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Die chirurgische Behandlung der Ellbogenarthrose

<p class="article-intro">Die Arthrose des Ellbogens grenzt sich in wichtigen Punkten von der Arthrose anderer Gelenke ab, speziell was die Progression der Erkrankung betrifft. So entstehen bei der Ellbogenarthrose schon früher Osteophyten, die die endgradige Bewegung schmerzhaft blockieren, während die Knorpelschicht lange erhalten bleibt und eine verhältnismässig normale «Mid-range»-Funktion ermöglicht. Das ist der Grund, warum die typischen konservativen Behandlungsoptionen, die auf die «Mid-range»-Funktion abzielen, nicht greifen, aber die Arthrolyse und die Osteochondroplastik sehr gute Ergebnisse zeigen. Die Endoprothetik des Ellbogens sollte ausser für «Low demand»-Patienten als «salvage procedure» angesehen werden.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Die Ellbogenarthrose &auml;ussert sich klinisch als eine schmerzarme bis schmerzfreie endgradige Bewegungseinschr&auml;nkung mit einer meist recht guten &laquo;Mid-range&raquo;- Funktion und radiologisch als osteophyt&auml;re Anbauten mit lange gut erhaltenem Knorpel.</li> <li>Seit der Entwicklung der rheumatologischen Biologika ist die rheumatische Arthrose des Ellbogens in der chirurgischen Praxis selten geworden, prim&auml;re und posttraumatische Arthrosen nehmen aber etwas an H&auml;ufigkeit zu.</li> <li>Die Ellbogenarthrose ist eine progressive Erkrankung, die eigentlich nur durch eine Prothese definitiv gestoppt werden kann.</li> <li>Die Ellbogenprothese ist trotz aller technischen Fortschritte als &laquo;salvage procedure&raquo; anzusehen und es empfiehlt sich, diese so lange wie m&ouml;glich zu verz&ouml;gern, speziell bei jungen Patienten (&lt; 50 Jahren), M&auml;nnern, bei Infekt oder Traumaanamnese und multiplen Voroperationen.</li> <li>Die arthroskopische Arthrolyse und Osteochondroplastik entwickeln sich zu den wertvollsten Therapieoptionen bei erhaltenem Knorpel. Bei h&auml;lftigem Knorpelverlust gibt es verschiedene andere Therapieoptionen, aber fast alle mit m&ouml;glichen sekund&auml;ren Problemen.</li> </ul> </div> <h2>Die Arthrose des Ellbogens ist anders als in H&uuml;fte und Knie</h2> <p>Wie bei vielen Dingen tanzt der Ellbogen auch gerne bei der Arthrose aus der Reihe. Die Ursachen sind zwar &auml;hnlich wie bei den weitaus h&auml;ufigeren Arthrosen von Knie und H&uuml;fte, aber der Krankheitsverlauf ist deutlich anders, mit wichtigen Auswirkungen auf Klinik, Diagnose und Behandlung. Denn der Ellbogen neigt in der Arthrose zu einer sehr fr&uuml;hen und recht starken Osteophytenbildung, was zu einer zunehmenden Bewegungseinschr&auml;nkung f&uuml;hrt, w&auml;hrend der Knorpel relativ lange erhalten bleibt (Abb. 1). Das f&uuml;hrt zu schmerzhaftem Einklemmen bei maximaler Streckung und Beugung bei gleichzeitig guter Funktion in der &laquo;mid-range&raquo; ohne Ruheschmerz. Erst bei fortgeschrittener Ellbogenarthrose ist der Knorpel so weit degeneriert, dass es zu Schmerzen im gesamten Bewegungsumfang kommt. Ruheschmerz und fr&uuml;hzeitiger Schmerz in der ganzen Bewegung k&ouml;nnen auch auf eine rheumatische Arthritis des Ellbogens hindeuten, aber seit Einf&uuml;hrung der Biologika sind diese urspr&uuml;nglich h&auml;ufigen Beschwerden nur noch selten in orthop&auml;dischen/ ellbogenchirurgischen Praxen zu sehen. <br />Diese Umst&auml;nde haben einige wichtige Implikationen. Der mangelnde Schmerz in der Mitte der Bewegung f&uuml;hrt dazu, dass die Ellbogenarthrose oft &uuml;bersehen oder als Impingement oder dergleichen interpretiert wird. Der Schmerz in der Mitte der Bewegung, der eben bei der