
Gesichtswiederherstellung nach Hautkrebsoperationen
Autorin:
Dr. Zvjezdana Milacak
Abteilung für Plastische, Rekonstruktive, Hand- und Verbrennungschirurgie
Akademisches Lehrkrankenhaus Bogenhausen,
Technische Universität München
E-Mail: zvjezdana.milacak@klinikum-muenchen.de
Instagram: doctor.milacak
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Hautkrebsoperationen im Gesicht erfordern eine präzise Rekonstruktion, die sowohl ästhetischen als auch funktionellen Ansprüchen gerecht wird. Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Techniken der rekonstruktiven Gesichtschirurgie, von Hauttransplantationen über präexpandierte Haut bis hin zu lokalen und freien Lappenplastiken. Die Bedeutung einer sorgfältigen postoperativen Nachsorge und Langzeitüberwachung wird ebenso thematisiert, um langfristig optimale Ergebnisse zu sichern.
Keypoints
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Die rekonstruktive Gesichtschirurgie nach Hautkrebsoperationen erfordert eine präzise Kombination ästhetischer und funktioneller Prinzipien.
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Die rekonstruktive Leiter bietet vielseitige Techniken, von einfachen Hauttransplantationen bis hin zu komplexen Lappenplastiken, einschließlich der präexpandierten Haut.
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Anatomische und ästhetische Prinzipien wie Symmetrie, Narbenminimierung und Gewebeauswahl sind essenziell für ein natürliches und harmonisches Ergebnis.
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Eine umfassende postoperative Pflege und Langzeitüberwachung sind entscheidend für funktionale und ästhetische Langzeitergebnisse.
Problemstellung
Die rekonstruktive Gesichtschirurgie nach Hautkrebsoperationen verlangt präzises chirurgisches Geschick und ein fundiertes Verständnis von Anatomie und Ästhetik. Basalzellkarzinome (BCC), Plattenepithelkarzinome (SCC) und Melanome zählen zu den häufigsten Hautkrebsarten und treten oft in sichtbaren, exponierten Gesichtsbereichen auf. Die chirurgische Herausforderung besteht darin, nicht nur den Tumor zu entfernen, sondern auch ein ästhetisch und funktional optimales Ergebnis zu erzielen. Diese Einführung betont die interdisziplinäre Herangehensweise, die für erfolgreiche rekonstruktive Eingriffe notwendig ist.
Rekonstruktive Optionen und Techniken
Die «rekonstruktive Leiter» ist ein Konzept, das Techniken von einfachen zu komplexeren Eingriffen hierarchisch ordnet, abhängig von Defektgrösse und -komplexität:
Primärverschluss
Für kleinere Defekte, bei denen umliegendes Gewebe flexibel genug ist, bietet der Primärverschluss eine rasche Heilung und minimiert die Narbenbildung. Diese Methode ist jedoch auf Defekte geringer Grösse beschränkt.
Hauttransplantationen
Bei flächigen Defekten werden Hauttransplantationen eingesetzt. Der Unterschied zwischen Spalthaut- und Vollhauttransplantationen wird erläutert, wobei auch spezifische Einsatzgebiete und die Herausforderung der Farbanpassung im Gesicht beschrieben werden.
Präexpandierte Haut
Die Hautexpansion ermöglicht es, zusätzliches Hautgewebe im Vorfeld des rekonstruktiven Eingriffs zu gewinnen. Hierzu wird ein Expander implantiert, der über mehrere Wochen subkutan die Haut dehnt. Diese Technik eignet sich besonders für ästhetisch sensible Bereiche wie die Wangen oder Stirn, da die präexpandierte Haut farblich und strukturell gut in das Gesicht passt und Narbenbildung reduziert wird. Die Planung ist komplex, doch die ästhetischen Vorteile machen diese Methode oft zur optimalen Wahl bei grösseren Defekten.
Lokale Lappenplastiken
Für mittlere Defekte bieten lokale Lappenplastiken flexible Lösungen, die sich gut in die natürlichen Gesichtskonturen einfügen.
V-Y-Lappen
Eine Technik, die sich für kleinere, lineare Defekte eignet und sich ideal entlang natürlicher Gesichtslinien positionieren lässt.
