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Behandlung der Psoriasis

Neue und vertraute Therapieoptionen

<p class="article-intro">Mit den Fortschritten der Immunologie im Verständnis der Pathogenese der Psoriasis, der Technologie in der Entwicklung von Medikamenten mit erhöhter Selektivität und der Erkenntnis des Systemcharakters der Psoriasis hat sich die Therapie verbessert, ist aber auch komplexer geworden. Der nachfolgende Artikel gibt einen Überblick über Vor- und Nachteile aktuell verfügbarer sowie einen Ausblick auf kommende Therapeutika.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Systemische Therapie</h2> <p>Bei den mittelschweren bis schweren F&auml;llen von Psoriasis, die mittels lokaler Massnahmen und Phototherapie nicht hinreichend kontrolliert werden k&ouml;nnen, sowie bei Psoriasis-Arthritis sind systemische Therapien indiziert. Man unterscheidet die Standardsystemtherapien Methotrexat, Acitretin, Ciclosporin A und die Fumars&auml;ureester von den neueren Biologika.</p> <p><strong>Methotrexat eine g&uuml;nstige Option</strong><br /> Das Methotrexat (MTX) stellt eine g&uuml;nstige und kosteneffektive Option dar mit allerdings begrenzter Langzeitperspektive. Niedrig dosiert (7,5 bis max. 30 mg / Woche) zeigt MTX besonders gute Wirkung bei allen pustul&ouml;sen Formen der Psoriasis, der psoriatischen Erythrodermie sowie der Psoriasis-Arthritis, aber auch bei der ausgedehnten Plaqueform-Psoriasis. MTX wirkt antiproliferativ und antiinflammatorisch durch Hemmung des Enzyms Dihydrofolatreduktase, womit die Bildung des wichtigen Metaboliten Tetrahydrofols&auml;ure aus der Fols&auml;ure verhindert wird. Es f&uuml;hrt in ca. 60 % der F&auml;lle zu einer Verbesserung des Oberfl&auml;chenbefalls der Psoriasis um 75 % (60 % PASI 75).<sup>1, 2</sup> Ein Ansprechen ist innerhalb von 2 &ndash; 6 Wochen zu verzeichnen. Die initiale Gabe ist 7,5 mg pro Woche, aufgrund der variablen Absorptionskinetik bei oraler Gabe ist die parenterale Form zu bevorzugen. Innerhalb der ersten 2 Wochen soll die Dosis auf die normale Erhaltungsdosis von w&ouml;chentlich 10&ndash;15 mg gesteigert werden, die Dosis ist alle 3 &ndash; 4 Wochen anzupassen. Die Gabe von 5 mg Fols&auml;ure p. o. 24 &ndash; 48 h sp&auml;ter verbessert die Vertr&auml;glichkeit. Der haupts&auml;chliche Nachteil des MTX ist die begrenzte Kumulativdosis von ca. 1,5 g, welche typischerweise nach 2 &ndash; 4 Jahren erreicht wird. An dieser Grenze werden heute Prokollagen- III-Bestimmungen (Laboratoires Viollier) oder Leberbiopsien empfohlen, um eine Leberfibrose auszuschliessen.<sup>3</sup></p> <p><strong>Acitretin h&auml;ufig als Kombinationspr&auml;parat</strong><br /> Diese Vitamin-A-Analoga wirken antiproliferativ und immunmodulierend. Das meist verwendete systemische Retinoid Acitretin (Neotigason<sup>&reg;</sup>) zeigt in einer Dosierung von 20&ndash;75 mg 25 &ndash; 41 % einen PASI 75 innert 8&ndash;12 Wochen.