Ellbogenarthrose nicht vorkommt, ist auch im Fokus vieler g&auml;ngiger konservativer Arthrosebehandlungen wie z. B. Hyalurons&auml;ure. Es ist daher wenig verwunderlich, dass diese bei der Ellbogenarthrose nicht anschlagen. Zuletzt hat auch der epidemiologische Wechsel von rheumatoider Arthritis zu posttraumatischer Arthrose wichtige Folgen. So ist die gesamte Ellbogenprothetik aus der Rheumabehandlung entstanden und zielt auf typische &laquo;Low demand&raquo;-Populationen ab, die die postoperative Limite von 5 kg Belastungsgrenze tolerieren und einhalten k&ouml;nnen. Bei den typischerweise j&uuml;ngeren und aktiveren Patienten mit posttraumatischer Arthrose kommt es meist recht rasch zu Prothesenversagen. Bei diesen Patienten sollte die Prothese so lange wie m&ouml;glich verz&ouml;gert werden und chirurgische Optionen, um dies zu erreichen, werden hier vorgestellt. <br />Zuletzt soll aber nicht unerw&auml;hnt bleiben, dass nicht alle posttraumatischen Ellbogenarthrosen durch grosse Unf&auml;lle entstehen. Auch einfache Mason-I-Radiuskopffrakturen werden oft von Knorpelsch&auml;den am Capitellum begleitet. Kleine intraartikul&auml;re Verletzungen f&uuml;hren zu Blutungen, die den Knorpel biochemisch sch&auml;digen und dauerhafte Ver&auml;nderungen an der Gelenkskapsel verursachen. Letztere sind ein wichtiger Unterschied zwischen der prim&auml;ren und posttraumatisch-sekund&auml;ren Arthrose. Ebenso k&ouml;nnen anhaltend ignorierte oder als Tennisarm missinterpretierte Instabilit&auml;ten den Knorpel abscheren. Hier hat es eine Dunkelziffer an eventuell vermeidbaren Arthrosen, weshalb die Hemmschwelle, radiologischen Hinweisen auf Einblutung ins Gelenk oder anhaltendem Schmerz nach einem Unfall (mittels CT oder MRT) nachzugehen, gering sein sollte.</p> <p>&nbsp;</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Ortho_1903_Weblinks_lo_ortho_1903_s36_abb1.jpg" alt="" width="1417" height="1253" /></p> <h2>Konservative Behandlung</h2> <p>Wie bei jeder anderen Arthrose empfiehlt sich auch beim Ellbogen initial zumindest der Versuch einer konservativen Therapie. Hier steht die Aktivit&auml;tsmodifikation in Beruf und Freizeit an erster Stelle. Gerade bei manuell t&auml;tigen Patienten oder Personen mit hohem sportlichem Anspruch ist dies aber meist sehr schwer, wenn nicht sogar unm&ouml;glich. Analgetika k&ouml;nnen schmerzlindernd wirken. Die konservative Therapie ist aber durch die Natur der Ellbogenarthrose, sprich die gute &laquo;Mid-range&raquo;-Funktion, eingeschr&auml;nkt, da die meisten Therapien auf genau diese abzielen. So hat eine Studie von van Brakel aus dem Jahr 2006 gezeigt, dass Hyalurons&auml;ure kaum bessere Ergebnisse als Placebo bei Ellbogenarthrose bewirkt. Wiederholte Kortisoninfiltrationen haben Gewebesch&auml;den und ein erh&ouml;htes Infektrisiko gezeigt. Wenn die konservative Therapie ausgesch&ouml;pft ist, sollte eine stufenweise eskalierende chirurgische Strategie verfolgt werden. Ziel dabei ist es, bei wenig Schmerz eine gute Funktion zu erreichen und die prothetische Versorgung so lange wie m&ouml;glich/ n&ouml;tig hinauszuz&ouml;gern.