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Neues zur Immuntherapie bei Krebs und zur Testosteronsubstitution

<p class="article-intro">In diesem Jahr lud die SGU zu ihrer Jahresversammlung nach Lausanne ein. Sie bot viele Gelegenheiten zum persönlichen Austausch sowie zum Erweitern und Vertiefen des Wissens in den verschiedenen Bereichen der Urologie. Neben Posterdiskussionen, freien Mitteilungen und Videopräsentationen standen mehrere Keynote Lectures von namhaften Experten auf dem Programm, unter anderem zu Themen der Andrologie und zur Immuntherapie urologischer Karzinome.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Update Andrologie</h2> <p>Dr. med. Ian Eardley, Leeds/Grossbritannien, gab einen Einblick in die andrologische Forschung. Das beherrschende Thema war die erektile Dysfunktion (ED). In den vergangenen 15 Jahren habe man verstanden, dass die ED mit einem erh&ouml;hten kardiovaskul&auml;ren Risiko einhergeht, erkl&auml;rte er. Daher m&uuml;ssten bei M&auml;nnern mit ED kardiovaskul&auml;re Risikofaktoren routinem&auml;ssig erfasst werden. Eardley ging auch auf die aktuellen Leitlinien zur ED der American Urological Association (AUA) und der European Association of Urology (EAU) ein. So sei es g&auml;ngige Praxis, M&auml;nnern, die sich einer radikalen Prostatektomie unterziehen, bereits Tage nach dem Eingriff einen PDE-5-Hemmer zu geben, um einer ED vorzubeugen. Die AUA-Leitlinien empfehlen dies jedoch nur mit einem Evidenzgrad C, da zahlreiche Studien gezeigt haben, dass dies nicht unbedingt zu einer spontanen Erektion f&uuml;hrt.<sup>1</sup><br /> &Auml;hnlich sieht es bei der Stosswellentherapie (Li-ESWT) der ED aus: W&auml;hrend sie laut den amerikanischen Guidelines im Rahmen von Studien in Erw&auml;gung gezogen werden kann, geben die europ&auml;ischen Leitlinien lediglich eine &laquo;schwache Empfehlung &raquo; ab zum Einsatz bei milder organisch bedingter ED und M&auml;nnern, die nicht auf PDE-5-Inhibitoren ansprechen.<sup>1, 2</sup> Das Verfahren habe zwar Potenzial, allerdings seien qualitativ hochwertige klinische Studien notwendig, um es weiter zu untersuchen, betonte Eardley.<br /> Ein anderes Thema, das in j&uuml;ngerer Zeit immer mehr in den Fokus r&uuml;ckt, ist der Testosteronmangel. Er werde immer h&auml;ufiger diagnostiziert und therapiert, so Eardley. Ein Testosteronmangel ist mit einem erh&ouml;hten kardiovaskul&auml;ren Risiko verbunden.<sup>3, 4</sup> Ob eine Testosteronsubstitution das Risiko senkt oder steigert, ist laut den AUA-Leitlinien derzeit nicht eindeutig gekl&auml;rt.<sup>3</sup> Die EAU-Leitlinien interpretieren die vorliegenden Daten dagegen so, dass keine Evidenz f&uuml;r schwerwiegende kardiovaskul&auml;re Ereignisse infolge der Testosterontherapie vorliegt.<sup>4</sup> Beide Fachgesellschaften sind sich jedoch einig, dass Testosteron nur bei M&auml;nnern substituiert werden sollte, die unter Symptomen leiden und deren Hormonspiegel einen bestimmten Schwellenwert (10&ndash;12nmol/l) unterschreitet. Der Testosteronmangel muss durch mindestens zwei separate Messungen, am besten morgens, nachgewiesen werden.<sup>3, 4</sup></p> <h2>Immuntherapie bei urologischen Tumoren</h2> <p>Prof. Yohann Loriot, Paris/Frankreich, fasste in seinem Vortrag den derzeitigen Stand der Forschung zur Immuntherapie bei urologischen Tumoren zusammen. Eine Substanzgruppe, die in zahlreichen Studien untersucht wird, sind PD(L)-1-Inhibitoren. So wurde zum Beispiel der humanisierte monoklonale Antik&ouml;rper Pembrolizumab als Zweitlinientherapie nach platinbasierter Chemotherapie bei Patienten mit Urothelkarzinom getestet. Pembrolizumab f&uuml;hrte zu einem durchschnittlich drei Monate l&auml;ngeren Gesamt&uuml;berleben (OS) im Vergleich zu einer Chemotherapie (10,3 vs. 7,4 Monate). Dabei war die Nebenwirkungsrate geringer als unter einer Chemotherapie.