<sup>4, 5</sup> Tiefere Dosierungen zeigen keinen Effekt. Acitretin wird bevorzugt bei pustul&ouml;sen Formen der Psoriasis und der psoriatischen Erythrodermie eingesetzt. Die Initialdosis betr&auml;gt gew&ouml;hnlich 0,5 &ndash; 1 mg / kg / Tag. Nach Ansprechen kann auf 0,3 &ndash; 0,5 mg / kg / Tag als Erhaltungstherapie reduziert werden. Da h&auml;ufige, wenn auch meist reversible Nebenwirkungen auftreten und das Medikament als Monotherapeutikum den anderen Pr&auml;paraten unterlegen ist, wird es fast nur als Kombinationspr&auml;parat f&uuml;r die Photochemotherapie benutzt. Hier werden Remissionsraten von &uuml;ber 94 % erreicht. In jedem Fall m&uuml;ssen Patientinnen auf die teratogene Wirkung hingewiesen und f&uuml;r 3 Jahre effektive Antikonzeption betrieben werden.</p> <p><strong>Ciclosporin A als Rescue-Therapeutikum</strong><br /> Das aus dem Bodenschimmel Tolypocladium inflatum stammende, magensaftresistente Peptid Ciclosporin A (Sandimmun Neoral<sup>&reg;</sup>) hemmt nukle&auml;re Transkriptionsfaktoren in T-Zellen. Damit wird eine rasche zellul&auml;re Immunsuppression erreicht. Mit einer oralen Gabe von 2,5 &ndash; 3 mg / kg / Tag in zwei Einzeldosen (der tiefstbeschriebenen Dosierung f&uuml;r Langzeitbehandlung)<sup>6, 7</sup> wird nach 8 &ndash;16 Wochen Therapie in 50 &ndash; 70 % der PASI 75 erreicht.<sup>8, 9</sup> Cyclosporin A hat den Nachteil vieler Nebenwirkungen, darunter die Entwicklung arterieller Hypertonie, Niereninsuffizienz, Tremor, Infektionen, Hypertrichose. Meist kann es nicht l&auml;nger als einige Monate eingesetzt werden, deshalb ist es f&uuml;r die Wahl einer gut vertr&auml;glichen Langzeittherapie f&uuml;r Psoriatiker normalerweise nicht geeignet. Heute wird es prim&auml;r als Rescue-Therapie in Situationen benutzt, in denen der Hautstatus rasch (innert 4 Wochen) verbessert werden muss, wie z. B. bei Psoriasis erythrodermatica.</p> <p><strong>Fumars&auml;ureester zur Langzeittherapie</strong><br /> Die Fumars&auml;ureester (Fumaderm<sup>&reg;</sup>) haben seit ihrer Entwicklung durch den selbst von Psoriasis betroffenen Chemiker Schweckendiek ihre Wirksamkeit in doppelblinden Studien unter Beweis gestellt.<sup>10&ndash;12</sup> Diese Stoffklasse ist ein Nebenprodukt im Zitratzyklus und hat den Vorteil eines sehr sicheren Wirkungsprofils, obschon es sich beim Therapiestart h&auml;ufig mit l&auml;stigen Nebenwirkungen bemerkbar macht, wie z. B. durch Flush, Kopfschmerzen, &Uuml;belkeit, Diarrh&ouml; und passagere Lymphopenie. Wird es aber toleriert, kann es &uuml;ber Jahrzehnte eingenommen werden und die Psoriasis vollst&auml;ndig unterdr&uuml;cken. Der PASI 75 wird nach 16 Wochen von 50 &ndash; 70 % der Patienten erreicht.<sup>10&ndash;12</sup> Es ist in der Schweiz nicht zugelassen, kann aber nach eingeholter Kostengutsprache der Krankenkasse unkompliziert &uuml;ber internationale Apotheken bezogen werden. Ein anderes Fumars&auml;ure-Pr&auml;parat ist in der Schweiz neu zugelassen (siehe unten).</p> <p><strong>Dimethylfumarat-Therapie</strong><br /> Die Dimethylfumarat(DMF)-Therapie (Skilarence<sup>&reg;</sup>) hat aktuell im Februar 2019 die Zulassung zur Behandlung von mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis in der Schweiz erhalten.