</p> <h2>Synovektomie und/oder D&eacute;bridement</h2> <p>Die wahrscheinlich bekannteste chirurgische Behandlung der Arthrose am Ellbogen ist die Synovektomie, mit oder ohne Resektion des Radiuskopfes. Vor der Entwicklung der Biologika war sie eine h&auml;ufige Standardoperation f&uuml;r die rheumatische Arthritis (RA) des Ellbogens. F&uuml;r Patienten mit RA wurden gute Ergebnisse (66&ndash;78 % Erfolgsrate) berichtet, obschon Revisionen mit Resynovektomie nicht selten waren. Tanaka et al. berichteten 2006 im &laquo;JBJS&raquo; eine bessere Visualisierung und gr&uuml;ndlichere Synovektomie und daraus resultierend bessere Ergebnisse im Sinne von Schmerzausl&ouml;schung nach arthroskopischer Synovektomie (16/23) im Vergleich zu noch offener Behandlung (11/23). Mit der besseren Behandelbarkeit der RA dank neuerer Medikamente ist die Indikation f&uuml;r die Synovektomie mehr und mehr verschwunden. Parallel wurde aber versucht, die gleiche Strategie f&uuml;r die prim&auml;re oder posttraumatische Arthrose zu nutzen. McLaughlin et al. haben in &laquo;Arthroscopy&raquo; schon 2006 von der arthroskopischen Radiuskopfresektion f&uuml;r die radiokapitell&auml;re, nicht entz&uuml;ndliche Arthrose berichtet und fanden zwar gute Ergebnisse, aber eine deutliche, mittel- bis langfristig relevante Ver&auml;nderung der Mechanik des Ellbogens. So ist speziell die Resektion des Radiuskopfes ein wichtiger Risikofaktor f&uuml;r sp&auml;tere Instabilit&auml;t und Verschlechterung des Ellbogens und sollte gut &uuml;berlegt werden.</p> <h2>Arthroskopische Arthrolyse und Osteochondroplastik</h2> <p>Zwei der wichtigsten &laquo;landmark papers&raquo; &uuml;ber die Behandlung der Ellbogenarthrose wurden 1999 und 2006 im Wechsel von Savoie und Field publiziert und berichten &uuml;ber Indikation, Technik und Ergebnisse der arthroskopischen Arthrolyse und Osteochondroplastik des arthritischen Ellbogens. Die Technik ist die Weiterentwicklung der offenen Arthrolyse im Sinne der (verschiedenartig modifizierten) &laquo;lateral column procedure&raquo; (Abb. 2). W&auml;hrend die &laquo;lateral column procedure&raquo; immer noch eine wertvolle Behandlungsoption, speziell f&uuml;r arthroskopisch weniger routinierte Ellbogenchirurgen, ist, hat die arthroskopische Behandlung eine Reihe von Vorteilen, allen voran das geringe iatrogene Gewebetrauma und die (theoretisch) bessere Visualisierung und Exploration der Binnensch&auml;den des Gelenks. Letztere ist aber relativ, da mit fortgeschrittener Arthrose die Landmarken verschwimmen und die Kapsel sehr eng wird, sodass zu Beginn der Operation die Darstellung und die Orientierung mitunter sehr schwierig sein k&ouml;nnen. Das ist auch der gr&ouml;sste Nachteil der arthroskopischen Behandlung, n&auml;mlich die hohe technische Schwierigkeit. Katastrophale Komplikationen, wie die komplette Transsektion mehrerer Nerven, sind beschrieben. Weitere Nachteile sind die beschr&auml;nkte Behandelbarkeit von Ossifikationen in den periartikul&auml;ren Weichteilen und der Umgang mit st&ouml;renden Platten/Implantaten, die nicht durch arthroskopische Portale entfernt werden k&ouml;nnen. Hier kommt wieder die offene Behandlung zum Tragen. Die Indikation f&uuml;r die arthroskopische oder die offene Arthrolyse und die Osteochondroplastik ist aber in den allermeisten F&auml;llen eine arthritische (1) Bewegungseinschr&auml;nkung mit (2) endlagigem Schmerz und (3) weitgehend erhaltenen Knorpelfl&auml;chen.</p> <p>&nbsp;</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Ortho_1903_Weblinks_lo_ortho_1903_s36_abb2.jpg" alt="" width="300" height="711" /></p> <h2>Gelenkserhaltende offene Eingriffe</h2> <p>Die arthroskopische oder offene Arthrolyse und die Osteochondroplastik sind sehr erfolgreiche Operationen, um die Beweglichkeit wiederherzustellen und Osteophyten und freie Gelenksk&ouml;rper zu entfernen. Was aber fehlt, ist eine gewisse Nachhaltigkeit durch Verbesserung des eigentlichen Problems bzw. Entschleunigung der weiteren Abnutzung. Als Faustregel kann gelten, dass ein mehr als h&auml;lftiger Knorpelverlust durch die ver&auml;nderte Biomechanik rasch zu einem R&uuml;ckfall f&uuml;hrt, sodass eigentlich eine Prothese zu