OSA-Überlappungssyndrome
Bericht:
Dr. rer. nat. Torsten U. Banisch
Medizinjournalist
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Lange waren die Überlappungssyndrome («overlap syndromes»; OVS) von obstruktivem Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) und COPD sowie das kürzlich in den Fokus gelangte OVS von OSAS und idiopathischer Lungenfibrose (IPF) ein wenig erforschtes Therapiefeld. Neue Daten geben Aufschluss über mögliche Behandlungsansätze.
Das Überlappungssyndrom (OVS) von obstruktiver Schlafapnoe und COPD ist eine schwerwiegende Erkrankung mit einem hohen Risiko dafür, dass die additiven pathophysiologischen Mechanismen beider Erkrankungen zu einer Herz-Kreislauf-Erkrankung und somit zu höheren Mortalitätsraten führen», eröffnete Prof. Sophia E. Schiza von der Universität Kreta ihren Vortrag. Hinzu kommen ein erhöhtes Risiko für COPD-Exazerbationen und eine allgemein schlechtere Lebensqualität mit Phasen von Schläfrigkeit und einem vermehrten Auftreten von Verkehrs- und Arbeitsunfällen.1
Behandlungswahl bei OSA plus COPD
Die Prävalenz des OVS zeigt eine hohe Heterogenität. Eine Diagnose bei COPD-Patienten mit schlafbezogenen Beschwerden kann nur durch eine vollständige Polysomnografie (PSG) im Labor gestellt werden. Von OVS betroffene Patienten sind zumeist schon höheren Alters, sind oder waren Raucher, haben eine höhere Rate an Stammadipositas, schlechtere Werte in Blutgasanalysen, verschlechterte OSAS-Schweregradindizes und eine höhere Rate an Komorbiditäten.
Die ersten Schritte in der Behandlung sollten sich immer nach der optimalen Therapie für COPD gemäss den aktuellen Leitlinien richten, so Schiza. Hierzu zählen eine Änderung der Lebensweise und die körperliche Betätigung. Eine pulmonale Rehabilitation wird bei mittelschwerer bis schwerer COPD empfohlen, hinzu kommt die nichtinvasive Beatmung.
Die konkreten Behandlungsoptionen sind jedoch abhängig vom vorliegenden Phänotyp des Patienten. Zu diesen Phänotypen zählen COPD mit überwiegend OSAS, COPD mit überwiegend Obesitas-Hypoventilationssyndrom (OHS) und COPD mit Hypoventilation. Bei der Behandlungsauswahl sollte das Gleichgewicht der beiden Erkrankungen im klinischen Gesamtbild des Patienten berücksichtigt werden.2 Die Behandlung von COPD und OSAS sollte generell mit kontinuierlichem Atemwegsüberdruck («continuous positive airway pressure»; CPAP) initiiert werden.3
Ein aktueller Review der bisherigen klinischen Daten konnte zeigen, dass CPAP die Zahl von COPD-Exazerbationen und die Rate an Hospitalisationen sowie die Mortalität verringerte – trotz der grossen phänotypischen Heterogenität bei den COPD-plus-OSAS-Patienten.4 Eine retrospektive Studie mit COPD-Patienten mit OSA (n=6810) zeigte deutlich, dass die Adhärenz eine zentrale Rolle beim Behandlungserfolg spielt.5
Sowohl die COPD als auch das OSAS sind heterogene Erkrankungen mit einem breiten Spektrum an Krankheitsschweregraden, und es bedarf weiterer Forschung, um Patienten mit OVS besser charakterisieren und den Verlauf der Krankheit prognostizieren zu können.6 In Anbetracht der grossen Belastung für den Patienten und der Bedeutsamkeit einer angepassten Therapieauswahl ist bei Verdacht auf OVS laut Schiza genauestens zu erfragen, ob Schlafstörungen vorhanden sind, und wenn ja, welche.
CPAP-Therapie erzielt Verbesserungen bei OSAS plus IPF
Das Überlappungssyndrom von OSAS und IPF wird erst seit 2009 näher untersucht. Auch hier zeigen betroffene Patienten oft kardiovaskuläre Komorbiditäten, haben eine beeinträchtigte Lebensqualität und generell eine schlechte Prognose. Das Vorhandensein eines OSAS wurde zudem mit einer schnelleren klinischen Verschlechterung in Verbindung gebracht, unabhängig vom Schweregrad der IPF.7 Laut Schiza ist bei der Diagnostik besonders zu beachten, dass IPF-Patienten zumeist nicht über Müdigkeit oder Apnoe berichten, sondern eher über Erschöpfung und Einschlafstörungen, was gerne übersehen wird.
Laut einer aktuellen Metaanalyse zeigte bei Patienten mit OSAS und IPF eine CPAP-Therapie Verbesserungen der Lebensqualität. Die Auswirkungen auf die Sterblichkeit waren aufgrund der unterschiedlichen Studiendefinitionen und -methoden nicht eindeutig. Auch hier ist eine mangelnde Adhärenz ein massgeblicher Grund für die schlechteren Behandlungsergebnisse.8 Weitere Untersuchungen mit standardisierten Definitionen und strenger Methodik sind erforderlich, um die Wirksamkeit der Therapie zu bestätigen.9
Es besteht laut Schiza somit ein grosser Bedarf an weiterführenden Studien und detaillierten Richtlinien, um im Therapiefeld der OVS personalisierte Behandlungsoptionen anbieten zu können.
Quelle:
ERS Congress 2024, 7. bis 9. September 2024, Wien
Literatur:
1 Arvan W et al.: StatPearls 2024. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK589658/ 2 Suri TM et al.: FASEB Bioadv 2021; 3: 683-93 3 Selim BJ et al.: Chest 2018; 153: 251-65 4 Srivali N et al.: Sleep Med 2023; 108: 55-60 5 Sterling KL et al.: Am J Respir Crit Care Med 2022; 206: 197-205 6 Sunwoo BY et al.: Expert Rev Respir Med 2024; 18: 527-37 7 Lancaster LH et al.: Chest 2009; 136: 772-8 8 Papadogiannis G et al.: J Clin Sleep Med 2021; 17: 533-44 9 Srivali N et al.: Sleep Breath 2024; 28: 1617-24
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