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„Nussknackerfraktur“

Berstungsfraktur des Os cuboideum: Behandlungsalgorithmen und Fallpräsentation

<p class="article-intro">Berstungsfrakturen des Os cuboideum, auch „Nussknackerfrakturen“ genannt, sind seltene Verletzungen, die unbehandelt zu einer Verkürzung der lateralen Säule und einer schmerzhaften Rückfußdeformität führen. Aus diesem Grund werden die rasche Reposition und Osteosynthese empfohlen oder, falls dies nicht möglich ist, eine primäre Interpositionsarthrodese, wie in diesem Fallbericht dargestellt.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Berstungsfrakturen des Os cuboideum sollten bei Dislokation und Verk&uuml;rzung der lateralen S&auml;ule, wann immer m&ouml;glich, operativ versorgt werden.</li> <li>Die Herstellung der Gelenkfl&auml;chen und der L&auml;nge der lateralen S&auml;ule ist dabei priorit&auml;r.</li> <li>Bei verz&ouml;gerter Versorgung oder fehlender Rekonstruktionsm&ouml;glichkeit ist die prim&auml;re Interpositionsarthrodese mit autologem Beckenkamm eine gute Therapiem&ouml;glichkeit.</li> </ul> </div> <p>Die forcierte Vorfu&szlig;abduktion und Plantarflexion k&ouml;nnen vor allem bei Hochenergietraumen zu Berstungsfrakturen des Os cuboideum f&uuml;hren. Diese sind oftmals auch mit Begleitverletzungen in der Lisfranc- oder Chopart-Gelenklinie versehen.<sup>1</sup> Das Cuboid wird hierbei wie in einem Nussknacker zwischen dem Processus anterior des Calcaneus und der Basis des Metatarsale IV und V eingeklemmt. Die daraus resultierende Dislokation der Fragmente f&uuml;hrt zu einem Substanzverlust des Cuboids. Eine Verk&uuml;rzung der lateralen S&auml;ule mit Fr&uuml;harthrosen und schmerzhaften Bewegungseinschr&auml;nkungen kann die Folge sein.<sup>2</sup></p> <p>In den wenigen Literaturstellen, die sich mit der Thematik befassen, werden aus den genannten Gr&uuml;nden bei dislozierten Berstungsfrakturen die baldige Reposition und Osteosynthese empfohlen.<sup>3</sup> Ziel hierbei sollte die m&ouml;glichst genaue Rekonstruktion der vier Gelenkfl&auml;chen zum Calcaneus, den Metatarsalia IV und V, dem lateralen Cuneiforme und manchmal auch dem Os naviculare sein. Daneben sollte auch ein L&auml;ngenverlust der lateralen S&auml;ule vermieden werden, wenn n&ouml;tig durch Augmentation mit Auto- und Allografts. Die kurz- und mittelfristigen Ergebnisse dieser Eingriffe sind durchaus gut.<sup>4</sup> Manchmal ist das Cuboid jedoch so stark besch&auml;digt, dass eine Rekonstruktion nicht m&ouml;glich ist. &Uuml;berm&auml;&szlig;ige Weichteilschwellung, verbunden mit Hautl&auml;sionen, kann zudem eine rasche definitive Versorgung verunm&ouml;glichen.</p> <h2>Fallpr&auml;sentation</h2> <p>Pr&auml;sentiert wird ein 50-j&auml;hriger Patient nach Motorradsturz im Dezember 2017 in Spanien. Bei Eintreffen im Traumazentrum zeigten sich Tage nach dem Unfall massiv geschwollene Weichteile am Fu&szlig; und Sprunggelenk mit Spannungsblasen und Hautabsch&uuml;rfungen. Die bildgebende Diagnostik ergab eine Berstungsfraktur des Os cuboideum mit undislozierten Begleitverletzungen an der Lisfranc-Gelenklinie (Abb. 1).