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Das Karpaltunnelsyndrom – eine evidenzbasierte Empfehlung zu Diagnostik und Behandlung

<p class="article-intro">Das Karpaltunnelsyndrom (CTS), die Kompression des N. medianus auf Höhe des Handgelenks, ist das häufigste Kompressionssyndrom eines peripheren Nervs und gehört dadurch zur täglichen Arbeit eines handchirurgisch tätigen plastischen Chirurgen. Wenngleich in der Medizin bekanntlich viele Wege zum gleichen Ziel führen können, hat es Sinn, von Zeit zu Zeit das eigene therapeutische Vorgehen kritisch zu reflektieren und mit der evidenzbasierten Datenlage abzugleichen.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Einleitung</h2> <p>F&uuml;r die Behandlung des Karpaltunnelsyndroms gibt es eine Leitlinie der Entwicklungsstufe S3 (AWMF-Register Nr. 005/003) aus dem Jahr 2012, welche durch die Deutsche Gesellschaft f&uuml;r Handchirurgie und die Deutsche Gesellschaft f&uuml;r Neurochirurgie erstellt wurde, sich zurzeit aber in &Uuml;berarbeitung befindet. <sup>1</sup> Diese Reevaluation erscheint angebracht, da neuere Entwicklungen, wie z.B. der hochaufl&ouml;sende Ultraschall oder die Operation in regionaler Bet&auml;ubung und ohne Blutsperre/-leere (&bdquo;wide-awake approach&ldquo;), in die Routine Einzug gehalten haben und entsprechend ber&uuml;cksichtigt werden sollten. Eine rezentere und mit 982 Seiten deutlich umfassendere Leitlinie ist die 2016 ver&ouml;ffentlichte &bdquo;Evidence- based Clinical Practice Guideline on Management of Carpal Tunnel Syndrome&ldquo; der American Academy of Orthopaedic Surgeons (AAOS), welche in Zusammenarbeit mit mehreren US-amerikanischen Fachgesellschaften entwickelt wurde.<sup>2</sup> Die vorliegende &Uuml;bersicht versucht, die wesentlichen Empfehlungen der deutschen und amerikanischen Leitlinien zusammenzufassen.<br /><br /> <strong>Definition der Qualit&auml;t der Evidenz</strong><br /> Um die Qualit&auml;t der Evidenz und die St&auml;rke der Empfehlung zu bewerten, wurde das GRADE-System verwendet.<sup>3</sup> Die Gesamtqualit&auml;t jedes Endpunktes wird dabei in vier Kategorien eingestuft: hoch, moderat, niedrig und sehr niedrig.</p> <h2>Diagnostik</h2> <p>W&uuml;rde man Kollegen fragen, welche Untersuchungen f&uuml;r die Diagnostik eines Karpaltunnelsyndroms durchgef&uuml;hrt werden sollten, w&uuml;rden die Antworten &ndash; je nach vertretener Fachrichtung und klinischer Erfahrung &ndash; stark variieren. Die klinische Untersuchung gilt noch immer als Goldstandard und insbesondere bei fehlenden sensiblen und motorischen Ausf&auml;llen ist die sorgf&auml;ltige Anamnese entscheidend. Klinische Tests wie der Phalen-Test oder das Hoffmann-Tinel-Zeichen werden im deutschsprachigen Raum h&auml;ufig angewendet, weniger gebr&auml;uchlich hingegen sind der Durkan-Test oder der von Susan Mackinnon beschriebene &bdquo;Scratch Collapse Test&ldquo;.<sup>4, 5</sup> Die Sensitivit&auml;t des Phalen- Tests liegt bei 68&ndash;70 % , die Spezifit&auml;t bei 73&ndash;83 % , die des Hoffmann-Tinel-Zeichens bei 20&ndash;50 % bzw. bei 76&ndash;77 % .<sup>6</sup> Kein einziger Test ist f&uuml;r sich alleine genommen aussagekr&auml;ftig genug, um die Diagnose eines CTS zu sichern.<sup>2</sup> Vielmehr ist es die Kombination aus den verschiedenen Befunden und Tests, die mit der h&ouml;chsten Wahrscheinlichkeit ein CTS korrekt diagnostiziert.