<sup>13</sup> Das sogenannte Hybrid-Generikum enth&auml;lt nur DMF, hat aber die Galenik des in Deutschland seit 1994 erh&auml;ltlichen Fumars&auml;ureester(FAE)- Vielstoffgemisches Fumaderm<sup>&reg;</sup>.<br /> In einer Phase-III-Zulassungsstudie (BRIDGE) wurde gezeigt, dass die Wirksamkeit und Sicherheit von der DMF-Monotherapie dem FAE-Vielstoffgemisch nicht unterlegen war. Die Patienten erreichten in dieser Studie nach der nur sehr kurzen Behandlungsdauer von 16 Wochen einen PGA 0&ndash;1 in 33 % der F&auml;lle (PASI &ge; 75 , 37,5 %).<sup>14</sup><br /> Langzeitdaten aus einer retrospektiven Studie (FUTURE) &uuml;ber FAE aus Deutschland zeigten weiter eine gute und nachhaltige klinische Wirksamkeit bei gleichzeitig g&uuml;nstigem Sicherheitsprofil, wobei 80 % der Patienten FAEs als systemisches First-Line-Therapeutikum erhalten hatten. Die magensaftresistenten Tabletten, welche in 30 mg und 120 mg erh&auml;ltlich sind, werden bei Therapiebeginn w&ouml;chentlich in 30 mg- Schritten auftitriert (1:1:1), um einen m&ouml;glichst vertr&auml;glichen Einstieg zu gew&auml;hrleisten.<sup>13</sup> Die durchschnittliche Erhaltungsdosis liegt danach bei ca. 3 x 120 mg t&auml;glich.<sup>15</sup><br /> Die h&auml;ufigsten Nebenwirkungen von DMF sind gastrointestinale Ereignisse, Flush-Symptomatik und Lymphopenie. Diese wurden in Studien gr&ouml;sstenteils als leicht bewertet und bilden sich h&auml;ufig im Behandlungsverlauf zur&uuml;ck. Allgemein m&uuml;ssen Patienten unter FAEs aber regelm&auml;ssig klinisch und im Labor nachkontrolliert werden, da Leuko- und Lymphopenien auch noch im sp&auml;teren Verlauf auftreten k&ouml;nnen.<sup>13, 16, 17</sup><br /> Gem&auml;ss europ&auml;ischem Expertenkonsensus von Ende 2018 erlaubt das g&uuml;nstige Sicherheitsprofil von FAEs zusammen mit ihrer Langzeitwirkung eine therapeutische Option der ersten Wahl, um eine nachhaltige Kontrolle der Erkrankung bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer chronischer Psoriasis zu erreichen, wenn die Erkrankung mit topischen Behandlungen und Phototherapie nicht ausreichend kontrolliert werden kann.<sup>16</sup></p> <h2>Biologika und Small Molecules</h2> <p>Da die Psoriasis als eine T-Zell-vermittelte Immunerkrankung aufgefasst wird, in der auch Zytokine eine wesentliche Rolle spielen, ergeben sich spezifische Ansatzpunkte f&uuml;r eine Therapie. Die Substanzklasse der Biologika, namentlich rekombinanter Antik&ouml;rper bzw. l&ouml;slicher Rezeptoren, k&ouml;nnen T-Zell-aktivierende Zytokine effektiv hemmen. Aktuell in der Schweiz f&uuml;r die Behandlung der mittelschweren bis schweren Plaque-Form-Psoriasis im Erwachsenenalter unter bestimmten Voraussetzungen zugelassen sind die Tumor-Nekrose- Faktor(TNF)-&alpha;-Antagonisten Infliximab (Remicade<sup>&reg;</sup>), Etanercept (Enbrel<sup>&reg;</sup>) und Adalimumab (Humira<sup>&reg;</sup>), der IL-12/23- Blocker Ustekinumab (Stelara<sup>&reg;</sup>) und der IL-17A-Antagonist Secukinumab (Cosentyx<sup>&reg;</sup>) und Ixekizumab (Taltz<sup>&reg;</sup>) sowie der IL-23-Antagonist Guselkumab (Tremfya<sup>&reg;</sup>).