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Fallbericht: Wenn Tabletten und Cremes nicht greifen

«Low-level light»-Therapie bei Akne mit kombiniertem Rot- und Blaulicht

Bei vielen Patienten rufen die konventionellen Aknetherapeutika entweder starke Nebenwirkungen hervor oder die Wirkergebnisse sind nicht zufriedenstellend. Gerade Frauen mit Akne tarda wünschen sich eine sichere Langzeittherapie. Die «Low-level light»-Therapie (LLLT) mit kombiniertem Blau- und Rotlicht kann eine effektive und vor allem sichere und nebenwirkungsfreie Therapiealternative darstellen.

Keypoints

  • Für die Aknetherapie stehen systemische oder topische Einzelwirkstoffe bzw. Wirkstoffkombinationen zur Verfügung.

  • Nebenwirkungen wie Hautirritationen oder Antibiotikaresistenzen sind häufig.

  • Die Lichttherapie hat keine derartigen Nebenwirkungen, sie wird jedoch (noch) nicht in den Leitlinien angeführt.

  • Die «Low-level light»-Therapie mit kombiniertem Rot- und Blaulicht zeigt schnelle Ergebnisse, die mit denen konventioneller Behandlungsoptionen vergleichbar sind.

Blau- und Rotlicht in der Aknetherapie

Für die Aknetherapie gibt es verschiedene Empfehlungsgrade der bekannten Therapeutika, welche in Leitlinien, bspw. der S3-Leitlinie, dargestellt werden.1 Zur Auswahl stehen zahlreiche Einzelwirkstoffe bzw. Wirkstoffkombinationen, welche systemisch eingenommen oder lokal appliziert werden können. Nebenwirkungen wie Hautirritationen oder Antibiotikaresistenzen sind keine Seltenheit. Die Lichttherapie hat keine derartigen Nebenwirkungen, jedoch wird sie (noch) nicht in der Leitlinie aufgeführt.

Effekte von Blaulicht (400–500nm) auf schwere Entzündungsvorgänge der Haut konnten im Mausmodell bereits gezeigt werden2 und es gibt auch einzelne Publikationen über den Effekt beim Menschen. Ein systematischer Review dazu wurde 2021 publiziert, es konnte ein signifikanter Effekt auf alle Ausprägungen der Akne gezeigt werden.3 Die grundlegenden Mechanismen sind noch nicht geklärt, jedoch führt Blaulicht zu einer Reduktion der Kolonisation von follikulärem Propionibacterium acnes.4

Aber nicht nur Blaulicht, sondern auch Rotlicht mit einer Wellenlänge von 580–660nm zeitigte Erfolge in der Aknetherapie. Eine Metaanalyse ergab, dass es keine statistisch signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Effektivität zwischen traditionellen Therapien und der Rotlichttherapie gibt. Jedoch sind die Nebenwirkungen beim Rotlicht entweder sehr mild oder gar nicht existent.5,6

Fallbericht aus der Praxis

Anamnese

Bei der Patientin handelt es sich um eine 41 Jahre alte Frau, die sich bezüglich einer Akne tarda erstmals im Jahr 2016 vorgestellt hat. Ihr Wunsch war es, den stressigen Alltag als Geschäftsfrau und Mutter nicht in ihrem Gesicht in Form von Akneläsionen zu sehen und die Haut so rein wie möglich zu bekommen. Die Verschlechterung wurde damals vor allem dem Absetzen der Antibabypille zugeschrieben. Da die Patientin schwanger werden wollte, gab es wenig Alternativen. Die lokalen Therapien umfassten zu diesem Zeitpunkt den Wirkstoff Azelainsäure (Skinoren, Leo Pharmaceutical Products Sarath Ltd., Zürich) und Aknilox 4%-Gel, eine Kombination aus Erythromycin, Hyprolose und Ethanol (Drossapharm AG Pharmaceuticals, Basel).

Nach der Schwangerschaft wurde die Akne erneut schlechter und die Patientin wollte keine reizende oder schälende Lokaltherapie. Somit wurde ein Therapieversuch mit Isotretinoin, beginnend mit 10mg und Steigerung auf 15mg täglich, gestartet (Tretinac, Recordati AG, Baar). Dieser musste jedoch wegen Unverträglichkeit nach 2,5 Monaten abgesetzt werden. Eine systemische Therapie mit Antibiotika kam für die Patientin wegen der möglichen Nebenwirkungen nicht infrage.

