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Morbus Behçet: ein Update

<p class="article-intro">Die von Prof. Hulusi Behçet 1937 erstmals in der „Dermatologischen Wochenschrift“ beschriebene Krankheit mit rezidivierenden Aphthen und Geschwüren am Mund, am Auge sowie an den Genitalien ist eine weitverbreitete Erkrankung, vor allem entlang der Seidenstraße (Türkei, Israel, Iran, Irak bis China). Die Prävalenz ist je nach Land unterschiedlich. In der Türkei ist eine Prävalenz von 80 bis 420 auf 100 000 Personen beschrieben, im Iran von 17 und in Japan, Korea und China von 13 bis 15, hingegen in Mitteleuropa nur von 4 auf 100 000 Personen.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Der Morbus Beh&ccedil;et ist eine Systemvaskulitis, die alle Gef&auml;&szlig;e befallen kann: Arterien ebenso wie gro&szlig;e und kleine Venen. Beim Morbus Beh&ccedil;et besteht eine komplexe Beziehung zwischen Vaskulitis und thrombotischer Vaskulopathie. Die Vaskulitis der kleinen Gef&auml;&szlig;e ist meist zu 100 % vorhanden, eine Vaskulitis der gro&szlig;en Gef&auml;&szlig;e ca. zu 30 % . Bei den gro&szlig;en Gef&auml;&szlig;en kommt es zur entz&uuml;ndlichen Wanddestruktion und zur rapiden Ausbildung von adh&auml;renten Thromben und Aneurysmen. So kann man in Erythemanodosum- artigen L&auml;sionen durch Morbus Beh&ccedil;et auch eine Arteriitis und eine Thrombosierung eines gro&szlig;en Gef&auml;&szlig;es finden. Man spricht auch von Vaskulo- Beh&ccedil;et; hierbei k&ouml;nnen pulmonale arterielle Vaskulitiden auftreten, Aneurysmen, portale Pfortadervenenverschl&uuml;sse, Verschl&uuml;sse der Vena cava, ein Budd-Chiari- Syndrom, superfizielle Thrombophlebitiden, zerebrale ven&ouml;se Thrombosen, Sinusvenenthrombosen etc.</p> <h2>Klinische Symptome</h2> <p>Beim Morbus Beh&ccedil;et entstehen meist rasch kleine, umschriebene entz&uuml;ndliche Schleimhautinfiltrate mit zentraler fibrinbedeckter Erosion, meistens an der Mundschleimhaut, aber auch an der Genitalschleimhaut. An der Haut k&ouml;nnen papulopustul&ouml;se Effloreszenzen auftreten, die Pusteln sind bei mikrobiologischen Abstrichen steril.<br /> An dermatologischen Manifestationen zeigen sich Erythema nodosum, leukozytoklastische Vaskulitis und L&auml;sionen im Gesicht &auml;hnlich dem Sweet-Syndrom.<br /> In der Ophthalmologie zeigt sich eine Iridozyklitis mit Hypopyon, wobei das Hypopyon nur bei 20 % der Beh&ccedil;et-Patienten auftritt und mit einer schlechten Prognose assoziiert ist. Der Augenbefall findet meistens innerhalb der ersten drei Jahre nach Krankheitsbeginn statt; Erblindung ist eine Komplikation in 10&ndash;15 % der F&auml;lle, vor 30 Jahren waren es noch 75 % . Wir sprechen beim Augenbefall von einer vorderen und hinteren Uveitis; diese kann zu Optikusathrophie und Makulasch&auml;den f&uuml;hren sowie zu Sekund&auml;rglaukom und Katarakt.<br /> Bei den Gelenken ist vor allem meist eine Mono-/Oligoarthritis, selten eine Polyarthritis bekannt, die Morgensteifigkeit ist gering bis nicht vorhanden. Sakroiliitis ist ungew&ouml;hnlich. Auff&auml;llig ist das Auftreten von Thrombophlebitiden, auch von Thrombosen der Vena cava, selten kommt das Budd-Chiari-Syndrom vor, es ist mit einer hohen Mortalit&auml;t assoziiert. Auch ein Aneurysma der Arteria poplitea kann auftreten. Besonders gef&auml;hrlich sind Pulmonalarterienaneurysmen: Wenn die falsche Diagnose einer Pulmonalembolie gestellt und eine antikoagulatorische Therapie eingeleitet wird, kann dies zu einer massiven Lungenblutung und zum Tode f&uuml;hren. Die beste Darstellung der Aneurysmen und der Vaskulitis der gro&szlig;en Gef&auml;&szlig;e gew&auml;hrleistet die 18-FDG-PET-Untersuchung.