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Praxisorientierte Therapie der chronischen spontanen Urtikaria (CSU)

<p class="article-intro">Die chronische spontane Urtikaria ist eine häufige Erkrankung, die aufgrund ihrer Unberechenbarkeit an Schüben, des massiv ausgeprägten Juckreizes und des Auftretens von Angioödemen mit einem massiven Leidensdruck verbunden ist.<sup>1</sup> Sie stellt somit eine Herausforderung für den Patienten und den behandelnden Arzt dar.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Die chronische Form wird definiert als Auftreten von Quaddeln und/oder Angio&ouml;demen &uuml;ber mehr als 6 Wochen ohne erkennbaren Ausl&ouml;ser (Tab. 1).<sup>1</sup> Man unterteilt die chronische Form in chronische induzierbare (CIU) und chronische spontane Urtikaria (CSU). Allergien sind nur selten die Ursache f&uuml;r eine Urtikaria. Eine Durchuntersuchung f&uuml;hrt meistens zu keinem Ergebnis, im Vordergrund sollte eine effiziente Therapie mit dem Ziel vollst&auml;ndiger Symptomfreiheit und einer Verbesserung der Lebensqualit&auml;t stehen.<sup>2</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Derma_1704_Weblinks_s46_tab1.jpg" alt="" width="1417" height="838" /></p> <h2>Beeintr&auml;chtigung der Lebensqualit&auml;t &ndash; &bdquo;die qu&auml;lende Quaddel&ldquo;</h2> <p>Die chronische spontane Urtikaria f&uuml;hrt zu einer deutlichen Einschr&auml;nkung der Lebensqualit&auml;t, insbesondere f&uuml;r jene Patienten, bei denen die Symptome &uuml;ber mehrere Jahre persistieren. Die meisten Patienten klagen nicht nur &uuml;ber unertr&auml;glichen Juckreiz, sondern auch &uuml;ber Schlaf- und Konzentrationsprobleme sowie Einschr&auml;nkungen in Alltag und Beruf (Abb. 1).<sup>3, 4</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Derma_1704_Weblinks_s46_abb1.jpg" alt="" width="684" height="1251" /></p> <h2>Leitliniengerechte Therapie</h2> <p>Die Therapie der chronischen spontanen Urtikaria sollte gem&auml;&szlig; den aktuellen S3-Leitlinien nach einem 3-stufigen Therapiealgorithmus erfolgen.<sup>1</sup><br /> Die Basistherapie beinhaltet den Einsatz nicht sedierender H1-Antihistaminika (2. Generation) in der normalen Tagesdosis. Bei unzureichender Wirkung kann man die Dosis auf das bis zu Vierfache der Standarddosierung erh&ouml;hen (Abb. 2). Aufgrund der neuen Datenlage sind alle Alternativmedikationen aus der neuen Leitlinie herausgefallen.<sup>5</sup><br /> Bei Versagen der konventionellen Therapie steht Omalizumab, ein humanisierter monoklonaler Antik&ouml;rper zur Verf&uuml;gung. Omalizumab bindet das freie IgE und bewirkt eine Reduktion der IgE-Rezeptorexpression auf Mastzellen und basophilen Granulozyten.<sup>6</sup> Aufgrund der guten Wirksamkeit und des g&uuml;nstigen Sicherheitsprofils ist Omalizumab in &Ouml;sterreich zugelassen, aber f&uuml;r diese Indikation durch die Krankenkassen nicht registriert, weshalb f&uuml;r jeden Patienten eine individuelle Chefarztverschreibung notwendig ist.<br /> Der einfach zu bestimmende Urtikaria- Aktivit&auml;ts-Score &uuml;ber 7 Tage (UAS7) ist sinnvoll in der F&uuml;hrung des Patienten und gibt sowohl dem Verordner als auch dem Patienten einen guten &Uuml;berblick &uuml;ber den Verlauf der Erkrankung. Ein hoher UAS<sup>7</sup> &ndash; &gt;16 &ndash; impliziert eine unzureichende Symptomkontrolle und stellt die Indikation f&uuml;r eine weiterf&uuml;hrende Behandlung.