Schimmelpilze
Autoren:
Dr. Markus Berger
Leiter Österreichischer Polleninformationsdienst
Assistenzarzt HNO-AbteilungKlinik Hietzing, Wien
Wiener Gesundheitsverbund
E-Mail: markus.berger@pollenresearch.com
Dr. Laurent Marquer
Leiter Pollenwarndienst Tirol
Forschungsgruppenleiter Vegetationsmodellierung
Institut für Botanik, Universität Innsbruck
E-Mail: laurent.marquer@uibk.ac.at
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Die korrekte Identifizierung des für eine allergische Rhinitis verantwortlichen Allergens ist essenziell für die weitere Behandlung. Hierbei stehen Allergene von Pollen meist im Vordergrund, an Pilzsporen sollte jedoch auch immer gedacht werden. Ein besseres Verständnis rund um das Allergen kann die Diagnose erleichtern.
Keypoints
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Sporen dienen der ungeschlechtlichen Fortpflanzung von Pilzen, Bakterien oder Pflanzen, sind mikroskopisch klein und werden in großen Mengen produziert.
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5% der Bevölkerung sind gegen Schimmelpilze sensibilisiert, die wichtigsten, allergologisch relevanten sind Alternaria und Cladosporium.
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Eine Schimmelpilzallergie kann häufig zu einem Etagenwechsel führen und neben Asthma auch eine exogen-allergische Alveolitis oder eine Lungenfibrose auslösen.
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Neben der kausalen und symptomatischen Therapie spielt vor allen die Prävention eine wichtige Rolle im Management der Schimmelpilzallergie.
In der Natur haben Schimmelpilze eine wichtige Funktion: die Zersetzung von organischem Material in dessen Bestandteile. Diese Bausteine dienen der Umwelt als Nahrungsquelle (z.B. Komposthaufen).
Sporen sind Zellen, die von einigen Pilzen, aber auch Bakterien und Pflanzen (z.B. Moose und Farne) gebildet werden. Sie dienen der ungeschlechtlichen Fortpflanzung und keimen, indem Keimschläuche ausgebildet werden. Die Keimschläuche wachsen zu den spezifischen Merkmalen, wie Hyphen, Protonema oder Thallus, heran. Bei Pilzen bildet ein Konidium in der Regel Keimschläuche, die sich zu Hyphen und Myzel entwickeln, aus denen sich dann durch Aufspaltung der Hyphen und des Myzels Sporen bilden.
Pilzsporen sind mikroskopisch klein und werden in großen Mengen produziert. Aufgrund des hohen Aufwandes werden Sporen nur in wenigen Ländern (u.a. Österreich) ausgezählt. Auch dadurch existieren vergleichsweise wenige Studien zu diesem Thema.
Die häufigsten Belastungen
Aktuellen Schätzungen zufolge sind etwa 5% der Bevölkerung gegen Schimmelpilze sensibilisiert. In Österreich allergologisch relevant sind Sporen von Alternaria, Cladosporium, Epicoccum und Pleospora, Aspergillus und Penicillum.
Neben Nährstoffen benötigen Schimmelpilze eine hohe Luftfeuchtigkeit und hohe Temperaturen für ein gutes Wachstum. „Outdoor-Schimmel“ produziert daher die höchsten Sporen-Konzentrationen zwischen Juni und September (konkomitant blühen Gräser, Beifuß und Ragweed). Spitzenbelastungen treten lokal während der Ernte auf, da Getreide häufig von Schimmel befallen ist.
Allerdings kann Schimmel auch in Innenräumen wachsen und so zu ganzjährigen Beschwerden führen. Nach Hochwasser und Überschwemmungen können Sporenkonzentrationen ebenfalls lokal massiv ansteigen. Ein Phänomen, das mit den zunehmenden Wetterextremen immer häufiger auftreten wird.
Zwei der wichtigsten Arten von Pilzsporen, die für Allergiezwecke untersucht werden, sind Alternaria und Cladosporium.
