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Neuere Antibiotika zur Behandlung urologischer Infektionen

<p class="article-intro">Die Antibiotikaresistenz von uropathogenen Bakterien nimmt weltweit zu. Deshalb ist es dringend notwendig, neue Antibiotika zu entwickeln. Der folgende Artikel gibt einen Überblick über neue antibiotische Substanzen, die derzeit noch in klinischen Studien geprüft werden oder bereits im Handel sind.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Einleitung</h2> <p>Die Resistenzen von uropathogenen Bakterien gegen&uuml;ber Antibiotika steigen weltweit an. Eine Zusammenstellung von Studien zeigte Resistenzraten von gramnegativen uropathogenen Bakterien gegen Fluorchinolone in 10&ndash;80 % , gegen Cephalosporine in 5&ndash;70 % und gegen Carbapeneme in 0&ndash;35 % .<sup>1</sup><br />Seit 2003 wird jeden November die Studie <strong>G</strong>lobale <strong>P</strong>r&auml;valenz von <strong>I</strong>nfektionen in der <strong>U</strong>rologie (GPIU), eine weltweite Surveillance-Studie in der Urologie, durchgef&uuml;hrt. Diese Studie analysiert Daten von Patienten in urologischen Abteilungen mit nosokomialen Harnwegsinfektionen (N-HWI).<sup>2</sup> Die Resistenzraten der meisten Erreger gegen&uuml;ber allen getesteten Antibiotika waren hoch, insbesondere auch Mehrfachresistenz (Abb. 1 und&nbsp;2). In vielen L&auml;ndern liegt die Resistenzrate von gramnegativen uropathogenen Bakterien nur gegen Carbapeneme unter 10 % &ndash; eine Schwelle, die f&uuml;r die empirische Therapie von schweren Infektionen wie Urosepsis verwendet wird. Ein beunruhigender Befund in der GPIU-Studie war auch, dass der Schweregrad von N-HWI ebenfalls zunimmt, wobei 25 % in den letzten Jahren einer Urosepsis entsprachen.</p> <h2>Notwendigkeit f&uuml;r neuere Antibiotika</h2> <p>Obwohl f&uuml;r die unkomplizierte Zystitis zuerst noch immer alte Antibiotika wie Fosfomycin-Trometamol, Nitrofurantoin, Pivmecillinam und Nitroxolin empfohlen werden,<sup>3, 4</sup> m&uuml;ssen f&uuml;r schwere, komplizierte und vor allem N-HWI neuere Antibiotika entwickelt werden. Hierf&uuml;r werden derzeit verschiedene Strategien verfolgt: Betalaktam/Betalaktamase-Inhibitor-Kombinationen werden auf Cephalosporine und auch Carbapeneme ausgedehnt. Sogenannte Siderophor-Antibiotika (Betalaktame) werden getestet. Neue Aminoglykoside, neue Fluorchinolone und neue Tetrazykline befinden sich ebenfalls in der klinischen Entwicklung.</p> <p><strong class="Zwischentitel-2"><strong>1. Ceftolozan/Tazobactam</strong></strong></p> <p>Ceftolozan/Tazobactam ist ein neuartiges Cephalosporin in Kombination mit einem etablierten Betalaktamase-Inhibitor (BLI). Dieses Antibiotikum weist eine In-vitro-Aktivit&auml;t gegen mehrfach resistente St&auml;mme von Pseudomonas aeruginosa und anderen &uuml;blichen gramnega&shy;tiven Erregern auf, einschlie&szlig;lich der meisten &bdquo;Extended spectrum&ldquo;-Beta&shy;laktamase(ESBL)-produzierenden Enterobacteriaceae spp.