<br /><br /> Meinungsverschiedenheiten bestehen zu den erg&auml;nzenden Untersuchungsverfahren zur Sicherung der Diagnose eines CTS. Die elektroneurografische Untersuchung ist die am h&auml;ufigsten durchgef&uuml;hrte Untersuchung, wenngleich ihr Stellenwert noch nicht abschlie&szlig;end gekl&auml;rt werden konnte. W&auml;hrend diverse internationale Fachgesellschaften und Leitlinien, unter ihnen auch die deutsche Leitlinie, den Einsatz routinem&auml;&szlig;ig empfehlen, konnten zahlreiche Publikationen in den letzten Jahrzehnten die diagnostische &Uuml;berlegenheit der Elektroneurografie im Vergleich zu den kombinierten klinischen Tests nicht best&auml;tigen.<sup>7&ndash;9</sup> Eine rezente Umfrage unter US-amerikanischen Handchirurgen hat ergeben, dass die meisten Kollegen auf eine Elektroneurografie verzichten bzw. sie nur anfordern, um sich f&uuml;r den Fall eines juristischen Nachspiels abzusichern.<sup>10</sup> Wichtig erscheint dem Autor die Erkenntnis von Concannon et al., dass ein unauff&auml;lliger elektroneurografischer Befund keineswegs bedeutet, dass ein Patient nicht doch unter einem CTS leidet: 349 Patienten mit der klinischen Diagnose eines CTS zeigten nach operativer Intervention einen vollst&auml;ndigen R&uuml;ckgang der Beschwerden &ndash; trotz der Tatsache, dass 13 % der Patienten pr&auml;operativ einen unauff&auml;lligen elektroneurografischen Befund hatten.<sup>11</sup> Auch im umgekehrten Fall sollte man den Befund der Elektroneurografie im Kontext zur Klinik sehen: Einen Patienten mit pathologischem elektroneurografischem Befund, aber ohne entsprechende klinische Symptomatik w&uuml;rde man nicht therapieren. Die Evidenzlage zum Einsatz der Elektroneurografie in der Diagnostik eines CTS wird dementsprechend als niedrig eingestuft.<sup>2</sup><br /><br /> Die bildgebenden Verfahren &ndash; in erster Linie der hochaufl&ouml;sende Ultraschall und die Kernspintomografie &ndash; haben ihren Stellenwert in der Diagnostik des CTS, insbesondere zum Nachweis struktureller Ver&auml;nderungen im Bereich des Handgelenks. Durch den Einsatz hochfrequenter Linearsonden ist es mit dem Ultraschall m&ouml;glich, neben den einzelnen Faszikeln des Nervs auch das Epi- und Perineurium darzustellen und dadurch eine neue Aufl&ouml;sungsqualit&auml;t in der Bildgebung zu gew&auml;hrleisten. Die Sensitivit&auml;t des hochaufl&ouml;senden Ultraschalls in der Diagnostik eines CTS betr&auml;gt 82 % , die Spezifit&auml;t 92 % , die der Kernspintomografie variieren zwischen 65 und 83 % bzw. 78 und 80 % .6 Neben der h&ouml;heren Sensitivit&auml;t und Spezifit&auml;t erf&uuml;llt der hochaufl&ouml;sende Ultraschall weitere Eigenschaften einer &bdquo;idealen&ldquo; Bildgebung: Er ist sicher, nicht invasiv, schmerzfrei, schnell und portabel. Aufgrund der uneinheitlichen Datenlage zu den Cut-off-Werten der gemessenen Querschnittsfl&auml;che des N. medianus, der unterschiedlichen Definition der anatomischen Landmarks zur Messung der Querschnittsfl&auml;che und der fehlenden Gewichtung der Hypervaskularit&auml;t des N. medianus gibt es zum routinem&auml;&szlig;igen Einsatz des hochaufl&ouml;senden Ultraschalls aber noch keine evidenzbasierte Empfehlung. Mit dem Einsatz der teuren und zeitaufwendigen Kernspintomografie zeigt sich weder eine signifikante Verbesserung in der Diagnostik noch in der Behandlung oder im Therapieerfolg bei CTS, sodass hier eine moderate Evidenz besteht, die Kernspintomografie nicht routinem&auml;&szlig;ig in der Diagnostik des CTS einzusetzen.<sup>2</sup></p> <h2>Konservative Behandlung</h2> <p>Im Fr&uuml;hstadium der Erkrankung sind vor allem die n&auml;chtliche Schienung des Handgelenks und die lokale Infiltration eines Kortikoidpr&auml;parates zu empfehlen. F&uuml;r beide Verfahren besteht eine hohe Evidenz,<sup>2</sup> wenngleich die Wirksamkeit der Kortikoidinfiltration auf vier Wochen limitiert ist.