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AFIAS

Tipps für die richtige Anwendung von Hyaluronsäure-Fillern

<p class="article-intro">Mit dem Fokus auf „Qualitätsverbesserung in der ästhetischen Medizin“ tagte die AFIAS (Austrian Federation for Interdisciplinary Aesthetic Surgery) vom 29. bis 30. April in Wien. In einem Workshop mit praktischer Präsentation am Patienten zeigte Prof. Dr. Sanja Schuller-Petrovic, Wien, wie kinderleicht der korrekte Umgang mit Fillern sein kann.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Der 3D-Alterungsprozess des Gesichtes umfasst Volumenverlust, Elastizit&auml;tsverlust und aktinische Ver&auml;nderungen. Ausgehend vom prallen, dreieckf&ouml;rmigen jungen Gesicht pr&auml;sentieren sich die altersbedingten Ver&auml;nderungen als Degeneration der kollagenen und elastischen Fasern, Atrophie der Dermis, des subkutanen Fettgewebes und des Knochens und Verminderung des Hyalurons&auml;uregehalts. Dies &auml;u&szlig;ert sich in Falten, d&uuml;nner werdender Dermis, Sagging und Ptosen, Keratosen, Tr&auml;nens&auml;cken u.v.m.<br /> Der erste Schritt beim &auml;sthetischen Aufkl&auml;rungsgespr&auml;ch*, f&uuml;r das man sich viel mehr Zeit nehmen sollte als beim kranken Patienten, ist die Fotodokumentation im Sitzen oder Stehen. &bdquo;Am Bildschirm lassen sich die Patientenw&uuml;nsche viel besser besprechen als vor dem Spiegel&ldquo;, riet Dr. Schuller-Petrovic. &bdquo;Und im Liegen sieht man die Ptose weniger gut als in aufrechter Position.&ldquo;<br /> Der 3D-Alterung des Gesichtes kann man nur durch eine 3D-Rekonstruktion entgegenwirken, betonte die Expertin. Wichtig ist es daher, ein Gesamtkonzept zu erstellen, ohne den Patienten aktiv zu etwas zu &uuml;berreden. Denn wenn es zu Komplikationen kommt &ndash; &bdquo;und es passiert auch den Besten etwas&ldquo; &ndash;, f&uuml;hlt sich der Patient zu etwas gen&ouml;tigt, was er a priori nicht geplant hatte, und ist eher zur Klage bereit. Das Aufkl&auml;rungsgespr&auml;ch und die kompetente Vorgangsweise sollten daher das Diskutieren der Patientenw&uuml;nsche, die &auml;sthetische Evaluation des Problems, die Wahl der richtigen Filler, Fotodokumentation, Markieren des Behandlungsgebietes, Schmerzmanagement, Injektionstechnik und m&ouml;gliche Komplikationen beinhalten.</p> <h2>Die magischen 3 R</h2> <p>Die 3 R in der Rejuvenation sind Revolumizing (Filler, Eigenfett), Resurfacing (Peelings, Laser) und Reposition (Liftings). Atrophie und Volumenverlust in der Subkutis k&ouml;nnen mit Fillern respektive Volumenfillern (z.B. Voluma with lidocaine, Volift with lidocaine, Res&shy;tylane SubQ, Emervel Volume, Merz Volume, Teosyal Ultimate) oder eigenem Fettgewebe wieder aufgef&uuml;llt werden. Nach der Behandlung von Falten mit Hyalurons&auml;ure(HA)-Fillern kommt es zu einem Liftingeffekt und Neubildung von Kollagenfasern in der Dermis nach circa 6&ndash;8 Wochen.<br /> W&auml;hrend mimische Falten im oberen Gesichtsbereich haupts&auml;chlich mit Botox behandelt werden, sind gravitationsbedingte Falten und altersbedingte Atrophie im Untergesicht die Dom&auml;ne von Fillern und Volumenfillern (Abb. 1). Prinzipiell sind HA-Filler (abh&auml;ngig von der Konzentration der HA im Produkt mehr oder weniger) hydrophil und erzielen einen lang anhaltenden Effekt. Es kommt zu Kollagenneubildung und dadurch zur Dickenzunahme der Dermis. Die beliebtesten Indikationen f&uuml;r Filler sind Nasolabialfalten, Marionettenfalten, submalare Atrophie/Wangenaugmentation, Lippenatrophie, Glabellafalten und Handr&uuml;cken. Eine gute Indikation f&uuml;r HA sind auch oberfl&auml;chliche Knitterf&auml;ltchen an der Wange, die sich nach 3- bis 4-maliger Anwendung gl&auml;tten lassen. Eine zunehmend beliebtere Indikation sind Ohrl&auml;ppchen, die mit 0,5ml HA pro Seite augmentiert werden k&ouml;nnen.