<br />In einer Phase-III-Studie wurde Ceftolozan/Tazobactam mit Levofloxacin (LVX) bei hospitalisierten Patienten mit komplizierten HWI (kHWI) oder akuter Pyelonephritis (APN) verglichen. Die Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip 1:1 zugeteilt, um 1,5g Ceftolozan/Tazobactam intraven&ouml;s (i.v., 3x t&auml;glich) oder 750mg LVX (i.v., 1x t&auml;glich), beide f&uuml;r 7 Tage, zu erhalten. Von 1083 randomisierten Patienten wurden 800 (73,9 % ) in die m-MITT-Population eingeschlossen, 656 (82,0 % ) der eingeschlossenen Patienten hatten APN. Ceftolozan/Tazobactam war LVX bei der Gesamtbeurteilung (mikrobiologisch/klinisch) &uuml;berlegen (306/398 [76,9 % ] vs. 275/402 [68,4 % ]; 95 % CI: 2,3&ndash;14,6). Die unerw&uuml;nschten Wirkungen waren in beiden Behandlungsgruppen &auml;hnlich und waren haupts&auml;chlich nicht schwerwiegend.<sup>5</sup></p> <p><strong class="Zwischentitel-2"><strong>2. Ceftazidim/Avibactam</strong></strong></p> <p>Avibactam, ein Nichtbetalaktam-BLI, stellt die Aktivit&auml;t von Ceftazidim gegen Ambler-Klasse A (z.B. ESBL und Klebsiella-pneumoniae-Carbapenemase [KPC]), Klasse C (z.B. AmpC-Betalaktamasen [AmpC]) und einige Betalaktamase-produzierende Bakterien der Klasse D wieder her. Es ist nicht aktiv gegen Metallobetalaktamasen.<sup>6, 7</sup><br />RECAPTURE 1 und 2 sind zwei identische Phase-III-Studien bei Patienten mit kHWI/APN. Geeignete Patienten wurden 1:1 randomisiert und erhielten alle 8 Stunden entweder 2000mg/500mg Ceftazidim/Avibactam (i.v.) oder 500mg Doripenem (i.v.). Von 1033 randomisierten Patienten erfolgte die prim&auml;re Auswertung, 393 wurden mit Ceftazidim/Avibactam behandelt und 417 mit Doripenem. 19,6 % dieser Patienten hatten nicht Ceftazidim-sensible Erreger zu Beginn der Behandlung. Die Nichtunterlegenheit von Ceftazidim/Avibactam vs. Doripenem wurde in dieser Studie f&uuml;r die FDA-Gesamtauswertung nachgewiesen (klinischer Erfolg/mikrobiologische Eradikation): 280/393 (71,2 % ) vs. 269/417 (64,5 % ) Patienten (Differenz: 6,7 % ; 95 % CI: 0,3&ndash;13,1). <br />Eine mikrobiologische Eradikation trat bei 304 von 393 (77,4 % ) Patienten der Ceftazidim/Avibactam-Gruppe gegen&uuml;ber 296 von 417 (71,0 % ) Doripenem-Patienten ein (Differenz: 6,4 % ; 95 % CI: 0,3&ndash;12,4), was einer &Uuml;berlegenheit bei einem Signifikanzniveau von 5 % entspricht. Beide Behandlungen zeigten eine &auml;hnliche Wirksamkeit gegen nicht Ceftazidim-sensible Erreger. Ceftazidim/Avi&shy;bactam hatte ein Sicherheitsprofil, das mit dem von Ceftazidim allein &uuml;bereinstimmte. Ceftazidim/Avibactam war also bei der empirischen Behandlung von kHWI/APN sehr wirksam und k&ouml;nnte deshalb eine Alternative zu Carbapenemen darstellen.<sup>8</sup></p> <p><strong class="Zwischentitel-2"><strong>3. Meropenem/Vaborbactam</strong></strong></p> <p>Vaborbactam ist ein neuer zyklischer Bors&auml;ure-Inhibitor vieler Enzyme der Klasse A und der Klasse C. Es ist ein potenter Inhibitor von Serincarbapenemasen und insbesondere von KPC. In-vitro-Daten legen nahe, dass Meropenem/Vaborbactam (M-V) hochwirksam gegen KPC-produzierende Enterobacteriaceae ist. Eine geringere Wirkung auf Acine&shy;tobacter baumannii, die Carbapenemasen vom OXA-Typ enthalten, wurde beobachtet.