© Andreas Heddergott / TUM

Sechsfach höheres Risiko

Studie zeigt Zusammenhang zwischen Gebärmutterhalskrebs und HIV-Infektion

Ein Forschungsteam der Technischen Universität München (TUM) hat die Effekte einer HIV-Infektion auf die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs quantifiziert und herausgefunden, dass Frauen, die mit HIV infiziert sind, ein sechsfach höheres Risiko haben, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. Besonders betroffen sind die Regionen Süd- und Ostafrika.

Gebärmutterhalskrebs ist nach Statistiken der WHO die vierthäufigste Krebsart bei Frauen. Im Jahr 2018 wurde bei schätzungsweise 570000 Frauen weltweit ein Zervixkarzinom diagnostiziert, etwa 311000 Frauen starben an dieser Krankheit. Gebärmutterhalskrebs, der meist von humanen Papillomviren (HPV) verursacht wird, ist allerdings auch eine der am erfolgreichsten vorbeugbaren und behandelbaren Krebsarten, sofern diese frühzeitig erkannt und wirksam therapiert wird. Gleichzeitig ist er die am häufigsten entdeckte Krebserkrankung bei Frauen, die mit HIV leben, da deren Immunsystem durch die HIV-Infektion geschwächt ist.

Systematischer Review und Metaanalyse von 24 Studien

Die Erstautoren der Technischen Universität München (TUM) Dr. Dominik Stelzle (Center for Global Health und Lehrstuhl für Epidemiologie) und Dr. Luana Tanaka (Lehrstuhl für Epidemiologie) (Abb. 1) haben sich diesem relevanten Thema gewidmet und einen systematischen Review sowie eine Metaanalyse von insgesamt 24 Studien aus den Jahren 1981 bis 2016 durchgeführt, an denen 236127 Frauen mit HIV aus vier Kontinenten (Afrika, Nordamerika, Asien und Europa) teilgenommen hatten.

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Abb. 1: Dr. Stelzle und Dr. Tanaka; TUM, Institut for Global Health

Insgesamt enthielten diese Studien 2138 Zervixkarzinomfälle. Zudem wurden die Ergebnisse mit Daten von UNAIDS zur weltweiten HIV-Infektion und mit Daten der International Agency for Research on Cancer (IARC), dem Krebsforschungszentrum der WHO, zum Zervixkarzinom verbunden und ausgewertet.

Frauen mit HIV haben ein sechsfach höheres Risiko

Ziel der Studie war es, den Anteil der mit HIV lebenden Frauen unter den Frauen mit Gebärmutterhalskrebs zu berechnen. Die Autoren fanden heraus, dass weltweit 5,8% aller neuen Gebärmutterhalskrebsfälle im Jahr 2018 bei Frauen mit einer HIV-Infektion diagnostiziert wurden. Dies entspricht 33000 Fällen pro Jahr, wovon 85% davon in Subsahara-Afrika auftreten.

Weiterhin konnte das Team auf der Basis der Ergebnisse zeigen, dass Frauen mit HIV ein sechsfach höheres Risiko haben, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, als Frauen ohne HIV-Infektion.

„Die Assoziation zwischen Zervixkarzinom und HIV ist einleuchtend“, erläutert Prof. DDr. Andrea S. Winkler, Koleiterin des Centers for Global Health: „Zervixkarzinome werden meist durch Infektionen mit humanen Papillomviren (HPV) verursacht, welche ebenso wie HIV sexuell übertragen werden. Aufgrund unserer Ergebnisse könnte man annehmen, dass eine Infektion mit HIV einen Risikofaktor für eine Infektion mit HPV darstellt.“

Süd- und Ostafrika sind am stärksten betroffen

Am stärksten betroffen sind die Regionen Süd- und Ostafrika, in denen 63,8% (Südafrika) bzw. 27,4% (Ostafrika) der Zervixkarzinome bei Frauen mit einer HIV-Infektion diagnostiziert wurden. „Mit über 75% ist Eswatini im südlichen Afrika das Land mit dem höchsten Anteil an Frauen, die an Gebärmutterhalskrebs in Verbindung mit einer HIV-Infektion leiden, gefolgt von Lesotho mit 69%, Botswana mit 67%, Südafrika mit 64% sowie Simbabwe mit 52%“, so Dr. Tanaka.

Anhand der Ergebnisse stellten die Autoren der TUM fest, dass Frauen mit einer HIV-Infektion ein signifikant höheres Risiko besitzen, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. Insbesondere für die afrikanischen Länder südlich der Sahara seien daher HPV-Impfungen sowie frühzeitige Zervixkarzinom-Screenings von großer Bedeutung. (red)

Presseaussendung der Technischen Universität Münschen vom 21. Dezember 2020

Stelzle D et al.: Estimates of the global burden of cervical cancer associated with HIV. Lancet Glob Health 2021; 9: e161-9

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