Rusfertid hat das Potenzial, Hämatokrit konstant <45% zu halten
Bericht: Dr. Ine Schmale
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Die Hämatokrit-Überproduktion ist assoziiert mit höherer kardiovaskulär verursachter Mortalität. Bei Patient:innen mit Polycythaemia vera wird der Zielwert von <45% für das Hämatokrit häufig nicht dauerhaft erreicht. Rusfertid ist ein Hepcidin-Mimetikum, das in der Phase-II-Studie REVIVE hohe Ansprechraten und eine gute Hämatokrit-Kontrolle zeigte.
Verschiedene Leitlinien empfehlen zur Senkung des kardiovaskulären Risikos einen Hämatokrit-Wert <45%. Mit den etablierten Standardtherapien wird dieser Wert bei den meisten Patient:innen mit Polycythaemia vera (PV) auf Dauer nicht erreicht. Hepcidin ist ein Peptidhormon, das in der Leber produziert wird und die Eisenhomöostase reguliert. Über Hepcidin wird auch die Eisenverfügbarkeit zum Aufbau von Erythrozyten kontrolliert. Rusfertid ist die erste Substanz in der Wirkstoffklasse der Hepcidin-Mimetika. In der Phase-II-Studie REVIVE wurde die Wirksamkeit und Sicherheit von Rusfertid bei PV-Patient:innen mit hoher Phlebotomielast unter Standardtherapie untersucht. Studienziel war die Erhaltung des Hämatokrit-Werts <45%.
In den randomisierten, placebokontrollierten Phase-II-Teil der Studie gingen die Ergebnisse von 53 Patient:innen ein. Bei 69,2% der Patient:innen im Rusfertid-Arm versus 18,5% im Placeboarm wurde ein Ansprechen beobachtet. 92,3% der Patient:innen unter Rusfertid benötigten keinen Aderlass innerhalb der 12 Wochen Studiendauer. Die Wirksamkeit von Rusfertid im Vergleich zu Placebo wurde bezüglich Phlebotomie (p=0,0209) und Phlebotomie plus Zytoreduktion (p=0,0215) gezeigt. Zudem wurde eine signifikante Verlängerung der Zeit bis zu einem Therapieversagen mit verschiedenen Parametern, wie Ansprechen, Phlebotomieunabhängigkeit und Hämatokrit <45% (alle p<0,0001) unter Rusfertid gegenüber Placebo gesehen.
Im ersten Teil der Studie wurden mit 70 Studienteilnehmern u.a. Effekte auf die Lebensqualität untersucht. Moderate und schwere Symptome, die bei Therapiebeginn von Patient:innen angegeben wurden, verbesserten sich unter der Rusfertid-Behandlung, darunter Probleme mit der Konzentration, Juckreiz, Fatigue und Lethargie. Patient:innen wurden in einem dritten Teil der Studie offen bis zu 3 Jahre mit Rusfertid behandelt. 52 Patient:innen (74,3%) waren mindestens 1 Jahr, 32 (45,7%) mindestens 1,5 Jahre unter Studienmedikation. Rusfertid wurde insgesamt gut vertragen, mit hauptsächlich Grad 1/2-Nebenwirkungen. 17% der Patient:innen berichteten Grad 3 therapieassoziierte Nebenwirkungen. Nebenwirkungen von Grad 4 oder 5 traten nicht auf.
Rusfertid wird bereits in der placebokontrollierten Phase-III-Studie VERIFY geprüft. Patient:innen der REVIVE-Studie können nach Komplettierung der 3 Jahre des dritten Studienteils für weitere zwei Jahre in einer Extensionsstudie (PTG-300-21) weiterbehandelt werden.
Quelle
Kremyanskaya M et al. Targeted therapy of uncontrolled erythrocytosis in polycythemia vera with the hepcidin mimetic rusfertide: Blinded randomized withdrawal results of the revive study. EHA 2023, Abstr. #LB2710
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