<br /> Der ZNS-Befall &auml;u&szlig;ert sich vor allem in Meningoenzephalitis, vor allem im Hirnstamm, aber auch in den Basalganglien, in einer Sinusvenenthrombose mit Steigerung des intrakraniellen Druckes und Entwicklung eines Papillen&ouml;dems sowie in starken Kopfschmerzen.<br /><br /> Eine gastrointestinale Beteiligung findet sich vor allem bei M.-Beh&ccedil;et-Patienten in Japan (sie machen ein Drittel der Patienten mit Ulzera, Gewichtsverlust, &Uuml;belkeit, abdominellen Schmerzen bis zu blutigen St&uuml;hlen aus). Seltene Symptome des Morbus Beh&ccedil;et sind Epididymitis, Endokarditis, Myokarditis, Perikarditis, sekund&auml;re Amyloidose und Glomerulonephritis. Die Krankheit tritt vor allem bei jungen Erwachsenen auf, selten sind Kinder oder &auml;ltere Menschen betroffen. Die Verteilung ist bei M&auml;nnern und Frauen gleich. Es sind eine geringe famili&auml;re H&auml;ufung (ca. 8 % ) und die Assoziation mit HLA B51 als genetischem Faktor bekannt. Bis zur Diagnosestellung dauert es durchschnittlich 6,5 Jahre.<br /> Die Labordiagnostik umfasst Blutsenkung, CRP, Blutbild (An&auml;mien), ANA, ACA, ICS, BMZ-Antik&ouml;rper, Gliadin-AK, Fols&auml;ure, Vitamin B12, IgA, HIV, TPPA und HLA B51. Der Pathergietest zeigt eine Sensitivit&auml;t von 20 bis 80 % . Bei uns in Mitteleuropa ist er selten positiv (h&ouml;chstens in 10 bis 20 % ), in den &ouml;stlichen Regionen entlang der Seidenstra&szlig;e hingegen in 50 bis 75 % .<br /><br /> <strong>Diagnosekriterien des Morbus Beh&ccedil;et (internationale Studiengruppe)</strong> &bull; Rezente orale Aphthen +2</p> <ul> <li>Rezente genitale L&auml;sionen</li> <li>Augenl&auml;sionen</li> <li>Hautl&auml;sionen</li> <li>Positiver Pathergietest</li> </ul> <p><strong>Differenzialdiagnosen</strong></p> <ul> <li>Mb. Crohn, Colitis ulcerosa</li> <li>Wegener-Granulomatose</li> <li>Mb. Reiter</li> <li>Z&ouml;liakie</li> <li>Lupus erythematodes</li> <li>Erythema multiforme</li> <li>Herpes</li> <li>Hand-Foot-Mouth Disease</li> <li>Herpangina</li> <li>Pemphigus vulgaris</li> <li>Paraneoplastischer Pemphigus</li> <li>Vernarbendes Pemphigoid</li> <li>EBA</li> <li>Lues</li> <li>HIV-Infektion</li> <li>Lymphom</li> <li>Plattenepithelkarzinom</li> </ul> <p><br /> Der Morbus Beh&ccedil;et ist eine Ausschlussdiagnose.<br /><br /> <strong>Biologika und Morbus Beh&ccedil;et:</strong><br /> Dazu gibt es wenige randomisierte kontrollierte Studien (&lt;5), meistens kleine, offene Studien; es stellt sich die Frage, ob Spontanremissionen bzw. Rezidive bestehen.<br /><br /> Voraussetzung f&uuml;r eine TNF-a-Blocker- Therapie:</p> <ol> <li>Gesicherte Diagnose</li> <li>Aktive Erkrankung mit objektiven Entz&uuml;ndungszeichen</li> <li>Therapieversagen konventioneller Medikamente</li> <li>Keine KI gegen TNF-Blocker</li> </ol> <p>Wann werden Biologika eingesetzt?</p> <ul> <li>Zwei oder mehr Rezidive von Uveitis posterior</li> <li>Geringer Visus bei chronischem Makula&ouml;dem</li> <li>ZNS-Erkrankung</li> <li>Therapieresistente Darmentz&uuml;ndung</li> </ul> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Derma_1803_Weblinks_s54_tab1.jpg" alt="" width="300" height="356" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Derma_1803_Weblinks_s54_tab2.jpg" alt="" width="600" height="214" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>Am 6. April 2018 wurde in den &bdquo;Annals of the Rheumatic Diseases&ldquo; das neueste Update der EULAR-Empfehlungen f&uuml;r das Management des Morbus Beh&ccedil;et publiziert.</p> </div> </p>
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