Neue Entwicklungen in der MR-Bildgebung bei Alzheimerdemenz

<p class="article-intro">Gerätetechnische und methodische Entwicklungen in der MRT ermöglichen eine detailliertere Erfassung von krankheitsbedingten Gewebeveränderungen. Jüngste Entwicklungen zeigen sogar die prinzipielle Möglichkeit auf, die Amyloid-ß-Ablagerung im Gehirn mittels MRT abzubilden.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Die Hippocampus-Atrophie wird zunehmend als krankheitsspezifischer Bildgebungsmarker akzeptiert. Sequenzen mit h&ouml;herer Bildaufl&ouml;sung und automatisierte Segmentierungsverfahren unterst&uuml;tzen diese Entwicklung.</li> <li>Neue Ans&auml;tze zur direkten Abbildung von Amyloid-beta- Ablagerungen basieren auf der Beobachtung, dass sich Magnetit-&auml;hnliche Eisenkristalle h&auml;ufig an Amyloid beta anlagern. Eisenansammlungen k&ouml;nnen mittels neuer suszeptometrischer MRT-Methoden abgebildet werden.</li> <li>Der Diffusionstensor kann mit neuen Beschleunigungstechniken exakter bestimmt werden. Dadurch k&ouml;nnen mikrostrukturelle Gewebever&auml;nderungen im Marklager sensitiver erfasst werden.</li> </ul> </div> <p>Die Bildgebung des Gehirns ist ein wesentlicher Bestandteil der Basisdiagnostik der Alzheimer-Demenz (AD). Lange Zeit bestand ihre Rolle darin, sekund&auml;re Ursachen einer Demenz wie beispielsweise Hydrozephalus, Tumor, Abszess, oder andere Ursachen auszuschlie&szlig;en. Aktuelle Entwicklungen in der MRT-Forschung versuchen dar&uuml;ber hinaus das Auftreten einer AD zu prognostizieren, aber auch den Krankheitsverlauf der AD pathophysiologisch besser zu verstehen. Diese Entwicklungen sind auch vom Wunsch getrieben, Bildgebungsmarker zum Monitoring einer m&ouml;glichen Therapie verf&uuml;gbar zu haben. Als st&auml;rkster Bildgebungsmarker hat sich dabei die Volumetrie erwiesen. Diese erfasst die Atrophie und reflektiert somit die neurodegenerative Komponente der AD. Typische Atrophiemuster k&ouml;nnen oft schon in einem Fr&uuml;hstadium der AD festgestellt werden und betreffen insbesondere den Hippocampus sowie andere mesiotemporale Strukturen. Im Verlauf der Erkrankung kommt es dann auch global zu einer messbar erh&ouml;hten Hirnatrophie. W&auml;hrend die globale Atrophie bei normal alternden Personen weniger als 1 % pro Jahr betr&auml;gt, erreicht sie bei AD im Schnitt 1,5 bis 2 % .<sup>1</sup> Pathophysiologisch bedingt findet man aber die markanteste Atrophie bei AD im Hippocampus, wo sie im Schnitt 4 % erreicht.<sup>2</sup> Das Ausma&szlig; der Hippocampus-Atrophie l&auml;sst sich auch visuell mit einem Score bewerten. Dabei werden koronare MRT-Aufnahmen des Hippocampus und Temporallappens mit Referenzaufnahmen verglichen. Letztendlich hat aber die Verf&uuml;gbarkeit von automatisierten Segmentiermethoden dazu beigetragen, dass sich die Hippocampus- Atrophie als Marker f&uuml;r Neurodegeneration bei AD etabliert hat.