektive Beschwerden erfasst. Zur Reflux-/Obstruktionsdiagnostik wird die farbkodierte Duplexsonografie herangezogen. Da für die operative Ausschaltung eines insuffizienten oberflächlichen Venensystems die Durchgängigkeit des tiefen Systems Voraussetzung ist, wird das tiefe System immer mituntersucht.<br /> Alle Therapieformen haben eines gemeinsam: Sie verhindern den venösen Reflux, verbessern den venösen Abstrom nach proximal, senken dadurch den intravenösen Druck, die Ödembildung und die chronische venöse Stauung mit all ihren oben beschriebenen Konsequenzen. Schuller- Petrovic: „Die moderne Varizentherapie ist minimal invasiv, mit geringen postoperativen Nebenwirkungen, geringer Ausfallzeit und bietet nicht nur eine ausgezeichnete Verbesserung der Venenfunktion, sondern auch sehr gute ästhetische Resultate.“ Es handelt sich dabei um endovenöse ultraschallkontrollierte Katheterverfahren.<br /> „Die NICE Guidelines 2013<sup>2</sup> des britischen National Institute for Health and Care Excellence empfehlen bei einer Insuffizienz der Stammvenen an erster Stelle die endovenösen thermischen Katheterverfahren mit Radiofrequenz oder Laser, an zweiter Stelle die ultraschallkontrollierte Schaumverödung und erst an dritter Stelle das Stripping-Verfahren“, erklärt Schuller-Petrovic.<br /> Die Wahl der Therapie sollte die persönliche Lebenssituation des Patienten im Hinblick auf medizinische Grunderkrankungen, Allgemeinzustand und Alter berücksichtigen: „Die modernen Katheterbehandlungen zielen darauf ab, die erkrankten Venen zu verschließen, statt sie zu entfernen“, erläutert Böhler. „Neben Methoden wie der Laserbehandlung, die auf der Einwirkung von Wärme beruhen, können Varizen beispielsweise auch verklebt oder mit Verödungsschaum behandelt werden.“ Statt zahlreicher Schnitte sei für diese minimal invasiven Methoden nur ein kleiner Einstich erforderlich. Der Vorteil: Die Behandlung ist für die Patienten angenehmer, die Heilung erfolgt schneller, die Patienten haben praktisch keine Ausfallzeiten.<br /> Alle neuen Methoden haben eines gemeinsam: Moderne Ultraschalltechnik kommt zum Einsatz. Um Krampfadern mit den schonenden Kathetermethoden erfolgreich behandeln oder veröden zu können, ist die Ultraschalldiagnostik eine grundlegende Voraussetzung.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Derma_1801_Weblinks_jatros_derma_1801_s18_abb1.jpg" alt="" width="1014" height="708" /></p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: ÖGDV-Jahrestagung 2017, 30. November bis 2. Dezember
2017; Presseinformation
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<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p><strong>1</strong> Rabe E et al.: Bonner Venenstudie der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie. Phlebologie 2003 <strong>2</strong> NICE Guidelines 2013: Varicose veins: diagnosis and management</p>
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