</p> <p><strong>TNF-&alpha;-Blocker</strong><br /> Etanercept (Enbrel<sup>&reg;</sup>) ist ein l&ouml;slicher TNF-&alpha;-Rezeptor, der s. c. gegeben wird. Man benutzt w&ouml;chentlich 50 mg, bei schweren F&auml;llen 2 x w&ouml;chentlich 50 mg. Das Medikament f&uuml;hrt bei 30 % innert 12 Wochen zu einer 75 %-Verbesserung des PASI.<sup>18</sup> Es ist als einziges Biologic auch bei p&auml;diatrischer Psoriasis zugelassen (ab 2 Jahren in einer Dosierung von 10 mg).<sup>19</sup> F&uuml;r die Zukunft stellt sich insbesondere f&uuml;r die Psoriasis- Arthritis im Kindesalter die Frage, inwieweit eine fr&uuml;hzeitige Behandlung mit Etanercept einen destruierenden und invalidisierenden Verlauf verhindern kann.<br /> Infliximab (Remicade<sup>&reg;</sup>) ist ein chim&auml;rer Maus-Mensch-Antik&ouml;rper gegen TNF-&alpha;, der nach der initialen Aufdosierung alle 8 Wochen als Infusion verabreicht wird. Es ist bei schweren Patienten g&uuml;nstig, da es gewichtsadaptiert gegeben werden kann, und ist der aktuell wirksamste TNF-&alpha;-Antagonist, hat aber den Nachteil einer nachlassenden Wirkung &uuml;ber l&auml;ngere Zeit wegen einer Antik&ouml;rper-Bildung.<br /> Adalimumab (Humira<sup>&reg;</sup>) ist ein vollhumanisierter TNF-&alpha;-Antik&ouml;rper, der alle 2 Wochen s. c. gespritzt wird und eine gute Effektivit&auml;t mit grosser Patientenautonomie kombiniert. Sowohl Infliximab als auch Adalimumab sind dem Etanercept in der Wirkungsst&auml;rke &uuml;berlegen.</p> <p><strong>IL-12/23-Blocker</strong><br /> Der IL-12/23-Blocker Ustekinumab (Stelara<sup>&reg;</sup>) ist ein vollhumanisierter Antik&ouml;rper, der die gemeinsame Untereinheit von IL-12 und IL-23 bindet. Beide Zytokine sind in lokalen Immunreaktionen wichtig. Obwohl sie f&uuml;r die Entwicklung psoriatischer Hautver&auml;nderungen unabdingbar sind, scheinen sie nicht essenziell zu sein f&uuml;r die normale Immunit&auml;t, da in Studien keine signifikanten unerw&uuml;nschten Wirkungen aufgetreten sind im Placebovergleich. Auch in Langzeitstudien zeigten sich keine erh&ouml;hten Infektionsraten, was das Medikament zu einer der sichersten Psoriasistherapien &uuml;berhaupt macht.<sup>20, 21</sup></p> <p><strong>IL-17A-Blocker</strong><br /> Ein weiteres Biologikum, das im Jahr 2015 auf den Markt gekommen ist, ist der IL-17A-Blocker Secukinumab (Cosentyx<sup>&reg;</sup>). IL-17A ist ein Botenstoff, der u. a. von den T-Helferzellen vom Typ 17 (Th17) produziert wird und sehr spezifisch f&uuml;r lokale Entz&uuml;ndungen verantwortlich ist, indem neutrophile Granulozyten und Monozyten lokal an Orte der Entz&uuml;ndung rekrutiert werden. Der Vorteil dieser selektiven Hemmung der Immunantwort ist, dass die Nebenwirkungen aufgrund der Hemmung dieser Zytokine begrenzt sind. Secukinumab wird innerhalb des ersten Monats w&ouml;chentlich 300 mg s. c. verabreicht, ab Woche 5 erfolgt eine monatliche Applikation. Zwei Phase-III-Studien &uuml;ber Secukinumab bei mittelschwerer bis schwerer Psoriasis zeigen, dass eine PASI- 75-Verbesserung zu Woche 12 der Psoriasistherapie im Vergleich zum