<sup>7, 9</sup><br />Eine Phase-III-Studie (TANGO-1, NCT02166476) untersuchte die Wirksamkeit, Sicherheit und Vertr&auml;glichkeit von M-V im Vergleich zu Piperacillin/Tazobactam (P-T) bei der Behandlung von kHWI/APN bei Erwachsenen. Den Patienten wurden entweder M-V (2g Meropenem plus 2g Vaborbactam, i.v.) oder P-T (4g Piperacillin plus 0,5g Tazobactam) 3x t&auml;glich verabreicht. Wenn es klinisch indiziert war, konnte LVX (500mg oral) nach mindestens 15 i.v. Dosen verabreicht werden. Die Gesamtbehandlung betrug 10 Tage, es sei denn, ein Teilnehmer hatte zu Beginn eine Bakteri&auml;mie, dann wurde die Therapie bis zu 14 Tagen verabreicht. <br />Von 550 randomisierten Patienten wurden 374 (68,0 % ) in die m-MITT eingeschlossen. Bei 165/192 (85,9 % ) Patienten in der M-V- und 154/182 (84,6 % ) in der P-T-Gruppe wurden zu Beginn Enterobacteriaceae spp. nachgewiesen. Die mittlere Dauer der i.v. Therapie betrug 8 Tage. Eine klinische Heilung konnte am Ende der Behandlung bei 162/165 (98,2 % ) der M-V-Patienten und bei 147/154 (95,5 % ) der P-T-Patienten beobachtet werden. Eine mikrobiologische Eradikation wurde bei 161/165 (97,6 % ) mit M-V und 142/154 (92,2 % ) mit P-T nachgewiesen. Obwohl 19,5 % der Ausgangs-Enterobacteriaceae-Isolate nicht empfindlich in Bezug auf P-T waren, waren die klinischen und mikrobiologischen Ergebnisse bei Probanden mit empfindlichen und nicht empfindlichen Bakterien &auml;hnlich.<sup>10</sup> H&auml;ufige Nebenwirkungen bei Patienten, die M-V einnahmen, waren Kopfschmerzen, Reaktionen an der Infusionsstelle und Diarrh&ouml;. Unter M-V wurden auch allergische Reaktionen und Krampfanf&auml;lle beobachtet.<sup>11</sup><br />Die TANGO-2-Studie bei kHWI/APN, die durch Carbapenem-resistente Enterobacteriaceae spp. (CRE) verursacht wurden, konnte bereits vorzeitig beendet werden, da sich ein besseres Nutzen-Risiko-Verh&auml;ltnis mit M-V im Vergleich zur besten verf&uuml;gbaren Therapie bei CRE ergeben hatte.<sup>12</sup></p> <p><strong class="Zwischentitel-2"><strong>4. Imipenem/Relebactam</strong></strong></p> <p>Relebactam ist ein Nichtbetalaktam-Serin-BLI, &auml;hnlich wie Avibactam, das inhibitorische Aktivit&auml;t gegen Betalaktamasen der Klasse A und C aufweist. In-vitro-Ergebnisse mit Carbapenem-resistenten Enterobacteriaceae-Isolaten zeigten, dass die minimalen Hemmkonzentrationen (MHK) signifikant erniedrigt waren, wenn Imipenem (IMP) mit Relebactam gegen KPC-produzierende K. pneumoniae getestet wurde. Im Vergleich zu IMP alleine wurde eine nur geringe Erniedrigung der MHK von Imipenem/Relebactam bei OXA-48-produzierenden K. pneumoniae oder OXA-23-produzierenden A. baumannii festgestellt, was nahelegt, dass Relebactam im Gegensatz zu Avibactam keine signifikante Aktivit&auml;t gegen die Klasse-D-Enzyme aufweist.