<br /> Im Laufe des station&auml;ren Aufenthalts kam es zur Ausbildung einer lokalen Hautnekrose plantar am Vorfu&szlig;, sodass die Versorgung der Fraktur immer wieder verschoben werden musste. Letztendlich wurde die Entscheidung f&uuml;r eine prim&auml;re Interpositionsarthrodese mit trikortikalem Beckenkammspan gef&auml;llt und der Patient am 10. J&auml;nner 2018 operiert. Hierbei wurden in einem ersten Schritt das Calcaneocuboidalgelenk durch einen lateralen Zugangsweg dargestellt, die Peronealsehnen wurden mobilisiert (Abb. 2a). Danach wurden die Reste des zertr&uuml;mmerten Os cuboideum reseziert (Abb. 2b) und es wurde ein trikortikaler Beckenkammspan zurechtgeschnitten (Abb. 2c). Dieser wurde in den Defekt eingepasst und mittels einer winkelstabilen Fl&uuml;gelplatte am Calcaneocuboidal- Gelenk und einer vom Cuneiforme laterale in den Calcaneus verlaufenden 5,0mm-Schraube stabilisiert (Abb. 2d).<br /> Der Patient wurde postoperativ f&uuml;r acht Wochen im Unterschenkelgips ohne Belastung nachbehandelt. Nach Gipsabnahme wurde ein CT der Fu&szlig;wurzel angefertigt, welches eine kn&ouml;cherne Einheilung des Beckenkamms am Calcaneocuboidal-Gelenk best&auml;tigte (Abb. 3). Bei bland verheilten Narben und orthograden Vor- und R&uuml;ckfu&szlig;achsen im Zuge der letzten klinischen Kontrolle wurde der Belastungsaufbau bis zur Vollbelastung erlaubt.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Ortho_1803_Weblinks_ortho_1803_s35_abb1.jpg" alt="" width="2150" height="599" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Ortho_1803_Weblinks_ortho_1803_s36_abb2+3.jpg" alt="" width="2150" height="1163" /></p> <h2>Diskussion</h2> <p>Frakturen des Os cuboideum sind seltene Verletzungen, lediglich kn&ouml;cherne Abrissverletzungen und undislozierte Querfrakturen sollten konservativ therapiert werden.<sup>2</sup> Berstungsfrakturen des Os cuboideum (&bdquo;Nussknackerfrakturen&ldquo;) sind oftmals mit Begleitverletzungen im Bereich der Lisfranc- und Chopart-Gelenklinie kombiniert<sup>5</sup> und m&uuml;ssen meist operativ versorgt werden. Trotz der Schwere der urspr&uuml;nglichen Verletzungen belegen die wenigen verf&uuml;gbaren Literaturstellen zu diesem Thema gute Behandlungsergebnisse nach offener Reposition und Osteosynthese.<sup>3&ndash;6</sup><br /> In dem hier geschilderten Fall war eine rasche operative Versorgung aufgrund der Weichteilsituation unm&ouml;glich. Zudem h&auml;tte sich eine Rekonstruktion des zertr&uuml;mmerten Cuboids als technisch herausfordernd und aufgrund des zeitlichen Abstands zum Unfallereignis als wenig aussichtsreich erwiesen. Wir entschieden uns deshalb f&uuml;r eine prim&auml;re Interpositionsarthrodese am Calcaneocuboidalgelenk. Diese wird in &auml;hnlich gearteten F&auml;llen auch in der Literatur gefordert.<sup>2&ndash;4</sup> Ziel war, eine anhaltende Stabilisation der lateralen S&auml;ule am Fu&szlig; zu erreichen, um einer sekund&auml;ren Verk&uuml;rzung mit resultierenden Vor- und R&uuml;ckfu&szlig;pathologien entgegenzuwirken. Die ersten Kurzzeitergebnisse zeigen einen erfreulichen Heilungsverlauf, wenngleich die Schwere der Verletzung Folgeeingriffe, insbesondere am Lisfranc-Gelenk, erwarten lassen.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Fenton P et al.: The patterns of injury and management of cuboid fractures. Bone Joint J 2016; 98-B(7): 1003-8 <strong>2</strong> Borrelli J Jr., De S, VanPelt M: Fracture of the cuboid. J Am Acad Orhop Surg 2012; 20(7): 472-7 <strong>3</strong> Yu G et al.: Nutcracker fracture of the cuboid: management and results. Acta Orthop Belg 2012; 78(2): 216-9 <strong>4</strong> Weber M, Locher S: Reconstruction of the cuboid in compression fractures: short to midterm results in 12 patients. Foot Ankle Int 2002; 23(11): 1008-13 <strong>5</strong> Klaue K: Chopart fractures. Injury 2004; 35: S-B64-S-B70 <strong>6</strong> Holbein O, Bauer G, Kinzl L: Die dislozierte Kuboidfraktur. Der Unfallchirurg 1998; 101: 214-21</p> </div> </p>
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