<br /> &bdquo;Fr&uuml;her verwendeten wir nicht resorbierbare Filler, dabei kam es mitunter selbst nach mehreren Jahren zu Fremdk&ouml;rpergranulomen. Heute sind in der Dermatologie vor allem abbaubare Filler in Verwendung&ldquo;, berichtete Schuller-Petrovic. Filler aus Hyalurons&auml;ure, Polymilchs&auml;ure (Sculptra) und Hydroxylapatit (Radiesse) sind nat&uuml;rliche, lang anhaltende Filler in den speziellen Indikationen. Bei Verwendung von HA-Fillern (Restylane, Emervel, Juv&eacute;derm, Teosyal, Belotero, Princess, Hyaluderm) kann man mit Hylase (off-label-use), die in der Ordination immer vorr&auml;tig sein sollte, eventuelle &Uuml;berkorrekturen aufl&ouml;sen. Der gro&szlig;e Vorteil der HA-Filler sind das geringe Potenzial f&uuml;r granulomat&ouml;se Reaktionen, das nat&uuml;rliche Aussehen und die 6 bis 18 Monate andauernde Wirksamkeit.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Derma_1603_Weblinks_Seite60.jpg" alt="" width="409" height="674" /></p> <h2>Filler ist nicht gleich Filler</h2> <p>Die F&uuml;lleffekte eines Fillers sind abh&auml;ngig von seiner Koh&auml;sivit&auml;t und Gelh&auml;rte, wobei eine niedrige Gelh&auml;rte und eine hohe Koh&auml;sivit&auml;t ideal sind, erkl&auml;rte die Expertin. Die Gelh&auml;rte bestimmt die Stabilit&auml;t des Fillers. Je h&ouml;her die Gelh&auml;rte, desto st&auml;rker ist der Filler &auml;u&szlig;eren Faktoren ausgesetzt. Filler mit h&ouml;herer Gelh&auml;rte sind eher f&uuml;r die Tiefe geeignet, die hohe Koh&auml;sivit&auml;t wiederum ist wichtig f&uuml;r den Push-up-Effekt, so Schuller-Petrovic. Ein Vergleich zwischen den einzelnen Anbietern rentiert sich also. HA mit kleinen Gelpartikeln sind f&uuml;r oberfl&auml;chliche Anwendungen geeignet, HA mit gr&ouml;&szlig;eren Gelpartikeln eher f&uuml;r tiefere Injektionen in die tiefe Dermis oder Subkutis.<br /> Die NASHA&trade;-Technologie hat sich seit der Einf&uuml;hrung von Restylane im Jahr 1996, dem ersten Produkt auf Hyalurons&auml;urebasis, bew&auml;hrt und ist seit 2003 neben Europa und der Schweiz auch in den USA zugelassen. Zahlreiche wissenschaftliche Publikationen belegen die gute Vertr&auml;glichkeit und Wirksamkeit der NASHA(Non-Animal Stabilized Hyaluronic Acid)-Produkte. Mit einem patentierten Stabilisierungsverfahren wird sichergestellt, dass das nat&uuml;rlich vernetzte und verkn&uuml;pfte HA-Netzwerk bewahrt wird, indem nur eine geringe Anzahl an synthetischen Vernetzungen eingef&uuml;gt wird. &bdquo;Auch Emervel ist ein angenehmer Filler&ldquo;, so die Dermatologin, mit ausgewogener Balance zwischen Vernetzung und Kalibrierung (Balance-Technologie). Emervel-Produkte sind in drei Kalibrierungsgraden verf&uuml;gbar, wobei der niedrige Kalibrierungsgrad f&uuml;r eine schw&auml;chere Augmentation und oberfl&auml;chliche Injektionen und der hohe Kalibrierungsgrad f&uuml;r st&auml;rkere Hebewirkung und tiefere Injektionen gedacht ist. Fast alle Filler sind heute schon mit Lidocain erh&auml;ltlich. Ein weiterer Anbieter, Allergan, hat mit der Produktreihe Juv&eacute;derm in den letzten Jahren die VYCROSS&trade;-Technologie entwickelt. Durch h&ouml;heren Vernetzungsgrad und eine Mischung von &uuml;berwiegend niedermolekularer mit einem geringen Anteil hochmolekularer HA ist ein optimales Ergebnis hinsichtlich Wirkdauer, Geschmeidigkeit, Vertr&auml;glichkeit und ein nat&uuml;rliches Erscheinungsbild zu erzielen. Auch Merz bietet mit seiner innovativen CPM&trade;-Technologie in der Belotero-Reihe f&uuml;r jede Indikation &ndash; von der oberen Dermis bis zur Subkutis &ndash; das entsprechende Produkt.