Transpositionslappen und Limberg-Flap
Diese Lappenarten bieten eine anpassungsfähige Deckung, indem sie Gewebe von benachbarten Arealen verschieben. Sie minimieren Spannung und fügen sich gut in die Gesichtsstruktur ein.
Freie Lappenplastiken
Die Rekonstruktion grosser Defekte erfolgt oft durch freie Lappenplastiken, wie den Gracilis-Lappen. Die freie Lappenplastik bietet eine grössere Flexibilität bei der Rekonstruktion und ist besonders geeignet für Defekte im Stirn- und Schläfenbereich. Mit Spalthaut kombiniert, ermöglicht sie eine natürliche Form und Textur.
Ästhetische Prinzipien und anatomische Gesichtseinheiten
Die anatomischen Gesichtseinheiten (z.B. Stirn, Wangen, Nase) dienen als Orientierung bei der Planung der Rekonstruktion. Für optimale ästhetische Ergebnisse sind verschiedene Prinzipien von Bedeutung:
Symmetrie und Narbenminimierung
Die Platzierung der Schnitte entlang der natürlichen Hautspannungslinien (Relaxed Skin Tension Lines, RSTL) sorgt dafür, dass Narben möglichst unauffällig bleiben. Asymmetrien sollten vermieden werden, da selbst kleine Unterschiede die Ästhetik des Gesichts beeinflussen können.
Gewebeauswahl und Farbpassung
Insbesondere bei Hauttransplantationen und Lappenplastiken wird darauf geachtet, dass das ausgewählte Gewebe farblich und strukturell gut zum umgebenden Areal passt, um ein möglichst harmonisches Erscheinungsbild zu erreichen.
Volumen und Schichtung
Die dreidimensionale Rekonstruktion ist essenziell bei Defekten mit Volumenverlust. Hier werden Techniken wie die biogeometrische Planung verwendet, um natürliche Gesichtskonturen wiederherzustellen und ein ästhetisch ansprechendes Ergebnis zu erzielen.
Tipps zur Technik
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Die geplante Resektion sollte nicht durch ein vorgefasstes Rekonstruktionskonzept beeinträchtigt werden.
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Behandeln Sie zuerst den primären Defekt; die Sorge um den sekundären Defekt sollte das Endergebnis nicht gefährden.
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Planen Sie immer einen 10 bis 20% grösseren Lappen und überprüfen Sie das Design nach dem endgültigen Débridement.Legen Sie den Drehpunkt (Pivot Point) zu Beginn fest.
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Die Elastizität sollte nur als zusätzliche Sicherheit betrachtet werden.
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Vermeiden Sie jeden Knick, jede Verdrehung oder übermässige Spannung nach dem Einsetzen des Lappens.
Postoperative Pflege und Langzeitüberwachung
Grosse Bedeutung haben die sorgfältige Nachsorge und ein umfassendes Komplikationsmanagement:
Komplikationsmanagement
Die richtige Nachsorge minimiert das Risiko für Komplikationen wie Infektionen, Gewebenekrosen oder übermässige Narbenbildung. Wundpflege und Kontrolle sind entscheidend, um langfristig ästhetisch ansprechende Ergebnisse zu sichern.
Langzeitüberwachung und ästhetische Nachkorrekturen
Regelmässige postoperative Kontrollen sind notwendig, um die Funktion und Ästhetik langfristig zu sichern. Bei Bedarf können ästhetische Nachkorrekturen durchgeführt werden, um Asymmetrien oder Narbenbildung zu verbessern.
Fazit
Die abschliessende Zusammenfassung betont die Bedeutung präziser ästhetischer und funktioneller Prinzipien in der rekonstruktiven Gesichtschirurgie nach Hautkrebsoperationen. Der Erfolg dieser Eingriffe basiert auf einem interdisziplinären Ansatz, der sorgfältige Planung, postoperative Nachsorge und ein effektives Komplikationsmanagement vereint. Verschiedene Techniken der rekonstruktiven Leiter ermöglichen eine individuelle, patientenorientierte Versorgung, die den Patienten langfristig eine hohe Lebensqualität und ein ästhetisch ansprechendes Ergebnis sichert.
Literatur:
bei der Verfasserin
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