diskutieren w&auml;re. Dies ist aber aktuell ein sehr aktives Feld mit vielen neuen Entwicklungen. Eine davon ist z. B. die Korrekturosteotomie des Radius zur Entlastung des radiokapitell&auml;ren Gelenks. Hackl et al. konnten in einer In-vitro-Studie eine signifikante Reduktion des Anpressdrucks des radiokapitell&auml;ren Gelenks durch eine Verk&uuml;rzungsosteotomie des Radius sehen &ndash; ohne dabei die Stabilit&auml;t des Gelenks zu ver&auml;ndern. In einer eigenen Serie von 5 Patienten mit einer verk&uuml;rzenden Korrekturosteotomie des Radius, mit Korrektur der Achse und Rotation &auml;hnlich einer Tibiaumstellung, konnten wir eine signifikante Verbesserung der subjektiven Schmerzen und Zufriedenheit und auch des MEPS sehen. Die Indikation f&uuml;r die Osteotomie ist zurzeit noch nicht genau beschrieben, sollte aber bei F&auml;llen mit (1) radiokapitell&auml;rer Arthrose mit (2) teilweise erhaltenem Knorpelbezug und (3) zumindest strukturell intaktem Capitellum &uuml;berlegt werden. In der eigenen Serie wurden alle Osteotomien mit Weichteileingriffen (3 Bandplastiken, 2 Arthrolysen) kombiniert (Abb. 3).</p> <p>&nbsp;</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Ortho_1903_Weblinks_lo_ortho_1903_s37_abb3.jpg" alt="" width="1417" height="1103" /></p> <h2>Interpositionsarthroplastik</h2> <p>Eine erfolgreiche Osteotomie bedarf aber zumindest teilweise erhaltener Knorpelfl&auml;chen, um die Gelenksfunktion erhalten zu k&ouml;nnen. Im Falle eines kompletten Verlusts der Gelenkfl&auml;che bei Patienten mit Kontraindikation f&uuml;r den prothetischen Ersatz (hoher k&ouml;rperlicher Anspruch, hoher Funktionsanspruch) ist die Interpositionsarthroplastik eine m&ouml;gliche Alternative.<br /> Die Anconeusinterposition wird bei Defekten des radiokapitell&auml;ren Gelenks angewandt. Hierbei wird der Radiuskopf reseziert und der mobilisierte M. anconeus in das Gelenk eingeschlagen. Da der Muskel von proximal innerviert und vaskularisiert ist, bleibt er vital und kann den lateralen Ellbogen abst&uuml;tzen. Bei ausgedehnteren Defekten kann auch das ganze Gelenk mit einem Achillessehnenallograft, autologer Fascia lata oder &Auml;hnlichem &uuml;berzogen werden. Daf&uuml;r braucht es aber meistens recht ausgedehnte Zug&auml;nge mit dem Risiko von relevantem Flurschaden. Besonders eine kompromittierte Gelenksstabilit&auml;t ist ein wichtiger Risikofaktor f&uuml;r das Versagen einer Interpositionsarthroplastik. In der Literatur werden Ergebnisse mit Erfolgsraten um die 70 % angegeben, aber das sind vor allem kleine Studien mit selektierten Populationen. Die Erfahrungswerte im klinischen Einsatz zeigen eine relevante Schmerzreduktion, aber eine dauerhaft eingeschr&auml;nkte Funktion und Belastbarkeit. Da die Interpositionsarthroplastik v. a. bei fortgeschrittener Zerst&ouml;rung des Ellbogens (und wichtigen Argumenten gegen eine Prothese) eingesetzt wird, sind die Patienten aber fast immer stark leidgeplagt und schmerzgepr&uuml;ft. Bei richtiger Aufkl&auml;rung und Besprechung der zu erwartenden Ergebnisse sind viele Patienten trotz oft bescheidenen Erfolgs mittelfristig zufrieden. Eine Revision der Interposition zur Prothese ist gut m&ouml;glich. Somit sollte gerade bei j&uuml;ngeren Patienten mit fortgeschrittener Arthrose die Interposition &laquo;zum Zeitgewinnen&raquo; diskutiert werden.</p> <h2>Prothetik</h2> <p>Bei der hochgradigen Arthrose des Ellbogens mit aufgebrauchtem Knorpel und strukturellen Sch&auml;den ist eine Prothese zu diskutieren. Die Ellbogenprothetik hat sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt und deutlich ausgereiftere Implantate und Operationstechniken stehen heute zur Verf&uuml;gung. Im chirurgischen Alltag kommen v. a. zwei Prothesentypen zum Einsatz, die Radiuskopfprothese und die Totalendoprothese.