</p> <h2>Voraussetzung ist Verst&auml;ndnis der Anatomie</h2> <p>Das Wissen um die relevanten anatomischen Grundstrukturen f&uuml;r die Gesichtsaugmentation unter Verwendung von Hyalurons&auml;ure-Fillern ist Voraussetzung f&uuml;r jedwede Behandlung mit Fillern. Im Mittelpunkt stehen der Full-Face-Approach und damit einhergehend die Volumensubstitution in tieferen Schichten der Haut. Lange stand dabei der Aufbau des Mittelgesichts im Fokus. Hier konnte sich der 8-Point-Lift als standardisiertes Behandlungsverfahren etablieren. Dessen Erfinder, der brasilianische Facharzt f&uuml;r plastische Chirurgie Dr. Mauricio de Maio, hat den Ansatz umfassend weiterentwickelt und mit den MD Codes&trade; einen neuen Leitfaden zur standardisierten Gesichtsaugmentation mit Fillern geschaffen. Dieser bietet praktische Anleitungen f&uuml;r alle relevanten Gesichtsbereiche: von Stirn, Glabella und Schl&auml;fen &uuml;ber periorbitale Partie, Wangen und Mittelgesicht hin zu Lippen, perioraler Gegend, Kinn- und Kieferpartie. Auch Bereiche, deren Behandlung erfahrenen &Auml;rzten vorbehalten sein sollte, sind gesondert gekennzeichnet.</p> <h2>Injektionstechnik</h2> <p>Nadel oder Kan&uuml;le?, das ist hier die Frage. Der Vorteil von Kan&uuml;len besteht in der Vermeidung von H&auml;matomen, beispielsweise mit der pix&rsquo;L-Kan&uuml;le. Weniger Schmerzen und Schwellungen und die biegsame Nadel bei pr&auml;zisen Resultaten sprechen daf&uuml;r. An Techniken gibt es die lineare Technik, die F&auml;chertechnik oder die Criss-cross- bzw. Sandwichtechnik, erkl&auml;rte Schuller-Petrovic. &bdquo;Man sollte nicht direkt in die Nasolabialfalte hineinspritzen, sondern etwas mehr medial.&ldquo; F&uuml;r Anf&auml;nger empfiehlt sich z.B. f&uuml;r die Behandlung oberfl&auml;chlicher Knitterf&auml;ltchen der Pen Injector in Layering-Technik, der die HA tropfenweise abgibt. Im Oberlippenbereich oder bei der Nasolabialfalte sind f&uuml;r einen optimalen Effekt bei starker Elastose oft mehrere Behandlungen n&ouml;tig, so die Erfahrung der Referentin. Darauf sollte man die Patienten im Vorhinein aufmerksam machen.</p> <h2>Komplikationen</h2> <p>Die harmlosen reversiblen Nebenwirkungen belaufen sich auf Schwellungen, R&ouml;tungen und H&auml;matome, die mit K&uuml;hlkompressen, Heparingel oder vor Unterspritzung mit 1 % iger Vitamin-K-Creme therapiert werden. Schwellungen im Unterlidbereich sind eher unangenehm und beruhen oftmals auf zu viel Material. Infektionen m&uuml;ssen chirurgisch oder antibiotisch saniert werden. Wichtig ist auch die anamnestische Frage nach Herpes simplex und ggf. einer antiviralen Abschirmung. Der Tyndall-Effekt, eine bl&auml;uliche Verf&auml;rbung der Haut, ist eine weitere unerw&uuml;nschte Komplikation, die bei zu gro&szlig;en Mengen oberfl&auml;chlich injizierter HA entstehen kann. Im seltenen Fall von einer unbeabsichtigten intraarteriellen Injektion von HA kommt es zu einem starken, einschie&szlig;enden Schmerz und zu pl&ouml;tzlichem Abblassen des betroffenen Hautbezirks. Der Versorgungsbereich der Arterie soll sofort massiert werden, warme Kompressen aufgelegt und das Enzym Hylase im betroffenen Areal gespritzt werden.</p> <h2>Tipps und Tricks</h2> <ol> <li>Niemals den Filler unabh&auml;ngig vom Material zu oberfl&auml;chlich platzieren, denn das Material k&ouml;nnte durchscheinen (Kn&ouml;tchen, Tyndall-Effekt).</li> <li>Volumenfiller sollten tief in die Subkutis oder supraperiostal injiziert werden.</li> <li>Nicht resorbierbare Materialien k&ouml;nnen Granulome bzw. granulomat&ouml;se Reaktionen hervorrufen, selbst nach vielen Jahren.</li> <li>Schriftliche Einwilligungserkl&auml;rung des Patienten und Fotodokumentation sind obligatorisch.</li> <li>Verschiedene Filler in derselben Region sollten vermieden werden. (Cave: Patient gibt an, noch nie unterspritzt worden zu sein.)</li> <li>Achtung bei Glabella und perialarem Sulcus der Nasolabialfalte &ndash; Gefahr von intraarterieller Injektion mit Gef&auml;&szlig;verschluss und Nekrose!</li> <li>Keine zu gro&szlig;en Volumina in einer Sitzung. Weniger ist mehr!</li> </ol></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>*</strong> Der Op-Katalog &Auml;sthOp-VO 2013 aus dem Bundesgesetz f&uuml;r &auml;sthetische Behandlung 2012 sowie Aufkl&auml;rungsformulare k&ouml;nnen von der AFIAS-Website heruntergeladen werden.</p> </div> </p>
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