<sup>5</sup> Ein &auml;hnliches OS erzielte Atezolizumab, ebenfalls als Zweitlinientherapie bei Urothelkarzinom (11,1 Monate). Allerdings gab es in dieser Studie keinen signifikanten Unterschied zur Chemotherapie (10,6 Monate). Auch Atezolizumab verursachte weniger Nebenwirkungen als die Chemotherapie.<sup>6</sup><br /> Beim fortgeschrittenen Nierenzellkarzinom erzielte Nivolumab in Kombination mit Ipilimumab versus Sunitinib ein verl&auml;ngertes OS, das bei Studienende noch nicht erreicht war (vs. 26 Monate). Die 1-Jahres-OS-Rate lag im Nivolumab/Ipilimumab- Arm bei 75 % (vs. 60 % ).<sup>7</sup> Dagegen konnte Ipilimumab beim kastrationsresistenten metastasierten Prostatakarzinom in der zweiten Linie nach Chemotherapie gegen&uuml;ber Placebo das OS nicht verl&auml;ngern.<sup>8</sup> Loriot erkl&auml;rte, dass Kombinationen von Immuntherapien mit anderen Medikamenten, zum Beispiel Chemotherapien, erforscht werden m&uuml;ssten, damit mehr Patienten eine wirksame Behandlung erhalten k&ouml;nnen. Zudem seien Marker notwendig, um diejenigen Patienten zu identifizieren, die von einer Immuntherapie profitieren.</p> <h2>Infektionen in der Urologie</h2> <p>Prof. Hansjakob Furrer, Bern, referierte zu einem Thema, das im klinischen Alltag immer wieder auftaucht: Infektionen und Antibiotikaresistenzen. Die Zahl multiresistenter Keime nehme stetig zu, so Furrer.<sup>9</sup> Deshalb werden in der t&auml;glichen Praxis Antibiotika verwendet, gegen die es keine oder nur wenige Resistenzen gibt. Dass dies problematisch sein kann, zeigte Furrer am Beispiel der Carbapeneme, die vor etwa zehn Jahren in Italien verbreitet in der Infektionsbehandlung eingesetzt wurden. Bis 2006 waren dort weniger als 5 % der Keime resistent gegen diese Antibiotika; 2014 waren es mehr als 50 % der Erreger.<sup>10</sup> Die L&ouml;sung sei, Antibiotika sinnvoll einzusetzen. Weniger sei dabei oftmals mehr, betonte Furrer.<br /> In diesem Zusammenhang erw&auml;hnte er das k&ouml;rpereigene Mikrobiom, das Infektionen entgegenwirkt, wenn es intakt ist. Auch die Blase ist &ndash; anders als bisher angenommen &ndash; nicht steril. Daher ist der Nachweis von Bakterien allein noch kein Beweis f&uuml;r eine Zystitis.<sup>11</sup> Eine asymptomatische Bakteriurie soll daher nicht behandelt werden, so Furrer.<sup>12</sup></p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 74. Jahresversammlung der Schweizerischen Gesellschaft für Urologie (SGU), 5.–7. September 2018, Lausanne </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Burnett AL et al.: J Urol 2018; 200: 633-41 <strong>2</strong> Hatzimouratidis K et al.: http://uroweb.org/guideline/male-sexualdysfunction (Zugriff: 14.9.18) <strong>3</strong> Mulhall JP et al.: J Urol 2018; 200: 423-32 <strong>4</strong> Dohle GR et al.: http://uroweb.org/ guideline/male-hypogonadism (Zugriff: 14. 9. 2018) 5 Bellmunt J et al.: N Engl J Med 2017; 376: 1015-26 <strong>6</strong> Powles T et al.: Lancet 2018; 391: 748-57 <strong>7</strong> Motzer RJ et al.: N Engl J Med 2018; 378: 1277-90 <strong>8</strong> Kwon ED et al.: Lancet Oncol 2014; 15: 700-12 <strong>9</strong> Schweizerisches Zentrum f&uuml;r Antibiotikaresistenzen (www.anresis.ch) <strong>10</strong> European Centre for Disease Prevention and Control (www.ecdc.europa. eu) <strong>11</strong> Whiteside SA et al.: Nat Rev Urol 2015; 12: 81- 90 <strong>12</strong> Cai T et al.: Clin Infect Dis 2012; 55: 771-7</p> </div> </p>
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