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Parlament will Mengenrabatte bei Medikamenten

Der Bund soll bei Medikamenten mit grossem Marktvolumen künftig Mengenrabatte festsetzen können. Während sich die Versicherer freuen, befürchtet die Pharmaindustrie einen Rückschlag für den Forschungsstandort.

Nach dem Ständerat hat sich am Montagabend nun auch der Nationalrat für einen Mengenrabatt auf Medikamentenpreise ausgesprochen, der ein Teil des Kostendämpfungspakets 2 ist. Das Sparpotenzial schätzen die Räte auf 300 bis 400 Millionen Franken. Im Nationalrat hiess es am Montag, es handle sich um eine Massnahme, welche die Versorgungssicherheit nicht beeinträchtige, von der Pharmaindustrie akzeptiert werde und die eben eine beträchtliche Wirkung entfalte. In anderen Ländern gebe es diese «Kostenfolgemodelle» – so lautet der Fachbegriff im Gesetz – auch. Nach Akzeptanz vonseiten der Pharmaindustrie sieht es allerdings nicht aus. Die Industrievertretung Interpharma spricht in einer Aussendung von «einschneidenden Massnahmen».

Laut Interpharma würden die Einsparungen durch die Mengenrabatte in Kombination mit den bereits jährlich wiederkehrenden Einsparungen durch regelmässige Preissenkungen zulasten der forschenden pharmazeutischen Firmen fallen. Die beschlossene Übergangsfrist von zwei Jahren sei zu kurz bemessen, gefährde die Rechts- und Planungssicherheit der Unternehmen und schwäche die Attraktivität des Schweizer Markts. «Umso mehr erwartet Interpharma vom Bundesamt für Gesundheit, dass es die gegebenen Versprechen einhält und durch Verhandlungslösungen sicherstellt, dass produktspezifische Besonderheiten berücksichtigt werden, ohne dass Patientinnen und Patienten darunter leiden müssen», heisst es in einer Aussendung. Interpharma begrüsst allerdings den Entscheid des Nationalrats, Preismodelle gesetzlich zu verankern.

Mit dem geplanten Mengenrabatt zufrieden zeigt sich hingegen curafutura, der Verband der Krankenversicherer CSS Versicherung, Helsana und Sanitas. «Die Entlastung der Prämienzahlenden durch Mengenrabatte bei umsatzstarken Medikamenten ist ein Durchbruch. Wir haben uns seit Jahren für diesen wichtigen Schritt zur Kostendämpfung eingesetzt», wird Pius Zängerle, Direktor von curafutura, in einer Aussendung zitiert. Gerade für «Blockbuster»-Medikamente mit hohem Umsatz, wie zum Beispiel die Spritze zum Abnehmen, fehle heute ein Mechanismus, um deren Kostenfolgen für das gesamte Gesundheitswesen nachhaltig zu dämpfen. Deshalb brauche es automatische Preissenkungen für solche Medikamente, sobald ihr Umsatz eine bestimmte Schwelle überschreitet.

Der Nationalrat debattierte am Montag über Paket 2 der Massnahmen zur Kostendämpfung. In diesem Paket verbleiben mehrere Differenzen zum Ständerat, weshalb die über 80 Seiten umfassende Revisionsvorlage zur weiteren Beratung an die kleine Kammer zurückgeht. So sprach sich der Nationalrat erneut dafür aus, koordinierte Versorgungsnetze nicht als neue Leistungserbringer zuzulassen – eine Entscheidung, die von curafutura goutiert wird. (red)

Quellen: Parlament, curafutura, Interpharma

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