
Long-Acting-Konzepte als Meilenstein in der HIV-Therapie
Unser Gesprächspartner:
Univ.-Prof. Dr. Alexander Zoufaly
Präsident der Österreichischen AIDS Gesellschaft
E-Mail: info@aidsgesellschaft.at
Das Interview führte Mag. Birgit Leichsenring
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In den letzten vier Jahrzehnten erfuhr die HIV-Therapie eine enorme Entwicklung und die Optionen für Menschen mit HIV haben sich grundlegend verändert. Aktuell dominiert ein neues Therapiethema die HIV-Kongresse: sogenannte Long-Acting-Konzepte.
Die derzeitige Situation in Bezug auf HIV ist nicht annähernd mit den Anfangszeiten der Epidemie zu vergleichen. Moderne HIV-Therapien können eine hohe Lebenserwartung mit guter gesundheitlicher Lebensqualität bieten und Übertragungen effektiv verhindern. Um optimal von dieser Entwicklung zu profitieren, bedarf es jedoch einer lebenslangen durchgehenden Virussuppression mittels Therapie. Somit ist weiterhin die Entwicklung neuer Modalitäten und Konzepte essenziell. Ein Schlagwort, welches derzeitig die Forschung sowie Studien und Kongresse dominiert, lautet „long-acting“.
Prof. Zoufaly, was steht hinter dem Begriff „long-acting“ in der HIV-Forschung?
A. Zoufaly: Long-Acting-Konzepte sind schlichtweg lang wirksame Medikamente bzw. Therapien. Der aktuelle Standard in der HIV-Therapie ist eine Tablette zur täglichen Einnahme. In unserem Fachbereich bedeutet „long-acting“ daher alles, was seltener anzuwenden ist. Eine erste Long-Acting-HIV-Therapie als i.m. Injektionen alle 2 Monate gibt es bereits. Das darf man als Startschuss für eine neue Ära sehen.
Was sind potenzielle Herausforderungen bei solchen Therapien?
A. Zoufaly: Aus Sicht der Medizin ist unter anderem die Sorge über unerwartete Nebenwirkungen und Wechselwirkungen zu nennen, da die Substanzen naturgemäß länger im Körper verbleiben. Auch ist es keinesfalls trivial, mehrere Wirkstoffe zu kombinieren, was aber in der HIV-Therapie notwendig ist. Erfolgt der Abbau einer Substanz schneller als der der Kombinationspartner, kann die Therapie an Effektivität verlieren und das Risiko für Resistenzen steigt an. Long-Acting-Konzepte erfordern daher einen besonders hohen Wissensstand vor ihrem Einsatz. Viele Konferenzen mit HIV-Bezug fokussieren zu Recht auf diese Entwicklungen – so auch der DÖAK 2025.
Wer profitiert von Long-Acting-Therapien im HIV-Bereich?
A. Zoufaly: Für viele unserer Patient:innen spielen die Medikamente im Lebensalltag eine Rolle. Nicht alle Menschen können problemlos eine tägliche Therapie anwenden, da können Long-Acting-Konzepte sehr von Vorteil sein. Dafür gibt es diverse Gründe und natürlich ist jede Situation und Lebensphase individuell. Ein Beispiel wären etwa Menschen mit Schichtarbeit oder Reisetätigkeiten in unterschiedlichen Zeitzonen. Oder wenn die Therapie geheim gehalten werden muss. Gerade in Bezug auf die mögliche Verheimlichung des HIV-Status ist das nicht zu unterschätzen: Das Thema HIV kann Patient:innen vor größere Herausforderungen stellen als andere chronische Erkrankungen. Wir als HIV-Behandler:innen können insbesondere dadurch unterstützen, indem wir für unterschiedlichste Situationen die bestmögliche Therapie mit unseren Patient:innen finden.
Wie ordnen Sie die Zukunft dieser Therapiekonzepte ein?
A. Zoufaly: Die Long-Acting-Konzepte sind ein weiteres neues Kapitel dieser Erfolgsgeschichte, in anderen Indikationsbereichen gibt es sie bereits. Ich denke da spontan an Hormonpräparate, Antipsychotika, Cholesterinsenker oder auch die Biologika in der Dermatologie.
Ich bin überzeugt, dass Long-Acting-Substanzen zukünftig grundsätzlich stärker in vielen Bereichen der Medizin Einzug halten werden.
Vielen Dank für das Gespräch!
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