Alternaria (schwarz-graue Farbe) wächst auf den Blättern einer Vielzahl von Pflanzen, wie Getreide und Gräsern, und kann auch in Innenräumen auf den Oberflächen von Lebensmitteln, Textilien und Fensterrahmen gefunden werden. Konzentrationsspitzen treten nach trockenen und sonnigen Perioden gefolgt von Niederschlägen auf. Die Morphologie der Alternaria-Sporen wird definiert als keulenförmig mit Septen, welche aus vertikalen und horizontalen Teilungen resultieren. Die Oberfläche der Sporen ist glatt.
Cladosporium (schwarz-braune Farbe) wächst im Freien auf Pflanzen und Erde und in Innenräumen auf Wänden und Textilien. Die stärksten Konzentrationen treten während trockenem Wetter auf. Cladosporium entwickelt etwa hundertmal mehr Sporen als Alternaria. Die Morphologie wird als kugelförmig, tonnenförmig oder zitronenförmig definiert. Die Oberfläche kann glatt oder rau sein.
Symptome einer Allergie auf Pilzsporen sind mit denen einer Pollenallergie vergleichbar (tränende Augen, juckende Nase, Niesanfälle etc.).
Abb.1:
oben:
Alternaria:
a) Kultur
b) Sporen mit Myzel
c) Sporen
unten:
Cladosporium:
d) Kultur
e) Sporen mit Myzel
f) Sporen
Maßstabsleiste = 20 µm
Gesundheitliche Risiken
Zu beachten ist, dass eine Allergie auf Schimmelpilze häufiger zu einem Etagenwechsel (Entwicklung von Asthma bronchiale) führt als Pollenallergien. Außerdem können Schimmelpilze zu gravierenderen Erkrankungen führen. Hohe Konzentrationen können eine exogen-allergische Alveolitis verursachen (Farmerlunge; Fieber, Dyspnoe, Abgeschlagenheit), welche unbehandelt auch zu einer Lungenfibrose führen kann. Immunsupprimierte Personen können unter anderem Mykosen oder Aspergillosen entwickeln.
Therapeutische und präventive Möglichkeiten
Die Behandlung der Schimmelpilz-Allergie besteht aus Allergieprävention, symptomatischer Therapie (Antihistaminika, intranasales Cortison etc.) und den kausalen Therapien (Immuntherapie, falls für das relevante Allergen vorhanden). Auch bei Schimmelpilzen gibt es zahlreiche Tipps für Patient:innen, um eine möglichst effektive Allergenprävention zu erzielen.
Outdoor-Pilze
Bezüglich der Belastung durch Outdoor-Pilze sollte die Sporenvorhersage (Alternaria) des Österreichischen Polleninformationsdienstes beachtet werden. Mit bis zu stundengenauen Vorhersagen kann der Tag besser geplant werden. Betroffene sollten außerdem bei warmem und feuchtem Wetter Wälder aufgrund hoher Konzentrationen meiden.
Eine FFP-2-Maske kann im Freien Symptome lindern. Pollenschutzgitter können zudem einen Großteil der Sporen an dem Eindringen in die Wohnung hindern. Vor allem in Kombination mit einem Luftreiniger können Belastungen durch Outdoor-Sporen in Innenräumen auf einem Minimum gehalten werden.
Indoor-Pilze
Gibt es den Verdacht eines Pilzbefalls in Innenräumen, sollte dieser unbedingt durch eine professionelle Firma kontrolliert werden. Bestätigt sich der Verdacht, sollten umgehend die notwendigen Sanierungsarbeiten in die Wege geleitet werden. Zur Vorbeugung von Schimmel sollte die Luftfeuchtigkeit möglichst niedrig gehalten werden (40–60%). Regelmäßiges Stoßlüften kann hierbei helfen. Außerdem sollten regelmäßig Prädilektionsstellen (Nahrungsmittel, Topfpflanzen, Klimaanlagen und Aquarien) auf Schimmel kontrolliert werden.
Literatur:
bei den Verfassern
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