Zustand vor der Therapie 77,1 % bis 81,6 % aller Patienten erreichten. In einer Vergleichsstudie wurde gegen eine Behandlung mit Etanercept verglichen, hier erreichten nur 44 % den PASI 75 zu Woche 12, w&auml;hrend Placebo diesen Endpunkt jeweils in weniger als 5 % der F&auml;lle erreichte. Zur Woche 52 zeigte sich ein PASI-90-Ansprechen bei 39 % bei Enbrel, Secukinumab 300 mg war zu diesem Zeitpunkt bei 70,6 %. Die Nebenwirkungen der IL-17-Antagonisten wurden in Phase-III-Studien untersucht.<sup>22</sup> Das Medikament zeigte ein &auml;hnliches Sicherheits- und Nebenwirkungsprofil wie die &auml;lteren Biologika. Im Vergleich zu Placebo zeigte sich in der Induktionsperiode eine leicht erh&ouml;hte Inzidenz von unerw&uuml;nschten Wirkungen, insbesondere diejenigen infekti&ouml;ser Art. IL-17 spielt eine Schl&uuml;sselrolle in der Abwehr von mukokutanen mikrobiellen Erregern. Diese werden unter anderem durch neutrophile Granulozyten abgewehrt, f&uuml;r welche IL-17A eine wichtige Rolle f&uuml;r die Migration und Granulopoese spielt. Dies erkl&auml;rt, warum die Inzidenz von unkomplizierten Candida-Infektionen dosisabh&auml;ngig erh&ouml;ht ist. Alle Candida-Infektionen konnten mit Standardtherapeutika behandelt werden und f&uuml;hrten nicht zu einer Unterbrechung der Biologika- Therapie. Zus&auml;tzlich kam es zu einigen Neutropenien, die sich aber spontan wieder erholten. In Studien konnte gezeigt werden, dass Secukinumab ebenfalls eine gute Therapiealternative bei Psoriasis-Arthritis darstellt. Als Endpunkt wird das ACR-20 benutzt, ein Standard-Score, der die 20 %ige Verbesserung der Symptome der Psoriasis- Arthritis misst. Zur Woche 24 erreichten diesen ca. 50 % der Secukinumab-Behandelten im Vergleich zu 18 % der Placebopatienten. In einer zweiten Studie erreichten 39 % der Patienten, die mit 300 mg Secukinumab behandelt wurden, den ACR-20 im Vergleich zu 15 % der Placebogruppe.<sup>23</sup></p> <p><strong>PDE-4-Inhibition</strong><br /> Ein weiteres 2015 in der Schweiz erschienenes Medikament ist Apremilast (Otezla&reg;), ein oraler kleinmolekularer Phosphodiesterase- 4(PDE-4)-Inhibitor zur Behandlung der Psoriasis (PsO) und Psoriasis- Arthritis (PsA), der zur Gruppe der &laquo;small targeted molecules&raquo; geh&ouml;rt. Der PDE-4-Inhibitor Apremilast reguliert intrazellul&auml;r die Produktion von inflammatorischen Zytokinen, welche in der Immunpathophysiologie der PsO eine Rolle spielen durch eine intrazellul&auml;re cAMP-Spiegelanhebung. Die Produktion von proinflammatorischen Zytokinen (wie TNF-&alpha;, IL-23, IL- 17) wird reduziert, w&auml;hrend die Produktion von antiinflammatorischen Zytokinen gef&ouml;rdert wird. In den Studien ESTEEM 1 &amp; 2 erreichten in Woche 16 rund sechsmal mehr Patienten unter Otezla ein PASI-75-Ansprechen als unter Placebo, trotzdem erreicht nur ein Drittel der Patienten eine 75 %ige Besserung der Psoriasis innert 16 Wochen. Allerdings kann dieses Ansprechen &uuml;ber 52 Wochen aufrechterhalten werden. 