
Nobelpreisträger hält Keynote-Rede
Bericht:
Dr. Corina Ringsell
Redaktorin
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1984 zeigten Barry Marshall und Robin Warren in einer bahnbrechenden Publikation in The Lancet, dass sich bei fast allen Patient:innen mit Gastritis, Magen- oder Duodenalulkus ein bislang unbekanntes Campylobacter-ähnliches Bakterium nachweisen liess.1 Sie vermuteten dass der Keim eine wichtige Rolle in der Ätiologie dieser Krankheiten spielt. Es brauchte jedoch noch einen Selbstversuch und einige Jahre, bis die Fachwelt das Bakterium, das nun Helicobacter pylori genannt wurde, als Ursache für Gastritis und Ulzera anerkannte. 21 Jahre nach der Lancet-Publikation wurden die beiden australischen Mediziner schliesslich für ihre Entdeckung mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin geehrt.
Ein besonderer Höhepunkt des SGG-Kongresses war sicherlich die Keynote-Rede. Sie wurde vom Nobelpreisträger für Physiologie oder Medizin 2005, Barry Marshall, gehalten. Der Australier Marshall ist gemeinsam mit dem im Juli 2024 verstorbenen Robin Warren, ebenfalls aus Australien, Entdecker von Helicobacter pylori und dessen Rolle bei Gastritis und Magenulzera.
Mit einem Augenzwinkern erzählte er von dem Moment, als der Anruf vom Nobelpreiskomitee kam: Da sassen die beiden Mediziner gerade bei Bier und Fish & Chips in ihrem Stammpub in Westaustralien.
In seiner von Humor und grosser Fachkenntnis geprägten Rede gab Marshall einen Einblick in die Geschichte der Entdeckung von H.pylori und den langen Weg bis zur Würdigung ihrer Forschung. Warren hatte den Keim bereits Ende der 1970er-Jahre erstmals beschrieben, was allerdings damals niemanden interessiert hatte. Als dann Anfang der 1980er-Jahre Campylobacter jejuni als häufige Ursache für Gastroenteritiden identifiziert wurde, schauten sich Warren und Marshall, der zu dieser Zeit in der Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin und im Turnus auf der Gastroenterologie war, die Bakterien erneut an und beschrieben sie als Campylobacter-ähnliche Keime. Sie konnten das Bakterium bei den meisten Patienten mit Gastritis, Magen- oder Duodenalulkus nachweisen und vermuteten, dass es ein wichtiger ätiologischer Faktor bei diesen Krankheiten ist.
Die Fachwelt stand dieser Vermutung zunächst skeptisch gegenüber, man glaubte nicht, dass die nachgewiesenen Bakterien ursächlich für die Krankheit sein könnten. «Man dachte damals ja, die verschiedenen Ursachen von Ulzera bereits zu kennen, wie etwa Stress, schlechte Ernährung, Alkohol, genetische Faktoren. Aber das war eine Illusion», so Marshall.
Die beiden standen vor der Frage: Wie kann man beweisen, dass ein neues Bakterium schädlich ist? Da sie mit Tierversuchen gescheitert waren, entschieden sie sich, inspiriert von Robert Koch, einen Selbstversuch zu machen. Und tatsächlich entwickelte sich bei Marshall nach der Einnahme von H.pylori eine akute Gastritis, die an Tag 10 histologisch nachgewiesen wurde. An Tag 14 begann er eine einwöchige antibiotische Therapie – die Bakterien verschwanden und die Gastritis heilte ab.2 Es folgten weitere Forschungsarbeiten, u.a. die erste prospektive doppelblinde Studie3, bis die Fachwelt H.pylori als Ursache von Gastritis und Ulzera anerkannte. 1994 erhielten Marshall und Warren die erste Auszeichnung für ihre Forschung, den Warren Alpert Foundation Prize. Nochmals elf Jahre später folgte die ultimative Auszeichnung – der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.
Quelle:
Jahreskongress der Schweizerischen Gesellschaft für Gastroenterologie (SGG), 12. und 13. September 2024, Interlaken
Literatur:
1 Marshall BJ, Warren JR: Unidentified curved bacilli in the stomach of patients with gastritis and peptic ulceration. Lancet 1984; 1: 1311-5 2 Marshall BJ et al.: Attempt to fulfil Koch’s postulates for pyloric Campylobacter. Med J Aust 1985; 142: 436-9 3 Marshall BJ et al.: Prospective double-blind trial of duodenal ulcer relapse after eradication of Campylobacter pylori. Lancet 1988; 2: 1437-42
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