Kombinierte Blau- und Rotlichttherapie

Nachdem die Therapieoptionen weitgehend ausgeschöpft waren, wollte die Patientin einen Versuch mit einer kombinierten Blau- und Rotlichttherapie starten. Das Gerät für diesen Therapieversuch war der Licht-Applikator B.Light Clear EVO (BEMER Int. AG, Triesen, Liechtenstein). Hierbei handelt es sich um ein «Low-level light»-Therapiegerät mit insgesamt 100 monochromatischen Leuchtdioden (LED) der Wellenlängen 465nm (blau) und 645nm (rot).

Die Patientin behandelte die Areale Wange links, rechts, Kinn und Stirn jeweils mit 2 Minuten 2 mal täglich. Laut Herstellerinformation über die Strahlungsintensität ergaben sich folgende Werte: Blaulicht 0,76mW/cm2 und Rotlicht 1,20mW/cm2 pro Anwendung für das gesamte Gesicht. Die Empfehlung lautet, den Applikator direkt auf die gereinigte Haut aufzusetzen. Das Gerät ist nach Medical Devices Regulation (MDR) zertifiziert und für die Heimanwendung konzipiert.

Dokumentation

Die Behandlung wurde vom 15.12.2022 bis 23.02.2023 mittels VISIA Gen 6 (Canfield Scientific GmbH, Bielefeld, Deutschland) dokumentiert (Abb.1). Im Ausgangsbefund zeigten sich klinisch entzündliche Papeln vor allem im unteren Wangen-, Kinn- und Stirnbereich sowie postinflammatorische Hyperpigmentierungen. In diesen 10 Wochen ohne weitere Begleittherapie zeigten sich sowohl klinisch als auch per Visualisierung mittels VISIA-Gerät weniger Rötungen und entzündliche Läsionen. Dies führte wiederum zu einer Reduzierung der postinflammatorischen Hyperpigmentierungen. Aufgrund des Erfolges hat die Patientin die LLLT weiter durchgeführt und hat seither eine stabilere Haut. Dass dies auch weiterhin messbar ist, zeigt die erneute Diagnostik mit dem VISIA-Gerät vom 11.9.2024 eindrücklich (Abb.2). Nebenwirkungen oder Probleme mit der LLLT wurden keine berichtet und auf Nachfrage verneint.

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Abb. 1: Dokumentation mittels VISIA: Ausgangsstatus am 15.12.2022 (A) und nach 10 Wochen Behandlung am 23.2.2023 (B)

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Abb. 2: Erneute Diagnostik am 11.9.2024 (B) im Vergleich zum Ausgangsstatus vom 15.12.2022 (A)

Fazit

Der Kasus soll eine Therapiemöglichkeit ausserhalb der gängigen Aknetherapeutika aufzeigen. Die LLLT spricht erstaunlich schnell an und die Ergebnisse sind auf gleichem Niveau wie die konventionellen Methoden. Die grossen Vorteile sind jedoch die einzigartige Sicherheit und Verträglichkeit der Therapie, gerade für anspruchsvolle oder herausfordernde Patienten, und die Anwendung zu Hause in Eigenverantwortung.

1 Ochsendorf FR: Essenzielles aus der Akneleitlinie. Akt Dermatolog 2013; 39: 14-18 2 Nakayama E et al.: Optimal blue light irradiation conditions for the treatment of acne vulgaris in a mouse model. J Photochem Photobiol B 2023; 239: 112651 3 Scott AM et al.: Blue-light therapy for acne vulgaris: a systematic review and meta-analysis. Ann Fam Med 2019; 17(6): 545-53 4 Sadowska M et al.: Blue light in dermatology. Life (Basel) 2021; 11(7): 670 5 Wu Y et al.: Application of red light therapy for moderate-to-severe acne vulgaris: A systematic review and meta-analysis. J Cosmet Dermatol 2021; 20(11): 3498-508 6 Kharazi L et al.: The efficacy of blue light versus the combination of blue and red light therapy in the treatment of acne vulgaris. Photodermatol Photoimmunol Photomed 2021; 37(6): 564-6

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