</p> <h2>Hochaufgel&ouml;ste Bildgebung</h2> <p>Die Atrophiebestimmung basiert &uuml;blicherweise auf einem dreidimensionalen, T1-gewichteten Gradientenecho mit 1mm isotroper Bildaufl&ouml;sung. Diese Sequenz wird von unterschiedlichen Herstellern unter den Akronymen MPRAGE, IR-TFE oder &bdquo;IR prep fast SPGR&ldquo; standardm&auml;&szlig;ig auf ihren Ger&auml;ten angeboten. Mit dieser Sequenz ist es jedoch nicht m&ouml;glich, die Teilstrukturen des Hippocampus aufzul&ouml;sen bzw. bei fortgeschrittener Atrophie das bereits kleine Volumen zuverl&auml;ssig zu bestimmen. Hier bietet sich die Ultra-Hochfeld- MRT mit Feldst&auml;rken von 7 Tesla oder mehr durch ihre inh&auml;rent bessere Aufl&ouml;sung an.<sup>3</sup> Allerdings ist Ultra-Hochfeld-MRT durch die stark beschr&auml;nkte Verf&uuml;gbarkeit keine klinisch relevante Option. Durch die Kombination einer 3D-Turbospinecho-Sequenz mit Beschleunigungsverfahren und Kippwinkelschemas zur effektiven Ausnutzung von stimulierten Echos steht heute eine M&ouml;glichkeit zur Verf&uuml;gung, mit der auch bei einer Feldst&auml;rke von 3 Tesla hochaufgel&ouml;ste Hirnschnitte erreicht werden k&ouml;nnen. Bei einer Aufl&ouml;sung von 0,5 x 0,5mm<sup>2</sup> ist es bereits m&ouml;glich, das Hippocampusvolumen exakter zu bestimmen und seine Teilstrukturen zu segmentieren (Abb. 1). Derzeitige Forschungsaktivit&auml;ten haben zum Ziel, verf&uuml;gbare Algorithmen zu verbessern, um auch die Substrukturen des Hippocampus automatisch zu segmentieren. Dies kann prinzipiell durch Registrierung zu hochaufgel&ouml;sten anatomischen Atlanten, durch Modellierung der Oberfl&auml;chenform oder durch maschinelles Lernen anhand von manuell generierten Segmentiervorlagen erreicht werden.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Neuro_1805_Weblinks_s6_abb1.jpg" alt="" width="300" height="686" /></p> <h2>Amyloid-Bildgebung</h2> <p>Ablagerungen von Amyloid-beta(A&szlig;)- Peptiden z&auml;hlen neben den Tau-Proteinen zu den wesentlichen histopathologischen Merkmalen der AD. Diese Ablagerungen sind bereits vor der ersten klinischen Manifestation nachweisbar. Die Positronen- Emissions-Tomografie (PET) bietet derzeit als einziges bildgebendes Verfahren die M&ouml;glichkeit an, die A&szlig;-Ablagerungen direkt darzustellen. Dabei kommen prim&auml;r mit radioaktivem <sup>11</sup>C oder <sup>18</sup>F markierte Amyloidliganden zur Anwendung. Die beschr&auml;nkte Verf&uuml;gbarkeit von PET-Scannern, die relativ kurze Halbwertszeit der radioaktiven Marker und die hohen Kosten schr&auml;nken jedoch die Anwendbarkeit dieser Methode stark ein. W&auml;hrend die MRT im Gegensatz zur PET weit verbreitet ist, besteht aufgrund des Kontrastmechanismus keine M&ouml;glichkeit, die A&szlig;-Ablagerungen direkt darzustellen, da diese gleiche Relaxationseigenschaften wie das umliegende Gewebe besitzen. Allerdings konnte in histopathologischen Korrelationsstudien eine h&auml;ufige Kolokalisation von A&szlig; mit Fe<sup>2+</sup> und Fe<sup>3+</sup> nachgewiesen werden. Die Ursache der Anbindung des Eisens und der Einfluss auf die weitere Plaqueentwicklung sind dabei noch nicht ganz gekl&auml;rt. Eisen ist paramagnetisch und f&uuml;hrt lokal zu einer &Auml;nderung der magnetischen Suszeptibilit&auml;t, also der Magnetisierbarkeit des Hirngewebes. Bei einer entsprechenden Eisenansammlung k&ouml;nnen diese Suszeptibilit&auml;ts&auml;nderungen mit der quantitativen Suszeptometrie erfasst und kartiert werden.