<br />Da die Ellbogenarthrose meist lateral betont ist, kann ein isolierter Gelenksersatz lateral versucht werden. Bereits seit den 1940ern gibt es Radiuskopfprothesen, die aber urspr&uuml;nglich als Ersatz des Radiuskopfes nach einer Zertr&uuml;mmerung (Mason-III-Fraktur) gedacht waren, um die Valgusabst&uuml;tzung zu erhalten (Abb. 4). &Uuml;ber die Jahre wurde das Design dieser Implantate stetig verbessert, was sich in den Ergebnissen nach Implantation widerspiegelt. Die Radiuskopfprothese ist bei der Arthrose aber auch vom Zustand des Knorpels am Capitellum abh&auml;ngig, wobei es unklar ist, wie viel Knorpel man braucht bzw. wie viel Schaden toleriert werden kann. Es erscheint jedoch plausibel, dass die Hemiprothese des lateralen Ellbogens den gleichen Limitationen wie die Hemiprothese der Schulter oder der H&uuml;fte unterliegt. Es wurden in der Vergangenheit daher mehrere radiokapitell&auml;re Teilprothesen entwickelt, die den lateralen Ellbogen an beiden Gelenkspartnern ersetzten. Diese Prothesen haben aber bis anhin wenig Fuss gefasst, und die Ergebnisse sind, wenn auch trendweise gut, nicht nachhaltig dokumentiert und erforscht.<br /> Die verschiedenen Totalendoprothesen bauen zumeist auf einem (&laquo;semi-constraint&raquo;) wackelstabilen, achsgef&uuml;hrten Ersatz des Ulnohumeralgelenks mit oder ohne Ersatz des radiokapitell&auml;ren Gelenks auf. Die typische Zielgruppe sind Patienten mit niedrigem k&ouml;rperlichem Anspruch, da die Prothese nicht mit mehr als 5 kg belastet werden darf. In dieser Population zeigt die Ellbogenprothetik gute Ergebnisse, aber relativ viele Komplikationen (11&ndash;38 %).<br /> Die h&auml;ufigste Komplikation ist die Prothesenlockerung (ca. 7&ndash;10 %), meist durch &Uuml;berbelastung bedingt, gefolgt von Infekt, Fraktur und Nervensch&auml;den. Einige Risikofaktoren haben sich wiederholt als besonders massgeblich f&uuml;r das Prothesenversagen herausgestellt, n&auml;mlich ein Alter unter 50 Jahren, m&auml;nnliches Geschlecht, eine Trauma- oder Infektanamnese und mehrere (&ge; 2) Voroperationen. Eine Metaanalyse im &laquo;JBJS&raquo; von 2017 berichtet von einer Revisionsrate von 14 % von knapp 9400 Ellbogenprothesen. In der gleichen Studie wurde eine durchschnittliche 10-Jahres-&Uuml;berlebensrate von 79,2 % berichtet. Im Vergleich haben Knieprothesen 10-Jahres-&Uuml;berlebensraten zwischen 94,3 % und 97,04 %, inverse Schulterprothesen von 93 %. Diese Zahlen unterstreichen noch einmal, warum die Totalendoprothese des Ellbogens als &laquo;salvage procedure&raquo; angesehen werden sollte und dass eine eskalierende Strategie, die die klinische Funktion erh&auml;lt und die Prothese hinausz&ouml;gert, gerechtfertigt ist. Eine aktuelle Studie der Mayo Clinic zu 10-Jahres-Ergebnissen nach Totalendoprothese aufgrund von Tr&uuml;mmerfrakturen des distalen Humerus hat ebenso gezeigt, dass auch hier die &Uuml;berlebensraten der Prothese und die h&auml;ufigen Komplikationen vorsichtig gegen eine schwierige Osteosynthese abgewogen werden m&uuml;ssen.</p> <p>&nbsp;</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Ortho_1903_Weblinks_lo_ortho_1903_s38_abb4.jpg" alt="" width="400" height="551" /></p> <h2>Drei verwandte Themen</h2> <p>Drei Themen sind mit der Arthrose des Ellbogens eng verwandt und sollen hier auch mitdiskutiert werden.