<sup>7, 9</sup> Klinische Phase-II-Studien zur Untersuchung der Sicherheit, Vertr&auml;glichkeit und Wirksamkeit von IMP/Cilastatin(CS)-Relebactam bei der Behandlung komplizierter Harnwegsinfektionen und komplizierter intraabdominaler Infektionen wurden abgeschlossen.<sup>13</sup><br />Derzeit l&auml;uft eine Phase-III-Studie (RESTORE-IMI-1, NCT02452047) zur Untersuchung der Wirksamkeit und Sicherheit von IMP/CS + Relebactam gegen&uuml;ber Colistimethat-Natrium + IMP/CS f&uuml;r kHWI/APN aufgrund von IMP-resistenten Erregern. Patienten werden in drei Gruppen eingeteilt. Gruppe 1: IMP/CS + Relebactam i.v. (200mg/100mg bis 500mg/250mg, abh&auml;ngig von der Nierenfunktion, 4x t&auml;glich) und Placebo/Colistimethat-Natrium (i.v., 2x t&auml;glich). Gruppe 2: CMS (CBA 300mg), i.v. Anfangsdosis, gefolgt von CBA 75mg bis 150mg, i.v., 2x t&auml;glich, und IMP/CMS (CBA 200mg bis 500mg), i.v. Infusion 4x t&auml;glich. Gruppe 3: Teilnehmer mit IMP- und Colistin-resistenten Krankheitserregern erhielten eine offene Behandlung mit IMP/CS + Relebactam (200mg/100mg bis 500mg/250mg) i.v. 4x t&auml;glich. Die Behandlungsdauer betrug 5 bis 21 Tage. Die Ergebnisse der Studie werden mit Spannung erwartet.</p> <p><strong class="Zwischentitel-2"><strong>5. Cefiderocol</strong></strong></p> <p>Cefiderocol (S-649266) ist ein neues parenterales Siderophor-Cephalosporin, das an der Seitenkette der dritten Position mit einem Catecholanteil konjugiert ist. Cefiderocol verwendet einen neuartigen Mechanismus des Eintritts in den periplasmatischen Raum von gramnegativen Bakterien und ist weitgehend stabil gegen&uuml;ber ESBL und Carbapenemasen. Die In-vitro-Aktivit&auml;t von Cefiderocol gegen Pseudomonas aeruginosa war unter eisenarmen Bedingungen erh&ouml;ht, w&auml;hrend die von Ceftazidim nicht beeinflusst wurde. Cefiderocol bildet einen Chelatkomplex mit Eisen, das &uuml;ber Eisentransporter aktiv in P.-aeruginosa-Zellen transportiert wird, was zu einer starken antibakteriellen Aktivit&auml;t von Cefiderocol gegen P. aeruginosa f&uuml;hrt.<sup>14</sup><br />Insgesamt wurden 189 nicht fermentative gramnegative Bakterien (107 A. baumannii und 82 P. aeruginosa) und 282 Enterobacteriaceae untersucht. Cefiderocol zeigte in vitro eine gr&ouml;&szlig;ere antimikrobielle Aktivit&auml;t gegen Carbapenem-resistente gramnegative Bakterien als mehrere Vergleichsantibiotika.<sup>15</sup><br />In einer Phase-II-Studie wurden die Wirksamkeit und Sicherheit von Cefiderocol (i.v.) gegen IMP/CS (i.v.) bei hospitalisierten Erwachsenen mit komplizierten UTI/APN getestet. Patienten mit gramnegativen Erregern wurden 2:1 randomisiert und erhielten f&uuml;r 7&ndash;14 Tage Cefiderocol (2g, i.v., 3x t&auml;glich) oder hoch dosiertes IMP/CS (1g/1g, i.v., 3x t&auml;glich). Von den 452 randomisierten Patienten wurden 448 behandelt und 371 der Mikro-ITT-Population wurden auf die Wirksamkeit untersucht.