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Immer mehr Senior:innen werden ambulant gepflegt

Pflegeheime haben immer weniger Bewohner:innen – trotzdem steigt dort der Pflegebedarf. Neue Daten zeigen, wie die Schweizer Bevölkerung altert und welche Auswirkungen das hat.

Die Schweizer Bevölkerung wird älter, fühlt sich dabei länger jung und wird immer öfter ambulant als institutionell gepflegt. Das zeigen aktuelle Daten aus der neuen Publikation «Panorama Gesellschaft Schweiz» des Bundesamts für Statistik (BFS), die verschiedene Aspekte des Älterwerdens und des Alters beleuchtet. Demnach besitzen die heutigen Senior:innen nicht nur eine höhere Lebenserwartung als frühere Generationen (Männer 2020: 81,0, 2021: 81,6, 2022: 81,6; Frauen 2020: 85,1, 2021: 85,7, 2022: 85,4); sie sind in der Regel auch gut ausgebildet und mehrheitlich finanziell ausreichend abgesichert. Das hat auch zu Veränderungen in der Langzeitpflege geführt: Die institutionelle Pflege (Alters- und Pflegeheime) ist rückläufig, die ambulante Pflege und intermediäre Modelle (Tagesbetreuung, Nachtbetreuung, Kurzaufenthalte in Alters- und Pflegeheimen, Alterswohnungen etc.) nehmen an Umfang zu. Schweizweit ging der Anteil der Personen ab 65 Jahren in Alters- und Pflegeheimen zwischen 2006 und 2021 von 6,4 Prozent auf 4,9 Prozent zurück, bei Personen ab 80 Jahren von 17,9 Prozent auf 13,7 Prozent. In den Jahren 2020 und 2021 ging die Zahl der Aufenthalte auch in absoluten Zahlen zurück, obschon die Anzahl älterer Personen in der Bevölkerung anstieg – ein historisches Novum. Grund dafür ist laut dem Bericht die Corona-Pandemie, die sowohl eine Übersterblichkeit bei den Alters- und Pflegeheimbewohnenden als auch eine grössere Zurückhaltung gegenüber einem Heimeintritt ausgelöst hat. Der Pflegebedarf in Heimen steigt dennoch an, denn jene Menschen, die ins Pflegeheim gehen, kommen in einem höheren Alter (2006: 84,2, 2021: 84,9) und brauchen daher häufig mehr Betreuung. Zwischen 2013 und 2021 stieg der Pflegebedarf von 112,5 auf 124,7 tägliche Pflegeminuten, was mehr als zwei Stunden pro Tag entspricht.

Laut dem Bericht bleiben Senior:innen aber zu einem grossen Teil relativ lange gesund. Die durchschnittliche Lebenserwartung in guter Gesundheit hat sich in der Schweiz zwischen 1995 und 2017 von 67,9 auf 72,1 Jahre erhöht und für 2025 wird ein Wert von 73,4 Jahren erwartet. Grund für mehr gesunde Lebensjahre im Alter könnte unter anderem sein, dass viele ältere Menschen persönlich oder sozial aktiv sind und so zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen. Knapp ein Viertel der 65- bis 74-Jährigen und ein Zehntel der über 74-Jährigen ist im Rahmen organisierter Freiwilligenarbeit in Vereinen und Institutionen aktiv. 40 Prozent beziehungsweise 20 Prozent engagieren sich auf informelle Weise freiwillig – häufig für andere ältere Personen oder für die Betreuung von (Enkel-)Kindern. Sie entsprechen deshalb nicht mehr dem herkömmlichen defizitären Bild des Alterns, das mit dem Abbau körperlicher und kognitiver Fähigkeiten, Inaktivität, sozialem Rückzug, Einsamkeit sowie Bedürftigkeit und Abhängigkeit assoziiert wird. Dies zeigt sich auch bei der eigenen Einschätzung der älteren Menschen: Der subjektiv gefühlte Beginn des «Altseins» hat sich von durchschnittlich 69 Jahren (in den 1990er-Jahren) auf rund 80 Jahre erhöht. (kagr)

Quelle: Medienmitteilung des BFS und Bericht «Panorama Gesellschaft Schweiz»

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