<sup>12</sup> Die Gabe von entz&uuml;ndungshemmenden nichtsteroidalen Medikamenten, Diuretika und Gabapentin zeigt in der Behandlung des CTS keinen signifikanten Effekt, ebenso wie die Magnetfeldtherapie, Ultraschallbehandlung oder Lasertherapie.<sup>2</sup></p> <h2>Operative Behandlung</h2> <p>Indikationen f&uuml;r die Operation eines CTS sind therapieresistente n&auml;chtliche Schmerzen/Par&auml;sthesien mit Schlafst&ouml;rungen und/oder persistierende Sensibilit&auml;tsst&ouml;rungen. Es besteht eine hohe Evidenz, dass die operative Behandlung allen konservativen Behandlungsmethoden &uuml;berlegen ist.<sup>2</sup> Auch in fortgeschrittenen F&auml;llen mit sensiblen St&ouml;rungen und Muskelatrophien profitieren die Patienten, auch noch in hohem Alter, von dem Eingriff, insbesondere was die R&uuml;ckbildung der Schmerzsymptomatik und eine Verbesserung des Feingef&uuml;hls anbelangt, w&auml;hrend die Muskelatrophie meist nicht mehr reversibel ist.<sup>13</sup><br /> Historisch betrachtet wurde die Karpaldachspaltung in aller Regel in einem Operationssaal unter Allgemeinnarkose oder Armplexusan&auml;sthesie durchgef&uuml;hrt. Unter dem zunehmenden &ouml;konomischen Druck auf das Gesundheitssystem wird die Operation heute &uuml;blicherweise ambulant oder tagesklinisch in einem Eingriffsraum durchgef&uuml;hrt, wodurch sich &ndash; bei gleichem Therapieerfolg &ndash; eine Kostenreduktion bis zu einem Faktor 4 erreichen l&auml;sst.<sup>14, 15</sup> Auch f&uuml;r Patienten mit Komorbidit&auml;ten, wie Diabetes mellitus, einer Polyneuropathie, einer Erkrankung aus dem rheumatischen Formenkreis, Gicht oder einer Schilddr&uuml;sendysfunktion, ist ein solches Setting geeignet. So zeigte sich sechs Wochen nach operativer Dekompression in Lokalan&auml;sthesie und im Setting eines Eingriffsraums f&uuml;r diese Patienten ein gleiches Outcome wie f&uuml;r Patienten ohne Komorbidit&auml;ten.<sup>16</sup><br /><br /> <strong>An&auml;sthesie</strong><br /> Die Karpaldachspaltung kann grunds&auml;tzlich in &ouml;rtlicher Bet&auml;ubung (mit oder ohne Sedierung), intraven&ouml;ser Regional-, Armplexus- oder Allgemeinan&auml;sthesie durchgef&uuml;hrt werden. Die &bdquo;Wide awake approach&ldquo;-Technik (WALANT: &bdquo;wide awake, local anesthesia, no tourniquet&ldquo;) als relativ neue Alternative zu den klassischen An&auml;sthesieverfahren erfreut sich auch in Europa einer zunehmenden Popularit&auml;t.<sup>17</sup> Die Operation erfolgt dabei in Lokalan&auml;sthesie unter Zusatz von stark verd&uuml;nntem Epinephrin, wodurch auf eine Blutsperrmanschette verzichtet werden kann, was insbesondere f&uuml;r den nicht sedierten Patienten eine deutliche Schmerzreduktion bringt. Im ambulanten oder tagesklinischen Setting tr&auml;gt diese An&auml;sthesieform zu einer Kostenreduktion und einer gesteigerten Effizienz durch k&uuml;rzere Operations- und Wechselzeiten bei gleichzeitig hoher Patientenzufriedenheit bei.<sup>18</sup><br /><br /> <strong>Blutsperre/Blutleere</strong><br /> Blutsperrmanschetten gew&auml;hrleisten in der Handchirurgie ein blutarmes Operationsgebiet, werden vom wachen Patienten aber nur f&uuml;r eine kurze Zeit toleriert. Ralte et al. verglichen in einer randomisierten, prospektiven Studie die intraoperative H&auml;mostase und Patientenzufriedenheit zwischen einer Patientengruppe mit Lokalan&auml;sthesie und Blutsperre bzw. mit Lokalan&auml;sthesie mit Epinephrinzusatz.