
Die Schweiz braucht mehr Ärzt:innen
Die neue Ärztestatistik der FMH ist da: Trotz eines Anstiegs der Zahl der Ärzt:innen bleibt die Schweiz vom Fachkräftemangel betroffen.
Bern. 2024 arbeiteten in der Schweiz 42 602 Ärzt:innen, was einen Anstieg von 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Das zeigt die neue Ärztestatistik des Berufsverbands FMH. Doch trotz dieser Zunahme bleibt der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen bestehen. Das Durchschnittsalter der Ärzt:innen liegt bei 49,7 Jahren, ein Viertel ist 60 Jahre oder älter. Der Frauenanteil unter den Ärzt:innen beträgt mittlerweile 47,5 Prozent, was die Altersstruktur beeinflusst.
Ein weiteres Problem ist laut FMH die unzureichende Ärzt:innendichte in der Grundversorgung, die mit 0,8 statt 1 Vollzeitäquivalent pro 1000 Einwohner:innen immer noch zu niedrig ist. Besonders in der Notfallversorgung und bei der Hausärzt:innenversorgung stossen die Mediziner:innen an Kapazitätsgrenzen. Zudem bleibt die Abhängigkeit von ausländischen Kolleg:innen hoch – 41,3 Prozent der in der Schweiz tätigen Ärzt:innen haben ihr Medizinstudium im Ausland abgeschlossen, was die Versorgung im Land zusätzlich anfällig macht. In den vergangenen Jahren ist der Anteil ausländischer Ärzte kontinuierlich gestiegen, 2014 waren es noch 31 Prozent. Die Schweiz liegt mit diesem Ausländeranteil weit über dem OECD-Durchschnitt von 19 Prozent. Die meisten ausländischen Ärzt:innen stammen aus Deutschland (49,4 Prozent), gefolgt von Italien (9,7 Prozent), Frankreich (7,1 Prozent) und Österreich (6,0 Prozent).
Laut Statistik ist die durchschnittliche Arbeitszeit der Ärzt:innen 2024 leicht gesunken, was teils auf die zunehmende Nachfrage nach Teilzeitmodellen und Gemeinschaftspraxen zurückzuführen ist. Insbesondere Frauen im Praxissektor bevorzugen Doppel- oder Gruppenpraxen mit 48,2 Prozent gegenüber der Tätigkeit in Einzelpraxen (37,1 Prozent). Männer sind mehr in Einzelpraxen (62,9 Prozent) tätig. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sind Massnahmen erforderlich, fordert nun der FMH: Mehr Medizinstudienplätze, eine bessere Finanzierung von Weiterbildungsplätzen und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen sind notwendig, um die Kapazität im Gesundheitswesen langfristig zu sichern. (kagr)
Quelle: FMH
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