Muskuloskelettale Symptome bei Psoriasispatienten erfassen
Bericht:
Dr. Norbert Hasenöhrl
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Ein neuer Fragebogen erlaubt es, patientenberichtete muskuloskelettale Symptome bei Psoriasis zu dokumentieren – und zwar unabhängig davon, ob bereits eine PsA diagnostiziert wurde oder nicht.
„IDEOM ist eine internationale Non-Profit-Organisation, deren Mission darin besteht, patientenzentrierte Ergebniswerkzeuge für dermatologische Erkrankungen zu generieren“, erläuterte Dr. Lourdes Perez-Chada, Harvard Medical School, Boston, USA. Dabei werden die Perspektiven von Patienten, Patientenorganisationen, Ärzten, Forschenden, Gesundheitsökonomen, Sozialversicherungen, Industriepartnern und Zulassungsbehörden berücksichtigt.
Psoriasis und PsA – was messen?
Da es keinen internationalen Konsensus dazu gibt, welche Domänen bei Psoriasis und Psoriasisarthritis (PsA) gemessen werden sollen, wurde 2018 ein Delphi-Prozess hierzu gestartet. Dabei stellten sich sechs Domänen heraus, die in allen Studien abgefragt werden sollten: Hautmanifestationen, Symptome der Psoriasis und der PsA, gesundheitsbezogene Lebensqualität, Investigator Global Assessment (IGA), Patient Global Assessment (PGA) und Therapiezufriedenheit.1
Beim jährlichen Treffen der „Group for Research and Assessment of Psoriasis and Psoriatic Arthritis“ (GRAPPA) stellte die Arbeitsgruppe zu muskuloskelettalen Symptomen ihre Ergebnisse vor. Wenn ein Psoriasispatient in eine Interventionsstudie aufgenommen wird, sollte man zunächst herausfinden, ob bereits eine PsA diagnostiziert wurde oder nicht. Unabhängig davon sollte aber jeder Patient einen validierten Screening-Fragebogen zu PsA ausfüllen. Danach sollten die PsA-Symptome – ebenfalls mit einem validierten Tool – erfasst werden.2
„Wir wissen aber oft nicht wirklich, ob Patienten, die positiv auf PsA gescreent werden, auch PsA haben“, schränkte die Wissenschaftlerin ein. Dies hat mehrere Gründe: Zum einen ist die PsA eine klinische Diagnose, für die es keinen pathognomonischen Test gibt. Zum anderen sind Rheumatologen in klinischen Psoriasisstudien häufig nicht verfügbar, um die Diagnose zu bestätigen. „Und die meisten Dermatologen trauen sich nicht ohne Weiteres zu, rheumatologische Diagnosen zu stellen“, so Perez-Chada. Dazu kommt, dass die verfügbaren Screeningtools nicht spezifisch genug sind, um eine PsA zu bestätigen oder auszuschließen. Es kann sich in manchen Fällen auch um eine Arthrose, eine Fibromyalgie oder eine rheumatoide Arthritis (RA) handeln, eventuell auch um eine Überlappung mehrerer rheumatologischer Erkrankungen (z.B. PsA und RA).
Neues Instrument entwickelt
„Wir wollten deshalb im Rahmen von IDEOM ein Instrument entwickeln, das patientenberichtete Outcomes erfasst, die muskuloskelettale Symptome und deren Auswirkung auf das Leben des Patienten beschreiben. Dieses Instrument sollte valid für Psoriasispatienten sein, unabhängig davon, ob sie auch PsA haben oder nicht“, berichtete Lourdes-Chada. Nach intensiven Diskussionen mit 41 Stakeholdern und 15 Patienten wurde der „IDEOM MSK-Questionnaire“ (IDEOM MSK-Q) erstellt.
Dieser Fragebogen umfasst neun Items in drei Subskalen und ist in Tabelle 1 dargestellt.
Tab. 1: IDEOM MSK-Q (Quelle: Perez-Chada)
Jedes Item bezieht sich auf die letzten sieben Tage, wobei die meisten (aber nicht alle) mit einer Skala von 0 (gar nicht) bis 10 (extrem) zu beantworten sind. So lautet Frage 1 etwa: „Wählen Sie die Ziffer, die am besten den Schmerz beschreibt, den Sie in den letzten sieben Tagen rund um Ihre Gelenke oder in Ihrem Rücken empfunden (z. B. Schmerzen in den Fersen, im Rücken, in den Finger- oder Zehengelenken oder irgendwelchen anderen Gelenken.“ Wesentlich ist laut der Expertin, dass Gelenksschmerzen unabhängig vom Vorhandensein oder Fehlen einer PsA abgefragt werden.
Schon in Verwendung
Der IDEOM MSK-Q wird derzeit bereits in Studien der Phasen 3 und 4 verwendet, weiters im COPPAR-Register („Cohort for Psoriasis and Psoriatic Arthritis“, basiert in Boston), in der jährlichen Umfrage der National Psoriasis Foundation und in der PAMPA-Kohorte („Preventing Arthritis in a Multi-Center Psoriasis At-Risk Cohort“). Er könnte wertvolle Daten liefern, um die Entwicklung einer PsA im Rahmen der Psoriasis besser zu verstehen. Das deshalb, weil nach klinischer Erfahrung der Entwicklung einer manifesten PsA eine Phase unspezifischer muskuloskelettaler Symptome vorausgeht. „Wir glauben auch, dass der Fragebogen bei anderen Krankheiten verwendet werden könnte, z.B. bei Hidradenitis suppurativa, bei pustulärer Psoriasis oder beim SAPHO-Syndrom – Synovitis, Akne pustulosa, Pustulose, Hyperostose und Osteitis“, so Perez-Chada abschließend.
Die Endversion des IDEOM MSK-Q kann kostenfrei verwendet werden, es ist lediglich eine einfache Vereinbarung mit IDEOM notwendig. Interessenten können sich an amanda@dermoutcomes.com wenden oder nähere Informationen auf der Website einholen: www.dermoutcomes.org
Quelle:
Perez-Chada L: Development of a patient-reported outcome measure to assess musculoskeletal symptoms in psoriatic disease: the IDEOM MSK Questionnaire (IDEOM MSK-Q). EADV 2022, presentation ID D1T01.3B
Literatur:
1 Callis Duffin K et al.: JAMA Dermatol 2018; 154(10): 1137-44 2 Perez-Chada LM et al.: J Rheumatol 2021; published online
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