<sup>19</sup> W&auml;hrend beide Verfahren eine gleich effektive H&auml;mostase gew&auml;hrleisten konnten, zeigte die Patientengruppe mit Blutsperre ein signifikant h&ouml;heres Schmerzlevel. Der traditionelle Einsatz einer Blutsperrmanschette f&uuml;r die operative Karpaldachspaltung muss daher auch im Hinblick auf die gut dokumentierte Effektivit&auml;t und vor allem Sicherheit beim Einsatz von Lokalan&auml;sthetika mit Epinephrinzusatz im Handbereich kritisch hinterfragt werden.<sup>20</sup> Im Fall der Verwendung einer Blutsperrmanschette scheint der Zeitpunkt der &Ouml;ffnung, also vor oder nach dem Wundverschluss, keinen entscheidenden Einfluss zu haben. In einer prospektiven Studie konnten Hutchinson und Wang f&uuml;r die Parameter H&auml;mostase, Entwicklung eines H&auml;matoms und postoperativen Schmerz keinen signifikanten Unterschied feststellen.<sup>21</sup><br /><br /> <strong>Operationstechnik: offen, mini-offen oder endoskopisch</strong><br /> Die Dekompression des Karpalkanals durch eine vollst&auml;ndige Spaltung des Retinaculum flexorum kann &uuml;ber verschiedene operative Verfahren erreicht werden. Viele Varianten der urspr&uuml;nglichen, offenen Technik sind zwischenzeitlich publiziert worden &ndash; ohne dass ein einzelnes &uuml;berlegenes Operationsverfahren gefunden worden ist.<sup>22</sup> Die wesentliche Weiterentwicklung der offenen Technik ist die Reduktion der Inzisionsl&auml;nge, die urspr&uuml;nglich die Rascetta nach proximal kreuzte und heute in der minimal invasiven Variante (mini-offene Dekompression) lediglich knapp 2cm in der Hohlhand misst.<sup>23</sup> Die endoskopischen Operationsverfahren (monoportale Technik nach Agee bzw. biportale Technik nach Chow) wurden entwickelt, um Operationsfolgen der offenen Technik, insbesondere den postoperativen Thenar- und Hypothenarschmerz, zu reduzieren. Die Vor- und Nachteile der offenen und der endoskopischen Operationstechnik wurden in zahlreichen Studien untersucht. Eine 2004 ver&ouml;ffentlichte Metaanalyse aus 13 randomisiert kontrollierten Studien kam zu dem Ergebnis, dass die endoskopisch operierten Patienten in den ersten drei postoperativen Monaten signifikant bessere Werte f&uuml;r die Parameter Grobkraft, Kraft des Schl&uuml;sselgriffs und Narbenschmerz im Vergleich zur offen operierten Patientengruppe zeigten, daf&uuml;r aber ein im Verh&auml;ltnis 3:1 h&ouml;heres Risiko f&uuml;r eine iatrogene Nervenl&auml;sion hatten.<sup>24</sup> Durch den h&auml;ufigeren und dadurch auch mit gr&ouml;&szlig;erer Erfahrung verbundenen Einsatz der endoskopischen Techniken hat sich diese Datenlage im Laufe der letzten zehn Jahre ge&auml;ndert: Heute gelten die endoskopischen Techniken in der Hand des erfahrenen Operateurs als genauso sicher wie die offenen Techniken, wie eine Metaanalyse aus dem Jahr 2015 zeigt. Es zeigt sich kein signifikanter Unterschied mehr bei den Parametern Komplikationsrate, Operationszeit, Patientenzufriedenheit, Krankenstand und postoperative Grobkraft bzw. Kraft des Schl&uuml;sselgriffs. Einzig der postoperative Wundschmerz ist bei der endoskopischen und mini-offenen Operationstechnik signifikant geringer im Vergleich zur konventionellen offenen Technik, wobei bei der endoskopischen Technik die Gefahr der Entstehung einer Neurapraxie h&ouml;her ist.<sup>22, 25</sup><br /><br /> <strong>Integrative Bestandteile der Operation</strong><br /> Bereits 1991 konnten Mackinnon et al. zeigen, dass die interfaszikul&auml;re Neurolyse des N. medianus keine Vorteile im funktionellen Outcome im Vergleich zur alleinigen Dekompression des N. medianus brachte.