<br />Cefiderocol zeigte bei 72,6 % der Pa&shy;tienten (n=252) einen &uuml;berlegenen Gesamt&shy;erfolg (klinische Heilung und mikrobiologische Eradikation) im Vergleich zu 54,6 % (n=119) mit IMP/CS (Differenz: 18,58 % ; 95 % CI: 8,23&ndash;28,92). Cefiderocol wurde gut vertragen; 40 % der Patienten hatten ein unerw&uuml;nschtes Ereignis (UE) mit Cefiderocol gegen&uuml;ber 50 % der Patienten mit IMP/CS. Schwerwiegende unerw&uuml;nschte Ereignisse (SUE) traten bei 14 Patienten (4,7 % ) mit Cefiderocol und bei 12 Patienten (8,1 % ) mit IMP/CS auf.<sup>16</sup></p> <p><strong class="Zwischentitel-2"><strong>6. Plazomicin</strong></strong></p> <p>Plazomicin (PLZ) ist ein neuartiges Aminoglykosid, das synthetisch von Sisomicin abgeleitet wurde. Wie andere Aminoglykoside ist es ein bakterizides Mittel, das haupts&auml;chlich durch Hemmung der Proteinsynthese wirkt. PLZ ist strukturell &auml;hnlich wie die traditionellen Aminoglykoside (Amikacin, Gentamicin, Tobramycin), obwohl es modifiziert wurde, um Aminoglykosid-modifizierenden Enzymen zu widerstehen, die oft in CRE vorhanden sind. PLZ ist nicht von der Carbapenemase-Produktion betroffen und hat eine gute In-vitro-Aktivit&auml;t gegen Carbapenem-resistente Isolate von K. pneumoniae, E. coli und Enterobacter-Spezies, die eine Vielzahl von Carbapenemasen und ESBL produzieren. Die Anwesenheit von 16S-rRNA-Methyltransferase in Enterobacteriaceae, die die ribosomale Stelle, die PLZ bindet, modifiziert, f&uuml;hrt zu einer Plazomicin-Resistenz. PLZ ist wirksamer als andere Aminoglykoside bei der Behandlung von Enterobacteriaceae spp.<sup>7, 17, 18</sup><br />Eine Phase-II-Studie wurde bei Patienten mit kHWI/APN zum Vergleich von PLZ und LVX durchgef&uuml;hrt.<sup>19</sup> In einer Phase-III-Studie (EPIC) erhielten hospitalisierte Patienten mit kHWI/APN PLZ (15mg/kg, i.v., 1x tgl.) oder Meropenem (1g, i.v., 3x tgl.) f&uuml;r 4&ndash;7 Tage, gefolgt von einer optionalen oralen Therapie f&uuml;r insgesamt 7&ndash;10 Tage. Mikrobiologische Eradikation, klinische und kombinierte (mikrobiologische und klinische) Heilungsraten am Ende der i.v. Therapie und nach Therapieende (Tag 15&ndash;19) in der mMITT-Population wurden f&uuml;r die kHWI- und APN-Untergruppen analysiert. Nach Therapieende erreichte PLZ h&ouml;here Gesamtheilungsraten als Meropenem bei kHWI (84/107 [78,5 % ] vs. 82/199 [68,9 % ]; Differenz: 9,6; 95 % CI: &ndash;2,6&ndash;21,3) und APN (72/84 [85,7 % ] vs. 56/78 [71,8 % ]; Differenz: 13,9; 95 % CI: 0,4&ndash;27,1), verursacht durch h&ouml;here mikrobiologische Eradikationsraten in jeder Subgruppe. Die Inzidenz von Nebenwirkungen (NW) und schweren NW, die zum Absetzen der i.v. Therapie f&uuml;hrten, war gering und vergleichbar zwischen den Behandlungsarmen.