© Getty Images/iStockphoto

Eine umfassende Übersicht

Kognitive Störungen und Abhängigkeitserkrankungen

<p class="article-intro">Abhängigkeitserkrankungen können mit teilweise ausgeprägten kognitiven Störungen einhergehen. Im Folgenden soll diesbezüglich der jetzige Stand der Kenntnisse dargestellt werden. Der Fokus liegt dabei auf den substanzgebundenen Abhängigkeiten.</p>
<p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Chronischer Alkoholmissbrauch kann zu erheblichen strukturellen und funktionellen Sch&auml;digungen des Gehirns sowie kognitiven Beeintr&auml;chtigungen f&uuml;hren. Durch Abstinenz sind diese Prozesse in gewissem Umfang reversibel.</li> <li>Ob das Trinken m&auml;ssiger Mengen Alkohol protektive Effekte hinsichtlich eines kognitiven Abbaus und des Demenzrisikos hat, ist umstritten.</li> <li>Alle Personen, bei denen es Hinweise auf chronischen Alkoholmissbrauch und Verdacht auf Wernicke-Enzephalopathie gibt, sind sofort mit parenteralem Thiamin zu behandeln.</li> <li>Ob ein l&auml;ngerfristiger Missbrauch von Benzodiazepinen oder anderen Substanzen zu bleibenden kognitiven Beeintr&auml;chtigungen f&uuml;hrt, ist unklar.</li> </ul> </div> <h2>Kognition und Alkohol</h2> <p>Chronischer Alkoholmissbrauch kann mit erheblichen strukturellen und funktionellen Sch&auml;digungen des Gehirns sowie kognitiven Beeintr&auml;chtigungen verbunden sein. Durch Abstinenz sind diese Prozesse in gewissem Umfang reversibel, eine Entgiftung f&uuml;hrt aber in weniger als der H&auml;lfte der F&auml;lle von alkoholbedingten kognitiven Defiziten zu einer vollst&auml;ndigen Erholung. Die Faktoren, die die Entwicklung einer neurotoxischen Sch&auml;digung und Degeneration, die Reversibilit&auml;t der Sch&auml;digung und die Langzeitfolgen in Bezug auf die Gehirnfunktion bestimmen, sind noch nicht gekl&auml;rt.<sup>1</sup><br /> Eine einw&ouml;chige Abstinenz kann in der Regel viele der mit starkem Alkoholkonsum verbundenen kognitiven Defizite bessern, die Erholung der kognitiven F&auml;higkeiten kann sich &uuml;ber mehrere Jahre fortsetzen. Der Verlauf der kognitiven Erholung ist noch nicht vollst&auml;ndig verstanden, jedoch scheinen sich verbale Defizite schneller als visuelle Beeintr&auml;chtigungen zu bessern.<sup>2</sup> Exekutive Funktion, Arbeitsged&auml;chtnis sowie perzeptuelle und motorische F&auml;higkeiten erholen sich h&auml;ufig nicht nach kurzfristiger Abstinenz.<sup>3</sup> H&auml;ufige Entz&uuml;ge und Alkoholexzesse scheinen die kognitiven F&auml;higkeiten deutlich zu verschlechtern.<sup>4, 5</sup><br /> &Auml;ltere Menschen mit Alkoholabh&auml;ngigkeit zeigen st&auml;rkere alkoholbedingte kognitive Ver&auml;nderungen und bei ihnen besteht eine geringere Wahrscheinlichkeit, dass sie sich auch bei dauerhafter Abstinenz kognitiv erholen.<sup>2</sup> Andere Faktoren wie Geschlecht und Bildung tragen wahrscheinlich auch zur Vulnerabilit&auml;t hinsichtlich kognitiver Beeintr&auml;chtigungen bei. Ein niedriges Bildungsniveau ist mit geringerer kognitiver Erholung verbunden, und Frauen scheinen anf&auml;lliger f&uuml;r kognitive Beeintr&auml;chtigungen zu sein, trotz eines generell niedrigeren Alkoholkonsums als M&auml;nner.<sup>3, 5</sup><br /> Weiterhin besteht Unklarheit &uuml;ber den direkten Anteil der Alkoholtoxizit&auml;t bzw. den Einfluss von Thiaminmangel oder von anderen Ern&auml;hrungsdefiziten bei der Pathogenese chronischer alkoholbedingter Gehirnsch&auml;digungen. Wahrscheinlich ist dies auf &Uuml;berschneidungen in ihren Wirkungen in Verbindung mit der Tatsache zur&uuml;ckzuf&uuml;hren, dass Alkohol die Absorption und Verwertung von Thiamin beeintr&auml;chtigt. Auch ist es m&ouml;glich, dass die Nahrungsaufnahme und die peripheren Blutspiegel von Thiamin normal sind, w&auml;hrend die Verwertung und Wirkung von Thiamin am Endorgan unzureichend sind. Diencephalon, Grosshirnrinde, Hippocampus und weisse Substanz sind anf&auml;llig f&uuml;r die neurotoxischen Wirkungen von Alkohol und Stoffwechselst&ouml;rungen, die durch Thiaminmangel verursacht werden.<sup>6, 7</sup> Ein Thiaminmangel verringert die Neurotrophinspiegel im Thalamus und die Neurotransmitterspiegel im Hippocampus und in der Grosshirnrinde. Zusammen mit einer chronischen Alkoholexposition f&uuml;hrt ein Thiaminmangel zu einem Verlust der neuralen Plastizit&auml;t aufgrund einer verringerten GABAergen Hemmung und einer erh&ouml;hten glutamatergen Erregung.<sup>7</sup></p>
Vielen Dank für Ihr Interesse!

Einige Inhalte sind aufgrund rechtlicher Bestimmungen nur für registrierte Nutzer bzw. medizinisches Fachpersonal zugänglich.


Sie sind bereits registriert?
Loggen Sie sich mit Ihrem Universimed-Benutzerkonto ein:

Login

Sie sind noch nicht registriert?
Registrieren Sie sich jetzt kostenlos auf universimed.com und erhalten Sie Zugang zu allen Artikeln, bewerten Sie Inhalte und speichern Sie interessante Beiträge in Ihrem persönlichen Bereich zum späteren Lesen. Ihre Registrierung ist für alle Unversimed-Portale gültig. (inkl. allgemeineplus.at & med-Diplom.at)

Registrieren

Back to top