Diagnose und Therapie eines belastenden Krankheitsbildes
Text:
Reno Barth
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Eine Post-hoc-Analyse der Phase-III-Studien COUGH-1 und COUGH-2 zeigt, dass Gefapixant zu Verbesserungen des refraktären oder unerklärbaren chronischen Hustens in allen Domänen des Leicester Cough Questionnaire führt. Die Diagnosestellung ist jedoch häufig unpräzise und hängt vom verwendeten Algorithmus ab, wie eine polnische Gruppe feststellte.
Der P2X3-Rezeptorantagonist Gefapixant ist zugelassen für die Behandlung erwachsener Patienten mit refraktärem oder unerklärbarem chronischem Husten. Die Zulassung beruht auf den Studien COUGH-1 und COUGH 2. In diesen beiden Phase-III-Studien sprachen mehr Patienten auf Gefapixant 45 mg zweimal täglich an als auf Placebo, wobei Ansprechen unter anderem definiert war als eine Verbesserung des „Leicester Cough Questionnaire“(LCQ)- Gesamtscores um mindestens 1,3 Punkte nach 52 Wochen.
Im Rahmen des ERS 2024 präsentierte Dr. Surinder Birring vom King's College London nun eine Analyse der einzelnen Domänen des LCQ. Dafür wurde entsprechend der Literatur1 Ansprechen in den einzelnen Domänen folgendermaßen definiert: sozial ≥ 0,8 Punkte; psychologisch ≥ 0,9 Punkte; physisch ≥ 0,8 Punkte. Von den 1299 Patienten (Gefapixant n=655; Placebo n=644) sprachen innerhalb von 52 Wochen auch in den einzelnen Domänen mehr Gefapixant- als Placebo-Patienten an. Konkret waren es in der sozialen Domäne 69,5% vs. 59,3%, in der psychologischen Domäne 65,6% vs. 55,1%, in der physischen Domäne 62,1% vs. 52,5%. Die Chancen auf ein klinisch relevantes Ansprechen waren in allen Domänen in der Gefapixant-Gruppe höher als in der Placebo-Gruppe.2 Diese Zahlen sprechen, so Birring, für den breiten Benefit, der mit Gefapixant auf die Husten-spezifische Lebensqualität erreicht werden kann. Birring betonte auch, dass die Ausgangwerte des LCQ zu Beginn der Behandlung in beiden Gruppen für eine massive Belastung durch die Hustensymptomatik sprachen.
Diagnose des chronischen Hustens im Klinikalltag
Eine polnische Gruppe ging der Frage nach, wie häufig refraktärer oder unerklärbarer chronischer Husten in der Patientenpopulation einer Hustenklinik diagnostiziert wird.3 Dabei betonten die Autoren, dass die Definitionen für refraktären, chronischen Husten (RCC) vom verwendeten Diagnosealgorithmus abhängen und im klinischen Alltag oft unpräzise sind. Für ihre Kohortenstudie definierten die Forscher RCC als persistierenden Husten, bei dem keine oder allenfalls eine minimale Verbesserung (< 30 mm Reduktion auf der Visual Analogue Scale; VAS) nach mindestens zwei Therapieversuchen erreicht werden konnte. Die Schwere der Symptome muss dabei mit mindestens 40/100 mm auf der VAS angegeben werden. In die Studie wurden alle Patienten eingeschlossen, die in den Jahren 2018 bis 2022 an der Hustenambulanz der Medizin Universität Warschau diagnostiziert wurden. Das Ansprechen wurde basierend auf der Schwere des Hustens, der Husten-bedingten Lebensqualität (gemessen mittels VAS) sowie dem LCQ gemessen.
Von 202 Patienten (weiblich: n= 37; männlich n= 65; medianes Alter 59,5 Jahre; mediane Hustendauer 48 Monate), die wegen chronischen Hustens behandelt wurden, hatten nur drei die Diagnose eines unerklärbaren Hustens. Von 164 Patienten, die im Hinblick auf ihr Therapieansprechen ausgewertet werden konnten, erreichten 71 (43,3 %) eine Reduktion der Hustensymptomatik von mindestens 30 mm VAS, eine Verbesserung des LCQ um mindestens 1,5 Punkte wurde bei 100 (61%) Patienten erreicht. Nach der zuvor angeführten Definition wurde bei 54 von 164 Patienten (32,9%) ein refraktärer chronischer Husten diagnostiziert. Wurden strengere Kriterien angelegt (persistierender schwerer Husten von mehr als 40 mm VAS, unzureichendes Therapieansprechen von weniger als 30 mm VAS und weniger als 1,5 Punkte Verbesserung im LCQ), konnte nur bei 45 Personen (27 %) die Diagnose eines refraktären chronischen Hustens gestellt werden.
Die Autoren schließen aus ihren Daten, dass refraktärer im Gegensatz zu unerklärbarem chronischem Husten an einer Hustenklinik häufig ist, wobei die Prävalenz in Abhängigkeit von der Krankheitsdefinition etwas schwanken kann. Daher sei es erforderlich, im klinischen Alltag klare Regeln zur Definition des RCC festzulegen.
Quelle:
„Research studies in chronic cough“, ERS 2024, Poster Session, 7. September 2024, Wien
Literatur:
Nguyen AM et al.: Leicester Cough Questionnaire validation and clinically important thresholds for change in refractory or unexplained chronic cough. Ther Adv Respir Dis 2022; 16: 17534666221099737
Birring S et al.: Responder analysis of Leicester Cough Questionnaire domains from phase 3 trials of gefapixant (COUGH-1/COUGH-2). ERS 2024; Poster PA323
Dąbrowska M et al.: Refractory and unexplained chronic cough in adults treated in a cough centre. ERS 2024; Poster PA332
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