22 % der mit Otezla therapierten Patienten erreichten zudem bereits nach 16 Wochen eine fast vollst&auml;ndige Abheilung der PsO (sPGA: 21,7 % vs. 3,9 %). Zudem zeigte Otezla bei schwer zu behandelnden Lokalisationen wie Skalp- (scPGA) und Nagelbefall (NAPSI) bereits in Woche 16 gute Resultate. Der Juckreiz ging bei mit Otezla Behandelten nach 16 Wochen Behandlung st&auml;rker zur&uuml;ck als bei Patienten unter Placebo, auch hier wirken allerdings einzelne Biologika rascher und m&ouml;glicherweise st&auml;rker. Die Lebensqualit&auml;t verbesserte sich unter der Behandlung mit Otezla klinisch signifikant verglichen zur Placebogruppe (DLQI-Response &ge; 5 Reduktion: 70 % vs. 34 %).<sup>24</sup> Die Otezla-Behandlung wurde gut toleriert (kein erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r Infektionen) und f&uuml;hrte entsprechend zu einer niedrigeren Rate von Therapieabbr&uuml;chen. Zu den aufgetretenen Nebenwirkungen z&auml;hlten: Diarrh&ouml;, Nausea, Kopfschmerzen und Infektionen der oberen Atemwege meist innerhalb der ersten zwei Behandlungswochen. Die Diarrh&ouml;-Symptome verschwanden ohne medizinische Intervention bei fortgef&uuml;hrter Otezla-Therapie im Allgemeinen innerhalb von 4 Wochen.<sup>24, 25</sup> Apremilast wird inital als Titration f&uuml;r 5 Tage mit 30 &ndash; 120 mg bis 720 mg (Titrationspackung mit 10 / 20 / 30 mg), dann als Erhaltungstherapie mit 30 mg 2 x t&auml;glich verabreicht. Ebenfalls kann es auch zur Behandlung von PsA eingesetzt werden, wie es in der PALACE-1-Studie (n=504) gezeigt wird. Die Behandlung mit Otezla f&uuml;hrte im Vergleich zu Placebo in Woche 16 zu einem signifikant h&ouml;heren ACR-20-Ansprechen (Otezla: 38,1 %, Placebo: 19,0 %). Die ACR-20-Ansprechrate verbesserte sich zunehmend zwischen Woche 24 bis Woche 52 auf 63 % (Apremilast 20 mg BID) bzw. 55 % (Apremilast 30 mg BID). Unter Otezla zeigte sich ebenfalls eine signifikante Verbesserung der Zeichen und Symptome (Schwellung, Schmerz, Enthesitis, Daktylitis) der PsA, der physikalischen Funktionsf&auml;higkeit, der Lebensqualit&auml;t (SF36, HAQ-DI). Die Verbesserungen der relevanten Parameter konnten bis Woche 52 aufrechterhalten werden.<sup>25</sup><br /> Ixekizumab (Taltz<sup>&reg;</sup>) ist ein f&uuml;r Interleukin 17A selektiver, rekombinanter, humanisierter, monoklonarer Antik&ouml;rper mit hoher Affinit&auml;t und Spezifit&auml;t. Seit Anfang 2017 ist Ixekizumab zur Behandlung mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis zugelassen und seit Ende 2018 auch zur Behandlung erwachsener Patienten mit aktiver Psoriasis-Arthritis indiziert. Die empfohlene Dosis betr&auml;gt 160 mg als subkutane Injektion (zwei 80 mg-Injektionen) in Woche 0, gefolgt von 80 mg (eine Injektion) alle zwei Wochen bis Woche 12 und danach 80 mg (eine Injektion) monatlich als Erhaltungsdosis.<sup>26</sup><br /> In zwei Phase-III-Studien (UNCOVER-2 und UNCOVER-3) erreichten Patienten &uuml;ber 12 Wochen ein signifikant besseres PASI-75-, PASI-90- und PASI-100-Ansprechen unter Ixekizumab als unter Placebo und Etanercept. Bei Woche 12 erreichten 68 &ndash; 71 % der Patienten unter Ixekizumab ein PASI-90-Ansprechen und ca. 40 % einen PASI 100. Unter Ixekizumab wurde ein schneller Wirkeintritt beobachtet, ca. 50 % der Patienten erreichten ein PASI-75-Ansprechen nach 4 Wochen.