<sup>20</sup></p> <p><strong class="Zwischentitel-2"><strong>7. Finafloxacin</strong></strong></p> <p>Finafloxacin, ein in der Erprobung befindliches Fluorchinolon, das f&uuml;r die intraven&ouml;se und orale Verabreichung geeignet ist, wird als sequenzielle Therapie von bakteriellen Infektionen einschlie&szlig;lich HWI entwickelt. Die Verbindung zeigt eine gute Wirkung gegen grampositive, gramnegative und anaerobe Erreger mit einem bakteriziden Wirkungsmechanismus, einer hohen Ausscheidung im Urin und einer erh&ouml;hten Wirksamkeit bei saurem pH.<sup>21</sup><br />In einer Phase-II-Studie wurde Finafloxacin (i.v. und oral) f&uuml;r insgesamt 5 Tage (FINA05) oder 10 Tage (FINA10) im Vergleich zu Ciprofloxacin (i.v. und oral) f&uuml;r 10 Tage (CIPRO10) zur Behandlung von kHWI/APN untersucht. Die Patienten wurden 1:1:1 in einen der drei Behandlungsarme randomisiert. Die Studie dauerte 24&plusmn;2 Tage mit Untersuchungen an Tag 3, 10&plusmn;2 und 17&plusmn;2 (&bdquo;test of cure&ldquo;, TOC).<br />Der Behandlungserfolg (kombinierte klinische und mikrobiologische Reaktion) f&uuml;r den TOC der m-ITT-Population betrug 70,3 % (95 % CI: 57,6&ndash;81,1 % ) in der FINA05-Gruppe, 67,6 % (55,2&ndash;78,5 % ) in der FINA10-Gruppe und 57,4 % (44,1&ndash;70,0 % ) in der CIPRO10-Gruppe. Finafloxacin, das f&uuml;r 5 oder 10 Tage dosiert wurde, zeigte h&ouml;here Behandlungserfolgsraten als der Einsatz von Ciprofloxacin f&uuml;r 10 Tage. Die mikrobiologische Eradikationsrate von Ciprofloxacin war bei Patienten mit saurem Urin-pH im Vergleich zu denen mit alkalischem Urin-pH niedriger, w&auml;hrend die mikrobiologische Eradikationsrate von Finafloxacin in beiden pH-Bereichen am Tag 3 gleich hoch war. Die Sicherheitsprofile der drei Behandlungsgruppen waren gleich und die Mehrzahl der Nebenwirkungen war leicht bis m&auml;&szlig;ig ausgepr&auml;gt und wurde als nicht mit der Studienmedikation in Verbindung stehend angesehen.<sup>21</sup></p> <p><strong class="Zwischentitel-2"><strong>8. Eravacyclin</strong></strong></p> <p>Eravacyclin ist ein neuartiges synthetisches Fluorozyklin, das gegen die meisten gramnegativen Spezies wirksam ist. In vitro ist Eravacyclin 2&ndash;4-mal aktiver gegen CRE als Tigecyclin.<sup>7</sup><br />Eine Phase-III-Studie, in der Eravacyclin (1,5mg/kg) gegen LVX (750mg) zur Behandlung von kHWI/APN (IGNITE2) mit einer oralen Nachbehandlung getestet wurde, erreichte keine Nichtunterlegenheit. Diese Daten blieben bis heute unver&ouml;ffentlicht. Es sind daher weitere Studien erforderlich, um die Rolle von Eravacyclin bei der Behandlung von CRE zu ermitteln.<sup>7</sup></p> <h2>Fazit</h2> <p>Mehrere neuere antibiotische Substanzen sind derzeit in den Handel gekommen oder befinden sich in der sp&auml;ten klinischen Phase der Entwicklung. Trotzdem sind Substanzen mit neuartigen Wirkprinzipien selten, daher spielt der verantwortungsvolle Umgang mit den verf&uuml;gbaren antibiotischen Substanzen eine gro&szlig;e Rolle, um deren antibakterielle Aktivit&auml;ten zu erhalten.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Zowawi HM et al.: The emerging threat of multidrug-resistant gram-negative bacteria in urology. 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