<sup>26</sup> Mit weiter gewachsenem Verst&auml;ndnis der Nervenphysiologie muss heute von einer interfaszikul&auml;ren Neurolyse bei der Indikation einer Nervenkompression sogar abgeraten werden, da es durch den traumatisierenden Vorgang zu einer Fibrosierung zwischen den Faszikelstrukturen sowie zu einer Reduktion der Durchblutung kommt, welche das Gesamtergebnis verschlechtern.<sup>27</sup> Auch die Epineurotomie des N. medianus zeigt keinen Vorteil, weder in Bezug auf die postinterventionelle Expansion des komprimierten Nervs noch auf das klinische Outcome im Vergleich zur alleinigen Dekompression, und wird somit nicht empfohlen.<sup>28</sup> Die partielle Beugesehnensynovialektomie bleibt pathologischen Befunden, wie z.B. bei entz&uuml;ndlich-rheumatischer Synovialitis, vorbehalten und ist routinem&auml;&szlig;ig nicht erforderlich.<sup>29</sup> Auch die intraoperative Darstellung des motorischen Astes des N. medianus wird nicht mehr empfohlen.<sup>1</sup> Das operative Vorgehen bei der routinem&auml;&szlig;igen Operation eines CTS sollte sich daher auf die alleinige Spaltung des Retinaculum flexorum beschr&auml;nken.<sup>2</sup></p> <h2>Postoperativer Verband</h2> <p>Der angelegte Verband sollte grunds&auml;tzlich nur bis proximal der MCP-Gelenke reichen und diese und die Finger bzw. den Daumen vollst&auml;ndig frei lassen, um eine sofortige postoperative Mobilisierung ohne Einschr&auml;nkung zu gew&auml;hrleisten. Ein gut polsternder Watteverband in der Hohlhand bzw. um das Handgelenk kann am zweiten oder dritten postoperativen Tag durch einen Pflasterverband ersetzt werden. Dieses Vorgehen zeigt die gleichen Ergebnisse in Bezug auf postoperativen Schmerz, Wundheilung, Grobkraft und subjektive Patientenzufriedenheit wie ein Watteverband &uuml;ber zwei Wochen.<sup>30</sup></p> <h2>Postoperative Schienung</h2> <p>Es gibt eine hohe Evidenz daf&uuml;r, dass auf eine postoperative Schienung der Handgelenks verzichtet werden kann.<sup>2</sup> Auch wenn &Uuml;berlegungen zur Vorbeugung eines Bowstringings der Beugesehnen oder einer Wunddehiszenz theoretisch f&uuml;r eine Ruhigstellung spr&auml;chen, konnten zwei hochwertige Studien keinen Vorteil im Vergleich zum alleinigen Verband belegen, insbesondere auch nicht f&uuml;r den Parameter postoperativer Wundschmerz.<sup>31, 32</sup> Vielmehr gibt es Beweise daf&uuml;r, dass Patienten ohne Ruhigstellung rascher wieder die T&auml;tigkeiten des Alltags bew&auml;ltigen k&ouml;nnen bzw. schneller an ihren Arbeitsplatz zur&uuml;ckkehren.<sup>33</sup></p> <h2>Zusammenfassung</h2> <p>Der Druck auf &Auml;rzte, ihr Handeln an evidenzbasierte Medizin anzupassen, nimmt kontinuierlich zu &ndash; Handchirurgen bilden dabei keine Ausnahme. Obwohl die Operation des CTS der am h&auml;ufigsten durchgef&uuml;hrte handchirurgische Eingriff ist, zeigt der klinische Alltag eine gro&szlig;e Vielfalt an unterschiedlichen Behandlungsstrategien. F&uuml;r viele Schritte in der Behandlung des CTS gibt es zwischenzeitlich jedoch eine hohe Evidenz, sie fortzuf&uuml;hren, zu adaptieren oder zu unterlassen und somit die Versorgungsqualit&auml;t im Sinne unserer Patienten weiter zu verbessern.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Leitlinie: Diagnostik und Therapie des Karpaltunnelsyndroms. AWMF Online, 2012. at http://www.awmf.org/leitlinien/ detail/ll/005-003.html.) <strong>2</strong> Graham B et al.: The American Academy of Orthopaedic Surgeons Evidence-Based Clinical Practice Guideline on: management of carpal tunnel syndrome. 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