Bronchodilatatoren helfen nicht gegen Symptome von Rauchern
Bericht:
Reno Barth
Medizinjournalist
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In der RETHINC-Studie wurde untersucht, ob eine Behandlung mit Bronchodilatatoren die Atemwegsbeschwerden von Rauchern und Ex-Rauchern mit erhaltener Lungenfunktion bessert. Die Studie zeigte, dass die Medikation in dieser Indikation nicht besser wirkt als Placebo.
Aktive oder ehemalige Raucher können auch dann unter durchaus schwerwiegenden respiratorischen Symptomen leiden, wenn sie in der Spirometrie keine Obstruktion der Atemwege zeigen und daher nicht die Voraussetzungen für die Diagnose einer COPD erfüllen. In dieser Population kann der «COPD Assessment Test»(CAT)-Score durchaus bei 10 und darüber liegen. Diese Patienten werden häufig mit Bronchodilatatoren oder inhalativen Kortikosteroiden (ICS) behandelt, obwohl es dafür weder Zulassungen noch Evidenz aus klinischen Studien gibt.
Prof. MeiLan K. Han von der University of Michigan betonte, dass diese Patientengruppe trotz der normalen Lungenfunktion durchaus nicht gesund ist und im Vergleich zur gesunden Normalbevölkerung höhere Raten an Exazerbationen von Erkrankungen der Atemwege sowie einen höheren Mucingehalt im Sputum zeigt.1,2
RETHINC-Studie
Vor diesem Hintergrund wurde die RETHINC-Studie konzipiert, die aktuelle und ehemalige Raucher mit einer Anamnese von mindestens zehn Pack-Years, respiratorischen Symptomen mit einem CAT-Score ≥10 sowie erhaltener Lungenfunktion in der Spirometrie (FEV1/FVC post Bronchodilatator ≥0,70) einschloss.3 Die mehr als 500 Patienten wurden randomisiert und verblindet über zwölf Wochen inhalativ entweder mit Indacaterol/Glycopyrronium 27,5/15,6µg oder Placebo jeweils zweimal täglich behandelt. Der primäre Endpunkt war der Anteil der Patienten, die eine Verbesserung im St. George’s Respiratory Questionnaire (SGRQ) um mindestens 4 Einheiten ohne Therapieversagen erreichten. Therapieversagen war definiert als Zunahme von Symptomen der unteren Atemwege, die eine Behandlung mit einem lang wirksamen Bronchodilatator, ICS oder Antibiotikum erforderlich machten. Darüber hinaus wurde eine ganze Reihe von sekundären Endpunkten erhoben, darunter Verbesserungen im CAT-Score oder der Lungenfunktion. Um eine Power von 90% zu erreichen, hätte die Studie 580 Probanden randomisieren müssen. Diese Zahl wurde aufgrund des Ausbruchs der Covid-Pandemie nicht erreicht, sodass schliesslich 535 Patienten in die Studie aufgenommen wurden.
Überraschendes Ergebnis
Han: «In unserer Studie wollten wir etwas, das wir im klinischen Alltag alle machen, in einem kontrollierten Setting untersuchen.» Zur Überraschung der Autoren zeigte sich kein Effekt der untersuchten Therapie. In der modifizierten Intention-to-treat-Analyse von 471 Patienten erreichten 128 (56,4%) versus 144 Teilnehmer (59,0%) in der Interventions- und Kontrollgruppe den primären Endpunkt, woraus sich eine nicht signifikante Differenz von 2,6% zwischen den Gruppen ergibt. Auch über die untersuchten Subgruppen hinweg blieb das Ergebnis durchwegs neutral.
Ausgeprägter Placeboeffekt
Han wies dabei allerdings auf einen sehr ausgeprägten Placeboeffekt hin, der dazu führte, dass sich der SGRQ in beiden Studienarmen deutlich verbesserte. Sehr wohl beobachtet wurden Verbesserungen der Lungenfunktion in der Verumgruppe. Diese korrelierten, so Han, allerdings nicht mit der Symptomatik. Angesichts des ausgeprägten Placeboeffekts und der Verbesserungen der Lungenfunktion könnten die zwölf Wochen Follow-up zu kurz gewesen sein, um Effekte der Therapie zu zeigen. Die Studie wurde parallel zum ERS-Kongress im «New England Journal of Medicine» veröffentlicht.
Quelle:
«Bronchodilators in Symptomatic Tobacco-exposed Persons with Preserved Spirometry for the RETHINC Study Group»; Vortrag von Prof. MeiLan K. Han, Michigan, ERS-Kongress, 4. September 2022, Barcelona
Literatur:
1 Woodruff PG et al.: N Engl J Med 2016; 374: 1811-21 2 Kesimer M et al.: N Engl J Med 2017; 377: 911-22 3 Han M et al.: Bronchodilators in symptomatic tobacco-exposed persons with preserved spirometry for the RETHINC study group. N Engl J Med 2022; 387: 1173-84
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