<br /> Zun&auml;chst sind die Nervenstrukturen rund um den Ellbogen, speziell der Nervus ulnaris, zu nennen. Im Rahmen der Vernarbung der Kapsel und der zunehmenden Bewegungseinschr&auml;nkung des Gelenks und durch Druck von Osteophyten ist der Ulnaris oft mitbetroffen. Bei pr&auml;operativen Symptomen sollte eine sorgf&auml;ltige Dekompression des Nervs (inkl. Entfernung von Osteophyten am posteromedialen Ellbogen) durchgef&uuml;hrt werden, ebenso, wenn vor der Operation eine Flexionskontraktur von &gt; 100&deg; besteht oder mit mehr als 30&deg; Bewegungszugewinn gerechnet wird. Ist der Nerv in Flexion instabil, so sollte er verlagert werden. Bei der Resektion der ventralen Kapsel kann der Nervus radialis ebenso dargestellt und (limitiert) neurolysiert werden, aber es gibt keine evidenzbasierte Empfehlung, dies routinem&auml;ssig durchzuf&uuml;hren (Abb. 2). Die Vorteile der Neurolyse m&uuml;ssen gegen die m&ouml;gliche Gefahr einer Nervenverletzung abgewogen werden.<br /> Per se keine eigentliche Arthrose ist die Osteochondritis dissecans (OCD) des Ellbogens dennoch eine wichtige m&ouml;gliche Pr&auml;arthrose des Ellbogens. Das h&auml;ufigste Problem der OCD ist, dass man sie gerne &uuml;beroder unterbehandelt. In den fr&uuml;hen Phasen muss der Ellbogen lediglich vor (&Uuml;ber-)Belastung bewahrt, er darf aber normal bewegt werden. Hier wird oft mit Schienen, Gipsen etc. &uuml;berbehandelt. In sp&auml;teren Phasen darf aber nicht gez&ouml;gert werden, eine ad&auml;quate chirurgische Therapie anzugehen, bevor es zu dauerhaften Sch&auml;den am Gelenk kommt (Abb. 5).<br /> Zuletzt ist die Arthrose des Ellbogens immer noch eine kontroversiell diskutierte und verschiedenartig behandelte Erkrankung. So ist die Arthrodese des Ellbogens immer noch eine relevante Therapie der Ellbogenarthrose, wenngleich auch mit sehr bescheidenem funktionellem Ergebnis. &Auml;hnliches gilt f&uuml;r auf dem Markt nicht fl&auml;chendeckend erh&auml;ltliche Systeme f&uuml;r Hemi- und Teilprothesen oder nicht achsgef&uuml;hrte Prothesen. Auf der anderen Seite kann eine rein weichteilige Bewegungseinschr&auml;nkung der fr&uuml;hen Arthrose &ndash; sofern ohne Verkn&ouml;cherung und relevante Osteophyten &ndash; auch gut mit einer statisch-progressiven Quengelschiene behandelt werden.</p> <p>&nbsp;</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Ortho_1903_Weblinks_lo_ortho_1903_s38_abb5.jpg" alt="" width="400" height="711" /></p> <h2>Fazit</h2> <p>Die Arthrose des Ellbogens grenzt sich in wichtigen Punkten von der Arthrose anderer Gelenke ab, speziell was die Progression der Erkrankung betrifft. So entstehen bei der Ellbogenarthrose schon fr&uuml;her Osteophyten, die die Bewegung blockieren, w&auml;hrend die Knorpelschicht lange erhalten bleibt und eine verh&auml;ltnism&auml;ssig normale &laquo;Mid-range&raquo;-Funktion erm&ouml;glicht. Das ist der Grund, warum die typischen konservativen Behandlungsoptionen, die auf die &laquo;Mid-range&raquo;-Funktion abzielen, nicht greifen, aber die Arthrolyse mit Osteochondroplastik sehr gute Ergebnisse zeigt. Die technische Schwierigkeit ist jedoch gross. Die Endoprothetik des Ellbogens hat trotz der rezenten technischen Weiterentwicklung noch immer starke Limitationen und hohe Komplikationsraten. Ausser f&uuml;r &laquo;Low demand&raquo;-Patienten sollte sie daher als &laquo;salvage procedure&raquo; angesehen werden. Die Vor- und Nachteile der verschiedenen chirurgischen Therapien sollten genau studiert und in die Entscheidungsmatrix aufgenommen werden (Abb. 6).</p> <p>&nbsp;</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Ortho_1903_Weblinks_lo_ortho_1903_s39_abb6.jpg" alt="" width="2150" height="1144" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>beim Verfasser</p> </div> </p>
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