<sup>4</sup> In einer Korrelationsstudie, bei der Patienten mit AD gleichzeitig mit QSM bei 7 Tesla und mit <sup>11</sup>C-PET untersucht wurden, konnte j&uuml;ngst gezeigt werden, dass der Eisengehalt im Kortex mit der A&szlig;-Beladung stark korreliert.<sup>5</sup> Diese Studie zeigte klar die prinzipielle M&ouml;glichkeit auf, die MRT als nicht invasives Screeningverfahren f&uuml;r A&szlig;-Akkumulation verwenden zu k&ouml;nnen. F&uuml;r die technische Umsetzung dieses Konzepts bei MRT-Ger&auml;ten mit 3 Tesla oder weniger sind jedoch noch weitere Entwicklungen notwendig, insbesondere auch was die erforderliche Bildaufl&ouml;sung im Kortex betrifft.</p> <h2>Diffusionstensor-Bildgebung</h2> <p>Seit nun fast 20 Jahren bietet die MRT die M&ouml;glichkeit, die molekulare Beweglichkeit von Wassermolek&uuml;len im Hirngewebe zu bestimmen. Die durch Brown&rsquo;sche Molekularbewegung hervorgerufene &bdquo;Eigendiffusion&ldquo; wird dabei durch Zellmembranen und andere Bewegungshindernisse auf zellul&auml;rer Ebene eingeschr&auml;nkt und bietet dadurch indirekt Informationen &uuml;ber mikrostrukturelle Gewebsver&auml;nderungen. Bei der Diffusionstensor-Bildgebung (DTI) wird die Beweglichkeit der Wassermolek&uuml;le in einer Serie von Untersuchungen in mehrere Raumrichtungen untersucht. Daraus l&auml;sst sich dann sowohl die Diffusivit&auml;t entlang von Nervenfasern bestimmen als auch ihre r&auml;umliche Anisotropie. In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass bei Patienten mit AD die Richtungsabh&auml;ngigkeit der Diffusivit&auml;t insbesondere im Temporal- und Parietallappen verloren geht. Mit einer neuen Entwicklung ist es vor Kurzem gelungen, die sehr zeitaufwendige DTI-Bildgebung stark zu beschleunigen (um den Faktor 4&ndash;8). Diese Aufnahmetechnik ist unter dem Namen &bdquo;Multiband&ldquo; oder &bdquo;Simultaneous Multi-Slice (SMS)&ldquo; bekannt und nimmt anstelle von einer Schicht gleichzeitig 4&ndash;8 Schichten auf. Die dabei gewonnene Aufnahmezeit wird auch h&auml;ufig dazu benutzt, die Diffusion entlang zus&auml;tzlicher Raumrichtungen zu messen, um das Bewegungsverhalten der Wassermolek&uuml;le noch exakter bestimmen zu k&ouml;nnen. Krankheitsbedingte Gewebever&auml;nderungen lassen sich dadurch noch sensitiver erfassen (Abb. 2).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Neuro_1805_Weblinks_s6_abb2.jpg" alt="" width="1417" height="1127" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Cash DM et al.: Assessing atrophy measurement techniques in dementia: results from the MIRIAD atrophy challenge. Neuroimage 2015; 123: 149-64 <strong>2</strong> Mulder ER et al.: Hippocampal volume change measurement: quantitative assessment of the reproducibility of expert manual outlining and the automated methods FreeSurfer and FIRST. Neuroimage 2014; 92: 169-81 <strong>3</strong> Berron D et al.: A protocol for manual segmentation of medial temporal lobe subregions in 7 Tesla MRI. NeuroImage Clin 2017; 15: 466-82 <strong>4</strong> Eskreis-Winkler S et al.: The clinical utility of QSM: disease diagnosis, medical management, and surgical planning. NMR Biomed 2017; 30: e3668 <strong>5</strong> Van Bergen JMG et al.: Colocalization of cerebral iron with amyloid beta in mild cognitive impairment. Sci Rep 2016; 6: 1-9</p> </div> </p>
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