<sup>27</sup><br /> In einer weiteren Phase-III Studie (IXORA- S) konnte ebenfalls die &Uuml;berlegenheit von Ixekizumab im Erreichen von PASI-75-, PASI-90- und PASI-100-Antworten gegen&uuml;ber Ustekinumab gezeigt werden (Woche 12 bis 52).<sup>28</sup> Im Phase-III-Studienprogramm konnte ein vergleichbares Sicherheitsprofil wie das der anderen Biologika gezeigt werden.<sup>27, 28</sup> Reaktionen an der Injektionsstelle geh&ouml;ren zu den h&auml;ufigsten unerw&uuml;nschten Ereignissen unter Ixekizumab, treten jedoch meist am Anfang (mild bis moderat) auf und f&uuml;hren &uuml;blicherweise nicht zum Behandlungsabbruch.<sup>27&ndash;29</sup> Ixekizumab zeigt ein gutes Wirksamkeitsprofil &uuml;ber drei Jahre, wobei 59 % der Patienten einen absoluten PASI &le; 1 erzielten.<sup>30</sup><br /> Gutes Ansprechen unter Ixekizumab kann ebenfalls bei &laquo;hard-to-treat areas&raquo; (wie Nagelpsoriasis und Genitalpsoriasis) gezeigt werden.<sup>31, 32</sup></p> <p><strong>Spezifische IL-23-Blockade</strong><br /> Guselkumab (Tremfya<sup>&reg;</sup>), ein humaner monoklonaler Antik&ouml;rper mit neuem Wirkmechanismus, der sich gegen das IL-23- Protein richtet, wurde im Juni 2018 f&uuml;r die Behandlung von mittlerer bis schwerer Plaque-Psoriasis zugelassen. Aktuell laufen Studien zur Behandlung von moderater bis schwerer PsA, chronisch-entz&uuml;ndlichen Darmerkrankungen, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.<br /> IL-23 ist ein entz&uuml;ndungsf&ouml;rderndes Zytokin, das als wichtiger Botenstoff f&uuml;r die Entstehung von Autoimmunkrankheiten identifiziert wurde. Es spielt vor allem bei der Entstehung der Plaque-Psoriasis eine entscheidende Rolle.<sup>33, 34</sup><br /> Guselkumab wird als subkutane Injektion zu 100 mg alle acht Wochen verabreicht. Zu Behandlungsbeginn werden zwei Startdosen in den Wochen 0 und 4 injiziert. In den VOYAGE-1- und -2-Studien wurde Guselkumab mit Placebo und Adalimumab verglichen. Die Ergebnisse zeigten bereits nach 16 Wochen eine signifikante Verbesserung des Hautzustands: PASI 90 unter Tremfya<sup>&reg;</sup> 73,3 bzw. 70,0 % gegen&uuml;ber 49,7 bzw. 46,8 % unter Adalimumab (p &lt; 0,001).<sup>35, 36</sup> Schliesslich wurde in der Studie NAVIGATE gezeigt, dass mit Stelara<sup>&reg;</sup> (Ustekinumab) behandelte Patienten, die in Woche 16 ungen&uuml;gend darauf angesprochen hatten (Investigator&rsquo;s Global Assessment Score 0 oder 1), signifikant von der Umstellung auf Tremfya<sup>&reg;</sup> profitierten. Unter randomisierten Patienten verzeichnete die Tremfya<sup>&reg;</sup>-Gruppe eine signifikant h&ouml;here mittlere Anzahl an Besuchsterminen, bei denen Patienten einen IGA-Score von 0 oder 1 und zwischen Woche 28 und 40 (im Vergleich zu Woche 16) gegen&uuml;ber der Stelara<sup>&reg;</sup>-Gruppe mindestens eine Verbesserung von zwei Graden erzielten (1,5 vs. 0,7; p &lt; 0,001).