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Debatte um Verzicht auf Temporärarbeit im Spital

Die Mitglieder des Verbands Zürcher Krankenhäuser verzichten ab Sommer 2025 auf die Einstellung von temporärem Pflegefachpersonal. Die Meinungen darüber sind unter Fachleuten gespalten.

Zürich/Dübendorf/Lausanne. Ab Sommer 2025 werden die Mitglieder des Verbands Zürcher Krankenhäuser (VZK) auf Temporärarbeit in der Pflege verzichten. Neben viel Zuspruch sorgt der Vorstoss auch für Kritik. Gründe für den Verzicht sind laut VZK ein negativer Einfluss auf die Teamdynamik, höhere Kosten und eine erschwerte Umsetzung der Pflegeinitiative des Bundes. «Zwar können temporäre Fachkräfte in spezifischen Situationen unterstützen. Doch in letzter Zeit hat sich die Temporärarbeit zu einem Trend entwickelt, der den Spitälern zunehmend schadet», sagt Regierungspräsidentin Natalie Rickli, Vorsteherin der Gesundheitsdirektion Kanton Zürich. Festanstellungen würden die Versorgungsqualität und die Teamzufriedenheit verbessern und kämen damit direkt den Patient:innen zugute. Es läge nun an den Gesundheitsinstitutionen, unter anderem durch flexible Arbeitszeitmodelle attraktive Arbeitsbedingungen zu ermöglichen.

Auch Erika Ziltener, Präsidentin der Schweizerischen Gesellschaft für Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen (sqhm), begrüsst den Verzicht auf Temporärarbeit. «Für die Sicherheit der Patientinnen, Patienten und des Personals ist die Pflege in stabilen Teams Voraussetzung. Diese Stabilität muss Teil der Personalstrategie sein und sie muss mit adäquaten Massnahmen umgesetzt werden. Der Einsatz von temporärem Pflegepersonal gehört nicht dazu», ist Ziltener überzeugt. Vertrauen im Team entstehe in der kontinuierlichen Zusammenarbeit, in der Teambildung und in der Identifikation mit dem Betrieb. Temporäre Pflegefachpersonen würden unabhängig von diesen Voraussetzungen eingesetzt werden. Und: «Gemäss einer aktuellen, nicht repräsentativen Umfrage lehnten Wundexpertinnen und Wundexperten den Einsatz von temporärem Pflegepersonal ab. Es käme vermehrt zu Fehlern und es sei schwieriger, die Qualität der Pflege aufrechtzuerhalten. Der Betrieb aber sollte Arbeitsbedingungen zur Verfügung stellen, die sicheres Arbeiten ermöglichen», erklärt die Expertin. Weiter könnte Temporärarbeit zur Fluktuation führen und fest angestelltes Pflegepersonal motivieren, ebenfalls als Temporäre zu arbeiten. Laut Ziltener werden temporärem Pflegepersonal in der Regel zusätzlich Privilegien eingeräumt, die sich negativ auf die fest angestellten Pflegefachpersonen auswirken können. Dazu gehöre auch, dass sie oft besser verdienen, obwohl sie für den Betrieb viel teurer seien.

Kritik an dem Vorstoss des VZK kommt indes von Personaldienstleistern und -vermittlern wie Swissstaffing und Medicalis Schweiz. Der Geschäftsführer von Medicalis Schweiz, David Paulou, betont, dass Temporäreinsätze nicht nur ein Mittel zur kurzfristigen Überbrückung von Personalengpässen sind, sondern eine pragmatische und essenzielle Antwort auf den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen. Auch bei Swissstaffing sieht man Temporärarbeit als ein Instrument, um Pflegefachkräfte im Beruf zu halten beziehungsweise zum Wiedereinstieg zu bewegen. Dies wird laut Swissstaffing auch in der vom Bundesamt für Gesundheit in Auftrag gegebenen Regulierungsfolgenabschätzung im Zusammenhang mit der Pflegeinitiative explizit anerkannt. Swissstaffing will die Absprache nun rechtlich überprüfen. (kagr)

Quellen: VZK, Swissstaffing, Medicalis Schweiz

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