Blutbasierte Biomarker – Tipps für die Praxis
Bericht:
Dr. Alexander Kretzschmar
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Intensiv diskutiert wurde an der 40. ECTRIMS-Jahrestagung der Einsatz der Blut-basierten Biomarker Serum-Neurofilament-Leichtketten (sNfL) und sGFAP («serum glial fibrillary acidic protein»). Hier gibt es wachsende Erfahrungen aus den grossen MS-Zentren.
Serum-Neurofilament-Leichtketten (sNfL) sind vor allem mit einer akuten Neuroinflammation assoziiert, sie korrelieren mit dem Ausmass des neuroaxonalen Schadens und der künftigen Behinderungsprogression. Das sGFAP ist vor allem mit der nichtentzündlichen Progression assoziiert. Langzeit-Messungen der Swiss Multiple Sclerosis Cohort Study Group zeigen hierzu einen signifikant deutlicheren Rückgang der sNfL-Z-Scores über Zeit unter HET-Antikörpern (HET; hocheffektive Therapien) im Vergleich zu den Plattform-Immuntherapien.1 Damit wird eine individuelle Vorhersage des Krankheitsverlaufs und des Ansprechens auf eine krankheitsmodifizierende Therapie (DMT) möglich, stellte Prof. Amit Bar-Or, Philadelphia, fest. Erhöhte Werte weisen auf ein höheres Risiko für eine kurz- und langfristige entzündungsbedingte Progression hin. Einig sind sich die Experten, dass sich das sNfL-Monitoring in der Praxis etablieren wird, während das sGFAP zunächst der Forschung vorbehalten bleibt. Die prognostische Aussagekraft könnte aber deutlich steigen, wenn sNfL und sGFAP kombiniert würden.
Die sNfL sind ein nützliches zusätzliches Werkzeug zur Therapieentscheidung. Ein sNfL-Anstieg besitzt jedoch eine andere Zeitkinetik, als das MRT aufzeigt, merkte Prof. Stefan Bittner, Mainz, an. «Das sNfL wird vor dem MRT auffällig.» Für Bar-Or ist die sNfL-Bestimmung nützlich, etwa bei Patient:innen mit unklarem Bild oder zur Unterscheidung zwischen echten und Pseudo-Schüben. Bei einem hohen sNfL sollte man zeitnah ein MRT durchführen, auch wenn dies aktuell nicht vorgesehen ist, riet Bittner. Persistierend hohe sNfL-Werte deuten laut Bar-Or auf eine starke schubunabhängige Progression hin (PIRA; «progression independent of relapse activity»).2 Das Routine-sNfL-Monitoring sollte alle 3–6 Monate erfolgen, empfahlen die Experten.
sNfL und sGFAP im klinischen Alltag
Dr. med. Enric Monreal, Madrid, stellte eine 12-monatige Beobachtungsstudie an 13 Kliniken in Grossbritannien vor. Ausgewertet wurden Blutproben (sNfL und sGFAP) von 725 Patient:innen. Für die Praxis ergibt sich daraus:
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Patient:innen mit niedrigem sNfL (und niedrigem sGFAP) können mit Plattform-DMT oder HET behandelt werden.
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Patient:innen mit niedrigem sNfL und hohem sGFAP können mit allen verfügbaren DMT behandelt werden, sind aber auch Kandidaten für die in klinischen Studien untersuchten Inhibitoren der Bruton-Tyrosinkinase-Inhibitoren (BTKi) und
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Patient:innen mit hohem sNfL sind optimale Kandidaten für den frühen Einsatz von HET.3
Quelle:
40. Jahrestagung des European Committee for Treatment and Research in Multiple Sclerosis (ECTRIMS), 18.–20. September 2024, Kopenhagen
Literatur:
1 Benkert P et al.: Serum neurofilament light chain for individual prognostication of disease activity in people with multiple sclerosis: a retrospective modelling and validation study. Lancet Neurol 2022; 21(3): 246-57 2 Bar-Or A et al.: Blood neurofilament light levels predict non-relapsing progression following anti-CD20 therapy in relapsing and primary progressive multiple sclerosis: findings from the ocrelizumab randomised, double-blind phase 3 clinical trials. eBioMedicine 2023; 93: 104662 3 Monreal E et al.: Serum neurofilament light chain and glial fibrillary acidic protein levels at disease onset unveil immunological pathways of disability acquisition in multiple sclerosis. ECTRIMS 2024; Abstract O061
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