<sup>37</sup><br /> W&auml;hrend des klinischen Entwicklungsprogramms von Tremfya<sup>&reg;</sup> bei Psoriasis zeigten sich keine klaren Signale eines erh&ouml;hten Risikos von Malignit&auml;ten, schweren kardiovaskul&auml;ren Ereignissen oder schweren Infektionen, einschliesslich Tuberkulose und reaktivierter latenter Tuberkulose.<sup>35&ndash;37</sup> Folgende Nebenwirkungen wurden in den Studien VOYAGE 1 und 2 in den ersten 16 Wochen beobachtet: Nasopharyngitis (Erk&auml;ltungssymptome), Infektionen der oberen Atemwege, Reaktionen an der Injektionsstelle, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen, Juckreiz und R&uuml;ckenschmerzen. Die Art der gemeldeten Nebenwirkungen blieb w&auml;hrend 48 Behandlungswochen konsistent.<sup>35&ndash;36</sup></p> <h2>Schlussbemerkung</h2> <p>Insbesondere die Etablierung der Biologika und der Small Molecules in der Behandlung der schweren Psoriasisformen hat in der Dermatologie zum Paradigmenwechsel gef&uuml;hrt: Die Haut ist nun wieder Teil des ganzen K&ouml;rpers. Nicht nur die Haut, sondern auch Psyche, Herz-Kreislauf-System und Bewegungsapparat sind von der Psoriasis gleichermassen betroffen. Nicht zuletzt durch die klinischen Studien mit den Biologika ist die Aufmerksamkeit f&uuml;r Instrumente zur Lebensqualit&auml;tsmessung als ein weiteres Mass f&uuml;r Behandlungserfolg geweckt worden, und wir sind &uuml;beraus gespannt zu sehen, inwieweit der Einsatz der Biologika sich auch l&auml;ngerfristig g&uuml;nstig auf die Komorbidit&auml;ten und die Lebenserwartung auswirken wird. Ob in der Klinik oder der dermatologischen Praxis: Entscheidend sind im Einzelfall die medizinische Indikation sowie fehlende preisg&uuml;nstigere, echte therapeutische Alternativen.<br /> Die Psoriasis, mit ihrer h&auml;ufigen Schwestererkrankung Psoriasis-Arthritis, sollte im Triangel Dermatologe, Rheumatologe und Grundversorger behandelt werden. Zusammen sind wir heute gefordert, die Verantwortung gegen&uuml;ber unseren Psoriasispatienten wahrzunehmen, sowohl die Hautmanifestationen als auch die Komorbidit&auml;ten fr&uuml;hzeitig zu erkennen und effektiv zu behandeln.<br /> Es werden viele weitere Biologika in den n&auml;chsten Jahren eine Zulassung in der Schweiz erhalten, z. B. sind aktuell gleich 3 weitere IL-23p19-Inhibitoren (Mirikizumab, Tildrakizumab [bereits seit September 2018 Zulassung in Europa] und Risankizumab) in der Pipeline. Des Weiteren sind aktuell die JAK-Inhibitoren im Fokus der Psoriasisforschung, sodass den Psoriasispatienten in Zukunft eine noch gr&ouml;ssere Vielfalt neuer Behandlungsmethoden zur Verf&uuml;gung stehen wird.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Derma_1901_Weblinks_lo_derma_1901_s7_abb1-7.jpg" alt="" width="400" height="838" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Derma_1901_Weblinks_lo_derma_1901_s10_abb8+9.jpg" alt="" width="550" height="382" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Heydendael VM et al.: N Engl J Med 2003; 349: 658-65 <strong>2</strong> Nyfors A: Dan Med Bull 1978; 25: 208-11 <strong>3</strong> Tr&uuml;eb RM: Konsensusempfehlungen Methotrexat. 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