<br /> Die zugelassene Dosierung zur Therapie der CSU mit Omalizumab betr&auml;gt 300mg (2 Fertigspritzen zu je 150mg) als subkutane Injektion alle 4 Wochen.<sup>7</sup> Im Gegensatz zur Therapie beim allergischen Asthma bronchiale ist die Dosis nicht abh&auml;ngig von Gesamt-IgE und K&ouml;rpergewicht.<sup>7</sup><br /> Eine seltene Nebenwirkung ist die protrahiert verlaufende Anaphylaxie, daher ist eine Observanz von 30 Minuten nach Verabreichung aus meiner klinischen Erfahrung empfehlenswert. Laborkontrollen sind nicht erforderlich.<br /> Der Eintritt der Wirkung von Omalizumab wird oft bereits 1 Woche nach der ersten Injektion beobachtet. Aufgrund der M&ouml;glichkeit einer versp&auml;teten Wirkung sollte eine Kontrolle des Behandlungserfolges mindestens 6 Monate nach Therapiebeginn erfolgen.<sup>8</sup> Im Falle einer versp&auml;teten Wirkung kann die Therapie mit einem Antihistaminikum bis zur vollst&auml;ndigen Symptomfreiheit fortgef&uuml;hrt werden. Alle Patienten, die auf Omalizumab eingestellt werden, sollten in regelm&auml;&szlig;igen Abst&auml;nden kontrolliert werden.<br /> Da es bei der chronischen spontanen Urtikaria zu einer spontanen Remission kommen kann, sollten alle 6 Monate ein Auslassversuch und eine erneute Therapieevaluierung erfolgen.<sup>8</sup> Bei Wiederauftreten von Beschwerden sollte die Therapie wieder aufgenommen werden.<sup>9</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Derma_1704_Weblinks_s46_abb2.jpg" alt="" width="1417" height="1179" /></p> <h2>Zusammenfassung</h2> <p>Das Ziel der Therapie der chronischen spontanen Urtikaria sollte eine vollst&auml;ndige Unterdr&uuml;ckung der Krankheitsaktivit&auml;t sein. Eigene Case Reports unterst&uuml;tzen die bislang in der Literatur beschriebenen Erfolge von Omalizumab bei Patienten mit chronischer spontaner Urtikaria.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Zuberbier T et al.: The EAACI/GA2LEN/EDF/WAO Guideline for the definition, classification, diagnosis, and management of urticaria: the 2017 revision and update. Allergy 2014; 69(7): 868-87 <strong>2</strong> Maurer M et al.: Revisions to the international guidelines on the diagnosis and therapy of chronic urticaria. J Dtsch Dermatol Ges 2013; 11(10): 971-7 <strong>3</strong> Thomsen SF et al.: Chronic urticaria in the real-life clinical practice setting in Sweden, Norway and Denmark: baseline results from the non-interventional multicentre AWARE study. J Eur Acad Dermatol Venereol 2017; 31(6): 1048-1055 <strong>4</strong> Maurer M et al. : The burden of chronic spontaneous urticaria is substantial: real-world evidence from ASSURE-CSU. Allergy 2017; doi: 10.1111/all.13209. [Epub ahead of print] <strong>5</strong> Maurer M: CliniCum 2017; 2: 41 <strong>6</strong> Beck LA et al.: Omalizumab-induced reductions in mast cell Fce psilon RI expression and function. J Allergy Clin Immunol 2004; 114(3): 527-30 <strong>7</strong> Aktuelle Fachinformation zu Xolair <strong>8</strong> Kaplan et al.: Timing and duration of omalizumab response in patients with chronic idiopathic/spontaneous urticaria. J Allergy Clin Immunol 2016; 137: 474- 481 <strong>9</strong> Maurer M et al.: Omalizumab treatment in patients with chronic inducible urticaria: a systematic review of published evidence. J Allergy Clin Immunol 2017; doi: 10.1016/j.jaci.2017.06.032. [Epub ahead of print]</p> </div> </p>
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